Reiseanbieter

In Österreich kam vom Bund direkte Hilfe für die Reiseunternehmen. Das gibt den Reise-Unternehmern Schnauf und auch etwas Zuversicht in der aktuellen Misere. Bild: Austin Kehmeier

«Die Reiseunternehmer spüren wieder Boden unter den Füssen»

Blick über die Grenze: In Österreich erhalten Reiseunternehmen nicht nur Fixkostenzuschüsse, sondern auch Entschädigungen für stornierte Umsätze. Unsere Politiker sollten genau hinschauen, wie das geht.

Die Schweizer Reisebranche kämpft weiterhin mit den finanziellen Einbussen, welche ihr die Coronavirus-Pandemie beschert hat - stornierte Umsätze, kaum Neubuchungen, für diverse Firmeninhaber auch keine Kurzarbeitsentschädigungen. Das Eis ist dünn und diese Woche wurde es mit der direkten finanziellen Hilfe aus Bern auch nichts.

Da haben es die Kollegen aus Österreich etwas besser. Die österreichische Bundesregierung hat nämlich gleich in mehrfacher Hinsicht einen Rettungsschirm für die Reisebranche aufgespannt. Zum einen gibt es in unserem östlichen Nachbarland für Unternehmen einen so genannten «Fixkostenzuschuss», wo zum Beispiel Mieten und andere laufende Kosten vom Staat ohne Rückzahlungsverpflichtung unterstützt werden. Den Fixkostenzuschuss gab es bereits zuvor; vor wenigen Tagen wurde dieser nun in einer zweiten Version für weitere sechs Monate verlängert.

Die Zuschusshöhe ist jetzt fix proportional zum Umsatzausfall: Fallen 50 Prozent der Umsätze weg, gibt es 50 Prozent Zuschuss zu den Fixkosten. Nachdem der Fixkostenzuschuss das wirtschaftliche Überleben Unternehmen in der Coronakrise ermöglichen soll, darf die Liquiditätshilfe nicht für die Zahlung von Boni an Vorstände oder Geschäftsführer verwendet werden. Die Richtlinien für den Fixkostenzuschuss gelten vorbehaltlich der noch ausständigen Genehmigung der EU-Kommission, welche in Kürze erwartet wird.

Neu wurden in der zweiten Fassung - das Gesetzesblatt finden Sie unter diesem Link - auch «endgültige frustrierte Aufwendungen» aufgenommen. Das heisst, die österreichische Reisebranche erhält eine Entschädigung für stornierte Umsätze, konkret und im Wortlaut des Gesetzblattes für «Aufwendungen, die nach dem 1.6.2019 und vor dem 16. März 2020 konkret als Vorbereitung für die Erzielung von Umsätzen, die im Betrachtungszeitraum realisiert werden sollten, aber aufgrund der Ausbreitung von COVID-19 und der dadurch verursachten wirtschaftlichen Auswirkungen nicht realisiert werden können.» Und weiter: «Der Nachweis dieser Aufwendungen kann auch in vereinfachter Form durch das pauschale Heranziehen von branchenspezifischen Durchschnittswerten erfolgen.»

Stimmung in der österreichischen Reisebranche «gehoben»

«Der letzte Satz ist bemerkenswert, weil Branchenvertreter von einem Pauschalwert von 10 Prozent ausgehen», erklärt Dieter Putz, Redaktor bei unseren Kollegen des österreichischen Fachmediums «tip-online.at», und damit gemeint sind 10 Prozent des Dossierwerts, «das hat die Stimmung in der heimischen Branche extrem gehoben. Die Unternehmer spüren wieder Boden unter den Füssen und sehen gute Chancen, so die nächsten Monate finanziell überbrücken zu können.»

Nicht zuletzt wurde die Kurzarbeitsberechtigung verlängert. In Österreich läuft diese so ab: Mitarbeitende können zwischen 10 und 79 Prozent des Pensums arbeiten; der Arbeitgeber bezahlt die tatsächlich geleistete Arbeit. Die darüber anfallenden Kosten übernimmt der Staat. Die Mitarbeitenden bekommen somit je nach Gehalt 80 oder 90% ihres Fixgehaltes.

Die Vorschläge der Branchenverbände wurden somit von der Politik weitgehend umgesetzt. Dies bei einer Branche, welche in ihrer Grösse in etwa mit jener in der Schweiz vergleichbar ist: In Österreich, dessen Einwohnerzahl mit rund 8,9 Millionen leicht grösser als jene der Schweiz ist, gab es Ende 2019 genau 2146 Reisebüros (wovon 730 auch als Veranstalter tätig sind), mit einem Volumen von rund 8000 Arbeitsplätzen.

Die Schweizer Reisebranche kann aktuell nur hoffen, dass Fixkostenzuschüsse und Umsatzausfall-Entschädigungen überhaupt ein Thema werden. Bei uns liegen derzeit diverse Formen der Hilfe auf dem Tapet. Aktuell gibt es für die Schweizer Reisebranche aber noch kein Aufatmen.

(JCR)