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Informierte heute die Schweizer Medien über die jüngste Enwicklung bei TUI Suisse: Philipp von Czapiewski, CEO seit dem 1. März 2020. Bild: TN

«Die aktuellen Learnings werden TUI Suisse weiterbringen»

Gregor Waser

Nach sechs schwierigen Monaten als neuer CEO von TUI Suisse zieht Philipp von Czapiewski heute eine erste Zwischenbilanz: Er spricht vom massiven Umsatzrückgang, wie er sich die Offline-Online-Verknüpfung vorstellt und welches die wichtigen Learnings der Krise sind.

Eines Tages wird Philipp von Czapiewski auf das Jahr 2020 zurückschauen und ungläubig den Kopf schütteln. Kaum hatte der 36-Jährige anfangs 2020 zugesagt, die Nachfolge von CEO Martin Wittwer per 1. März bei TUI Suisse anzutreten, stand die Reisewelt still. Die Folgen sind bekannt, die Redimensionen bei den Reiseveranstaltern auch. Bei TUI Suisse sehen die so aus: 8 der 62 Filialen werden geschlossen, 70 der 468 Mitarbeitenden müssen gehen.

Ein halbes Jahr nach Stellenantritt bei TUI Suisse äussert sich Philipp von Czapiewski heute ausführlich während eines Medienfrühstücks am Zürcher Hauptsitz. Der Hannoveraner, der in den letzten Monaten zwischen Deutschland und der Schweiz pendelte – aber beabsichtigt, bald mit Gattin und zweijähriger Tochter nach Zürich zu ziehen –, sieht trotz der riesigen, aktuellen Herausforderungen TUI Suisse gut aufgestellt, um in den kommenden Jahren in der Schweiz zu performen.

Bei seinem Rückblick auf das bisherige Jahr zeigt sich der neue TUI-Suisse-Chef erfreut über den starken Januar, der auch für die jetzige Situation helfe. Am 16. März mit dem Lockdown wurde das Programm ausgesetzt und 700 Schweizer Gäste wurden zurückgeholt. Es folgte die Kurzarbeit, eine Kostensenkungsprogramm. Seit dem 15. Juni erfolgt der Restart, «wenn auch noch auf kleinem Niveau».

Entsprechend fällt nun auch die Zwischenbilanz für den Sommer 2020 brutal aus. Philipp von Czapiewski räumt ein: «Wir liegen massiv zurück, rund 80 Prozent gegenüber letztem Sommerhalbjahr. Die Mittelstrecke ist eingeschränkt möglich, die Eigenanreise entwickelt sich gut, wenn dies auch für uns nur einen kleinen Teil des Portfolios ausmacht. Cruises sind nur sehr eingeschränkt möglich, Fernreisen praktisch nicht.» Er spricht von der grössten Krise für die Touristik und die TUI, die es je gegeben hat. Für das Gesamtjahr erwartet er tiefrote Zahlen.

Die Massnahmen, um aus der Krise zu finden, sind eingeleitet. 8 Filialen werden geschlossen. Auf die Gründe angesprochen, nennt er wirtschaftliche Aspekte und Überlegungen hinsichtlich Übergabe von Kunden an nahe gelegenene Filialen. Eine weitere Massnahme: der Standort von Cruisetour an der General-Wille-Strasse in Zürich wird aufgegeben und die Tätigkeiten aufgeteilt. Der Cruisetour-Verkauf erfolgt neu am Airtours-Standort an der Augustinergasse, das Backoffice und Operating am Hauptsitz an der Friesenbergstrasse.

Schnell spricht der Hannoveraner, sein Speech dauert 30 Minuten ohne einzigen Versprecher und auf die anschliessenden Journalisten-Fragen antwortet er präzise ohne auszuweichen. Ein eindrücklicher erster Medienauftritt, geprägt von Sachlichkeit, aber auch einem gewissen Optimismus.

«Wir wollen die mit Abstand beste Zeit anbieten.»

Zwar erwartet von Czapiewski, dass keine schnelle Erholung zu erwarten ist und sich die Krise noch mehrere Jahre auswirken könnte. Doch erste Anzeichen auf der Mittelstrecke stimmen in positiv – Kreta und die Südtürkei liegen vorne – und er spricht von etlichen Learnings.

Eines davon ist die frühzeitige Buchungsfreigabe für den Winter und bereits den kommenden Sommer sowie die Flexibilität bei den Umbuchungsregeln. Die Umstellung der Prozesse werde auch künftig genutzt werden können. Ein weiteres Learning: die schnelle Implementierung von Schutz- und Hygienemassnahmen in den Reisebüros sowie in den Hotels vor Ort. «Aus der Vogelperspektive betrachtet helfen uns diese Learning, uns als Unternehmen weiterzubringen, dies auch im Kontext der Digitalisierung», sagt von Czapiewski.

Die Digitalisierung wird auch im Vertrieb noch stärker gewichtet, er erläutert die Omnichannel-Strategie, spricht von Online-Offline-Verzahnung. Dazu gehört etwa der neue Shopfinder, der die Online-Präsenz auf TUI.ch der einzelnen Fililalen verbessert. Und in 20 Filialen werde bereits mit gutem Feedback die Video-Beratung erprobt. Parallel dazu sei die TUI-App immer wichtiger, die den Kunden vor, während und nach der Reise unterstütze.

Bereits sind bei der TUI Group 150 der 400 eigenen Hotels wieder geöffnet, das Portfolio werde stets erweitert. Neu dazu gekommen ist das TUI Blu Montafon, das im Juli öffnete und sehr beliebt sei. Im April folgt das TUI Blu Sylt und im Beach-Bereich im Sommer 2021 der neue Robinson-Club auf Zypern. Eine weitere Neuerung folgt voraussichtlich noch im September, vorbehältlich der behördlichen Genehmigung: die Covid-Protect-Versicherung. Diese sieht vor, bei einer Covid-Erkrankung vor Ort die Heilung abzusichern sowie die Unterbringung wie auch den Rücktransport der Angehörigen einzuschliessen.

Stolz zeigt sich Philipp von Czapiewski über den Abschluss der zwölf TUI-Lernenden, vier werden weiterbeschäftigt. Und neu hinzu gekommen sind zehn neue Lernende. Zum Thema Homeoffice sagt er, dass dieses weiterentwickelt werde und künftig an Bedeutung gewinnen – dies auch dank der verbesserten Digitalisierung.

«Menschen wollen und werden reisen», zeigt sich der TUI-Chef überzeugt, «und hier bei der TUI schaffen wir aussergewöhnliche Reiseerlebnisse – in Kombination mit Sicherheit und Flexibilität». Um dann noch augenzwinkernd den doppeldeutigen Werbeslogan bekanntzugeben: «Wir wollen die mit Abstand beste Zeit anbieten».

Und so stellt sich TUI Suisse sichere Ferien vor: