Reiseanbieter

Francis Burke (links) und Daniel Camenzind haben anfangs August INFINITI GOLF - Reisen & Events in Rotkreuz ZG gegründet. Bild: TN

Wieso Daniel Camenzind gerade jetzt ein Reisebüro eröffnet

Gregor Waser

Der ehemalige TUI-Regionalleiter Daniel Camenzind und sein Geschäftspartner Francis Burke, ein ehemaliger Golf-Pro, haben mit INFINITI GOLF einen neuen Golf-Anbieter ins Leben gerufen. Travelnews hat das junge Unternehmen in Rotkreuz ZG besucht.

Die Reisewelt liegt in den Seilen, ist schwer angeschlagen. Der Betrieb am Flughafen Zürich läuft noch kaum wieder zur Hälfte, Fernreisen sind quasi inexistent.

Viele Reiseprofis verlieren gerade ihren Job. Doch einer hat seine 14-jährige Beschäftigung bei TUI Suisse, zuletzt als Regionalleiter Zentralschweiz, per Ende Juli aus eigenen Stücken aufgegeben und ein eigenes Unternehmen gegründet. Travelnews wollte von Daniel Camenzind wissen, was ihn zu diesem mutigen Schritt bewogen hat.

Zwei Gehminuten vom Bahnhof Rotkreuz ZG, im ersten Stock eines Bürogebäudes öffnen wir die Türe zum Sitz von INFINITI GOLF – Reisen und Events: ein schöner Raum mit zwei Arbeitsplätzen, Küchenecke und Sitzungstischchen, dazu gross das Logo an der Wand. Daniel Camenzind und Francis Burke sind am Telefon, führen angeregte Gespräche. Gerade mal drei Wochen ist das Unternehmen alt und hier ist von einem Reisestillstand nichts zu spüren.

«Wir ergänzen uns ideal mit unserem unterschiedlichen Know-how.»

«Vielleicht wird der Kuchen kleiner», sagt Daniel Camenzind, «doch jetzt eröffnet sich für ein Reisebüro auch eine grosse Chance. Die Beratung wird noch wichtiger in Zukunft.» Klar sei der jetzige Zeitpunkt mit gewissen Risiken verbunden, eine Firma zu gründen. «Doch wir haben vor eineinhalb Jahren schon erste Gespräche geführt, dann wurde die Idee immer konkreter und wir sind von unserem Konzept überzeugt.»

Das Spezielle beim neuen Golfreise-Anbieter: die beiden Co-Geschäftsführer verfügen über ein komplementäres Know-how. Hier der Reiseprofi Daniel Camenzind (50) mit 34-jähriger Branchenerfahrung, bei dem Golf als Hobby in den letzten fünf Jahren immer wichtiger geworden ist – da Francis Burke (52), oder «Frankie» wie der gebürtige Schotte genannt wird, der früher Golfprofi und viel in Golf-Mission unterwegs war und über ein grosses Netzwerk verfügt. «Mit einem anderen Reisebüroprofi mit gleichem Background hätte ich die Firma nicht gegründet», sagt Camenzind, «doch Frankie und ich kennen uns schon seit vielen Jahren und ergänzen uns ideal mit unserem unterschiedlichen Know-how».

Die Ausgangslage, um im Golfreisemarkt Fuss zu fassen, scheint jedenfalls gut. Bereits verfügt die junge Firma dank Camenzind über zahlreiche Partnerschaften – sei es vor Ort an den Destinationen, mit Schweizer Touroperators oder Airlines. Und Francis Burke hat beste Verbindungen in die Golfszene – zu Plätzen, Golfern und zu Firmen, die am Thema Golf interessiert sind.

Vier Tätigkeitsbereiche hat das Gründerduo vorgesehen. Gruppenreisen mit einem Pro einerseits. Dann stehen individuelle Golfreisen im Angebot, weiter auch Turnierbesuche sowie sogenannte Pro Ams – etwa eine Golfrunde mit einem Professional im Vorfeld eines grossen Turniers. Die Webseite mit detaillierten Infos wird nächste Woche aufgeschaltet unter www.infinitigolf.ch.

Nur fünf Minuten vom Geschäftssitz entfernt liegt der Golfplatz Holzhäusern, wo Francis Burke und Daniel Camenzind oft anzutreffen sind. «Ist man mit anderen Golfern auf einer Runde, fällt spätestens beim dritten Loch die Frage, wo arbeitest du, wo warst du zuletzt in den Golfferien? Visitenkarten verteilen wir jedenfalls am häufigsten gleich auf dem Golfplatz oder beim anschliessenden Lunch». Direktverkauf sei zunächst angesagt, ob ein Vertrieb später über Reisebüros mal ein Thema wird, lassen die beiden offen. Und ob sie denn neben Golfreisen auch weitere Reisen anbieten? Camenzind sagt dazu: «Wenn nun jemand nach fünf Golfreisen sagt, er wolle nächstes Jahr auf Kreuzfahrt, wehren wir uns nicht. Aber primär stehen Golfreisen im Fokus».

«St. Andrews ist ein spirituelles Mekka. Jeder Golfer muss mal dort gewesen sein.»

Wie der Golfer tickt, was seine besonderen Wünsche sind und wie sich die Golftrends entwickeln, scheint das Duo gut zu wissen – ebenso, dass die Nachfrage nach Golfreisen gross ist bei Schweizer Golfern, und von denen gebe es kontinuierlich mehr. «Nach der abgelaufenen Saison in der Schweiz wollen viele Golfer auch im November oder Januar auf die Runde gehen oder an ihrer Technik feilen», ist Camenzind überzeugt, um anzufügen: «Der Golfreisende ist nicht unbedingt einer, der die Menschenmassen sucht, sondern zu zweit, dritt oder viert auf dem Golf Course weilt, was bezüglich einer Infektionsgefahr nicht gefährlicher ist, als in der Schweiz zu bleiben».

Doch wohin soll denn die Golfreise gehen im kommenden Winter? Derzeit steht es um die Einreisemöglichkeit in die beliebtesten Golf-Ferndestinationen schliesslich schlecht. Francis Burke empfiehlt die Südtürkei als November-Ziel, aber vielleicht seien bis November auch Ziele wie Dubai oder Südafrika wieder gut zugänglich. Auf die persönlichen Lieblings-Golfziele angesprochen, überlegt Francis Burke nicht lange und nennt St. Andrews in Schottland und spricht von einem spirituellen Mekka, jeder Golfer müsse mal dort gewesen sein. Daniel Camenzind ist vom neulichen Besuch auf dem Golfplatz Castelfalfi in der Toscana begeistert, der Platz sei anspruchsvoll und die Umgebung traumhaft.

Die Schweizer Reiseanbieter-Landschaft verfügt in Zeiten der vielen Schliessungen nun jedenfalls seit anfangs August über einen interessanten, neuen Player, von dem man in der Golfszene und darüber hinaus noch viel hören dürfte.