Reiseanbieter

Restrukturierung? Verkauf? Es sind mehrere Szenarien für die Reisebüros von STA Travel in der Schweiz und weltweit denkbar. Bild: AdobeStock

«Der Insolvenzverwalter entscheidet, ob und wie es weitergeht»

Jean-Claude Raemy

Die Insolvenz von STA Travel ist nicht zwingend gleichbedeutend mit der Schliessung aller Filialen. Was damit geschieht, liegt jedoch nicht direkt unter der Kontrolle von STA Travel selber, wie wir von Casper Urhammer (CEO DK Travel Group) erfahren haben.

Casper Urhammer

Am Mittwochabend meldete die STA Travel Holding AG Insolvenz an. Das ist die in der Schweiz ansässige Dachgesellschaft aller Ländereinheiten von STA Travel weltweit; der weltweit grösste Jugendreiseanbieter ist aktuell mit Büros in 11 Ländern präsent (Schweiz, Deutschland, Österreich, Australien, Neuseeland, Grossbritannien, USA, Thailand, Japan, Singapur, Südafrika); aktiv aber natürlich noch in diversen weiteren Ländern. Die länderspezifischen Firmen-Websites sind inzwischen offline bzw. werden als «under maintenance» im Netz angezeigt.

Aus Schweizer Sicht interessiert natürlich, was mit den 12 Reisebüros passiert.

Casper Urhammer, der dänische CEO der DK Travel Group - in dieser sind die Reiseunternehmen STA Travel, Globetrotter, Diethelm Travel, Explorer und Travellers Autobarn gebündelt - erklärt gegenüber Travelnews am Telefon: «Jede Ländereinheit arbeitet separat. Bei der Abwicklung sind aufgrund unterschiedlicher Gesetzgebungen und Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern unterschiedliche Szenarien möglich. Entscheidend wird sein, wie die jeweiligen Insolvenzverwalter vorgehen. Für die Entscheidung werden sie jeweils eng mit den Leitern der nationalen oder regionalen Einheiten kooperieren.» Für die Schweiz zuständig ist der Österreicher Reinhard Kotzaurek, der Managing Director Central Europe von STA Travel, also mit Verantwortung für die DACH-Länder.

In der Schweiz wurde am 19. August um die Einsetzung eines Insolvenzverwalters gebeten; laut Urhammer wurde diese Person von Behördenseite inzwischen bestimmt; der Name wird noch nicht bekannt gegeben. Dieser obliegt es dann zu entscheiden, was passiert. «Es ist denkbar, dass restrukturiert wird, oder verkauft, oder andere Szenarien zum Zug kommen», erklärt Urhammer, «wir gehen davon aus, dass einige STA-Einheiten überleben werden.» Nicht möglich sei jedoch «cherry picking», also der Kauf einzelner Einheiten - falls es zum Verkauf kommt, gilt pro Land «all or nothing». Interesse für die Filialen, die teils an hervorragenden Standorten gelegen sind, dürfte es durchaus geben. Merger-Profi und Tourismus-Experte Stephan Hitz prognostizierte jüngst bei Travelnews, dass im Bereich «distressed M&A» eine beschleunigte Konsolidierung einsetzt und nun Gelegenheiten winken.

In diesem Zusammenhang wichtig zu erwähnen: Zwar verfügte STA Travel zu Jahresbeginn effektiv über 12 Filialen in der Schweiz; nach der vorübergehenden Corona-bedingten Schliessung haben aber nur 7 Filialen wieder geöffnet. Wobei «geöffnet» nur bedeutet, dass man auf Vereinbarung ein 1:1-Meeting abhalten konnte; eine Wiedereröffnung für Laufkundschaft gab es nicht, die STA-Mitarbeitenden arbeiten seit Monaten grundsätzlich von zuhause aus. Ebenso erwähnenswert: Aktuell wurde noch keine Entlassung ausgesprochen. Die rund 30 Mitarbeitenden von STA Travel in der Schweiz harren der Dinge, die da kommen (ebenso wie die rund 1500 weiteren STA-Mitarbeitenden weltweit). Ein Zeitfenster gibt es nicht: Wie es weitergeht, ist Sache des Insolvenzverwalters und liegt nicht unter Kontrolle von STA Travel. Urhammer bedauert die aktuelle Entwicklung und wünscht sich eine möglichst optimale Abwicklung des Unternehmens.