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In der aktuellen Notlage brauchen alle Unterstützung. Der SRV bietet diese in Form von Beitragsreduktionen und Engagement in Bern. Bild: AdobeStock

Der SRV halbiert für 2021 die Mitgliederbeiträge und sagt die Ausland-GV ab

Jean-Claude Raemy

Der Schweizer Reise-Verband (SRV) hat über seine Vorstandssitzung und eine Teilnahme an einem hochkarätigen Roundtable in Bern informiert. Dabei wurden einige wegweisende Entscheide getroffen - etwa, dass die SRV-GV 2020 in Ras-al-Khaimah gestrichen wird. Eine SRV-GV in verkürzter Form wird in der Schweiz stattfinden.

Die Vorstandssitzung des Schweizer Reise-Verbands (SRV) vom 11. Juni hatte es in sich: Die Verbandsaktivitäten der vergangenen Wochen und Monate wurden aufgearbeitet und dabei kam es auch zu einigen, sagen wir mal «aussergewöhnlichen» Entscheidungen. «Oberste Priorität muss für uns aktuell haben, unsere Mitglieder und die Branche allgemein aus dieser Krise herausbringen zu können», erklärt SRV-Präsident Max E. Katz gegenüber Travelnews.

Und weil die Reisebranchenunternehmen aktuell vor allem finanziell ums Überleben kämpfen, kommt der SRV zunächst einmal von dieser Seite entgegen. So hat der SRV-Vorstand sich dafür ausgesprochen, an der kommenden Generalversammlung zu beantragen, die Jahresbeiträge für die Aktivmitglieder für das nächste Geschäftsjahr (1.10.20 – 30.09.21) um 50 Prozent zu senken. «Die Mindereinnahmen von über CHF 300'000 werden wir aus dem Vereinsvermögen finanzieren», schreibt dazu der SRV. Keine Reduktion könne man auf dem Solidaritätsbeitrag von 400 Franken für die Aus- und Weiterbildung gewähren, da für die Reform «Kaufleute 2022» ein erhöhter Finanzbedarf bestehe. Da wäre aber auch am falschen Ort gespart, finden wir zumindest.

Und da die Generalversammlung erwähnt wird: Aufgrund der aktuellen Situation hat der SRV-Vorstand beschlossen, die Reise zur Generalversammlung nach Ras-Al-Khaimah um ein Jahr zu verschieben. Die Kooperationsdetails mit dem Gastgeberland werden noch besprochen. Das heisst übrigens nicht, dass es erstmals zu einer Nicht-Durchführung kommt: Der SRV plant, die diesjährige Generalversammlung auf einen halben Tag zu beschränken und in der Schweiz abzuhalten. Über den neuen Austragungsort und das Datum wird baldmöglichst informiert. Die Durchführung in der Schweiz wird den Vorteil haben, dass Planungssicherheit besteht (etwa hinsichtlich den Flügen) - und gewisse Mitglieder freuen, weil dadurch die Ökobilanz der GV besser ausfällt. Viele werden aber auch das besondere Flair der Auslands-GVs vermissen. Aber es ist ja nur aufgeschoben.

SRV stellt Forderungen an die Swiss

Weiter drückt der Schuh natürlich im Verhältnis mit den Fluggesellschaften. «Wir haben von der Swiss einen Rückzahlungsplan eingefordert, da wir für die ausstehenden Rückzahlungen nicht bis zum 30. September 2020 zuwarten wollen», schreibt der SRV in einem Communiqué. Bisher sei allerdings noch keine erste Tranche des vom Bund abgesicherten Kredits geflossen. Das Geld wird vermutlich erst nach der Hauptversammlung der Lufthansa vom 25. Juni 2020 ausbezahlt. Mit der in Aussicht gestellten Alternative, Neubuchungen über die UATP-Karte abzurechnen, seien die wenigsten Reisebüros glücklich. Es ist zwar eine Möglichkeit, das bestehende Guthaben mit Neubuchungen zu verrechnen, birgt aber für die Reisebüros einen enormen operationellen Aufwand. «Wir fordern deshalb die Swiss und alle anderen Airlines auf, den BSP Link für Rückerstattungen über die GDS schnellst möglich wieder zu öffnen», so der SRV weiter. Nach Ansicht des SRV sei die Schliessung dieses Links illegal. Von juristischen Schritten wird nichts gesagt. Aktuell steigt allerdings der Druck in der Öffentlichkeit gegenüber dem Geschäftsgebaren der Airlines, sobald vielleicht bald Bewegung in die Sache kommt.

Im Rahmen der Vorstandssitzung wurde auch bekannt, dass Martin Wittwer (ehemaliger CEO TUI Suisse) nach 21 Jahren erwartungsgemäss seinen Rücktritt aus dem Vorstand bekanntgegeben hat. Der SRV wird ihn anlässlich der nächsten GV gebührend für dessen geleisteten Dienste verabschieden. Ein Nachfolger muss gewählt werden. Wittwers Nachfolger bei TUI Suisse, Philipp von Czapiewski, liess gegenüber Travelnews jedenfalls bereits verlauten, dass er der Aufgabe nicht abgeneigt wäre.

Oder sollte allenfalls nochmals jemand von den «Kleinen» in den Vorstand gewählt werden? Möglich wäre es, es bräuchte jedoch eine Kandidatur und eine gewonnene Wahl. Mal schauen.

Zu guter Letzt hat sich der SRV-Vorstand auch selbstkritisch mit der Krisenkommunikation auseinandergesetzt, welche teils bemängelt wurde, und hat mögliches Optimierungspotential und Modernisierungsmassnahmen besprochen. Nach einer weiteren Sitzung sollen diese in einem Massnahmenplan umgesetzt werden. Dazu Katz: «Vielleicht haben wir in der Kommunikation manchmal Fehler gemacht, wer war schon auf die unglaubliche Tragweite der Corona-Krise vorbereitet... Wir haben uns bemüht, stets via eigenen Mitteilungen und auch über die Branchenpresse möglichst umfassend zu informieren. Trotzdem werden wir unser Kommunikationskonzept überarbeiten.»

Runder Tisch mit Bundesrat Guy Parmelin und den Wirtschaftsverbänden

Nebst der Vorstandssitzung gab es am gestrigen Tag für SRV-Präsident Katz noch eine weitere Sitzung, in Form seiner Teilnahme am Runden Tisch «Coronavirus» mit Bundesrat Guy Parmelin und diversen Wirtschaftsverbänden (ASTAG, Economiesuisse, EXPO EVENT, GastroSuisse, HotellerieSuisse, Schweizer Tourismus-Verband, Schweizerischer Arbeitgeberverband, Schweizer Baumeisterverband, Schweizerischer Gewerbeverband, Schweizerischer Gewerkschaftsbund, Swissmem, Swissstaffing, Travail.Suisse, Konferenz kantonaler Volkswirtschaftsdirektoren). «Ich konnte die branchenweite Forderung nach Weiterführung der Kurzarbeitsentschädigung für Personen in arbeitgeberähnlicher Stellung an höchster Stelle platzieren», erklärt Katz; dabei fand er bei mehreren anderen Verbänden Unterstützung, derweil man sich auf Seite des Bundes noch eher ablehnend gezeigt habe.

Erfreulich war immerhin die Information von Bundesrat Parmelin, dass die Dauer der Kurzarbeitsentschädigung, welche zunächst bis 31. August 2020 begrenzt war, auf 18 Monate verlängert werden soll. Dieser Antrag muss allerdings noch vom Gesamtbundesrat genehmigt werden.

Der Runde Tisch bot Katz auch Gelegenheit, die besondere Situation der Reisebranche als Härtefall zu positionieren und das Ausmass der finanziellen Verluste aufzuzeigen. Zusätzlich zum bereits erlittenen Schaden wurden insbesondere die auch in den nächsten 6 Monaten zu erwartenden tiefen Umsätze thematisiert. «Unsere Branche wurde damit unverschuldet und aufgrund behördlicher Anordnungen in eine sehr schwierige Situation gebracht und verdient deshalb finanzielle Unterstützung», schreibt der SRV. Die anwesenden Vertreter des SECO, welche vom SRV schon mit umfangreichem Zahlenmaterial versorgt wurden, werden nun die Anliegen mit Bundesrat Parmelin weiterverfolgen.