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Das Ferienmenü ist wieder angerichtet. Doch Buchungen treffen erst spärlich ein. Bild: HO

«Es treffen erst vereinzelte Anfragen ein»

Gregor Waser

Die Veranstalter rollen ihre Ferienpalette für Reisen ab dem 15. Juni aus. Doch sind Feriengäste schon wieder bereit und interessiert? Das sagen sechs Reisebüros zur aktuellen Nachfrage.

Nach dreimonatigem Lockdown legen die Reiseveranstalter ihre Angebote wieder auf. Sowohl TUI und Hotelplan Suisse wie auch DER Touristik Suisse bieten ab Mitte Juni Teile des Europaprogrammes wieder an.

Doch stehen die Kunden bereits wieder in den Reisebüros? Zeichnet sich ein wiederkehrendes Interesse ab? Welche Reiseziele und Reisezeiträume sind bereits wieder ein Thema? Travelnews hat sich bei sechs Schweizer Reisebüros umgehört.

Jonas Sulzberger vom Reisebüro Sulzberger in Neuhausen SH sagt: «Wir stellen eine steigende Nachfrage fest, wenn auch auf tiefem Niveau. Vorwiegend sind wir immer noch mit Stornierungen und Umbuchungen beschäftigt, seien es Dossiers für USA/Kanada oder die Sommerferien.» In diesen Tagen seien vereinzelte Ferienwünsche für die Schweiz, Skandinavien und griechische Inseln eingetroffen. «Für nächstes Jahr kamen Anfragen für Ägypten, die Malediven und für Kreuzfahrten rein. Langstrecken-Ziele sind allgemein aber noch sehr verhalten.» Zudem würden Angebote mit der Möglichkeit, diese bis 14 Tage vor Abreise stornieren zu können, auf Interesse stossen.

«Die Aussichten sind dunkelschwarz», sagt Christina Gloor von Christina Gloor Reisen in Brugg AG. Und sie zählt die lediglich sieben Anfragen auf, die sie in den letzten Tagen erhalten hat:

  • zwei Anfragen für Flüge, die wegen Reiseeinschränkungen aber gar nicht möglich sind
  • eine Anfrage, ob man nach Frankreich einreisen könne
  • eine Anfrage für Kalifornien im Sommer 2021
  • eine Anfrage für eine Kreuzfahrt im Sommer 2021
  • eine Buchung für eine Ferienwohnung in der Schweiz über E-Domizil

«Weiter erhielt ich noch eine Anfrage für eine Hochzeitsreise quer durch die Schweiz, da die Kunden nicht mehr nach Schweden reisen möchten. Resultat: entweder erhielt ich keine Antwort der Hotels oder diese sagten, dass sie keine Provision zahlen».

Vertrauen und Sicherheit nötig

Béatrice Biner von Contemporary Travel in Dällikon ZH sagt, die Buchungssituation sehe «nicht gerade rosig» aus: «Einige Stammkunden buchen ihre Schweiz-Ferien aus Solidarität zu mir, das ist schön.» Weiter habe sie zwei Thailand-Buchungen für November erhalten sowie eine für Kambodscha, zudem eine Star-Clipper-Buchung für 2021 – mehr nicht.

«Ich habe nun eine Werbung aufgeschaltet, welche den Leuten Sicherheit geben soll. Denn mir scheint: ohne Vertrauen und Sicherheit, kein Konsum.»

Mit dieser Message wirbt Contemporary Travel um Kunden.

Bei Werner Blum von Move Reisen, Zürich-Affoltern, siehts nicht besser aus: «In den letzten Wochen war ich mit Annullationen und Umbuchungen beschäftigt.» Er könne sich aber vorstellen, dass nun das Geschäft leicht anziehe, jetzt wo etwa TUI wieder Angebote auflegt. Blum denkt da an Zypern, Portugal-Festland, Kroatien sowie Griechenland. «Für die Herbstferien könnte schon noch die eine oder andere Buchung reinkommen, aber Stand heute ist die Nachfrage praktisch bei null.»

«Leider sind wir immer noch mehrheitlich am Umbuchen von bestehenden Buchungen», sagt Yvonne Walser Georgy von Tödi Reisen in Sargans SG. «Neubuchungen lassen noch auf sich warten. Die Anfragen sind noch sehr spärlich, da alles noch sehr unklar ist und auch niemand richtig weiss, wie es dann vor Ort ablaufen wird.»

Auch bei Jörg Waldvogel von Chrisway in St. Gallen tönt es ähnlich: «Anfragen werden nur sehr wenige gemacht. Vier Buchungen für Schweiz-Reisen haben wir neulich getätigt, dies zu unserer Überraschung, fokussieren wir uns doch ausschliesslich auf Reisen ins Ausland.» Reisen in den Norden nach Skandinavien und Island würden zurzeit am ehesten das Interesse der Kunden wecken. «Die meisten Kunden möchten grundsätzlich ja reisen, denken aber, die Reise auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Die momentan angespannte Situation in den USA ist natürlich auch nicht förderlich, den Kunden eine USA-Reise noch dieses Jahr schmackhaft zu machen.»