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Die Zuversicht in der Reisebranche ist noch da - eine gewisse Skepsis ist aber auch aus den Zahlen hervorzulesen. Bild: Screenshot TN

Die Hälfte der Schweizer Reiseunternehmen glaubt an eine hohe Überlebenschance

Wir haben im Rahmen einer Umfrage über den aktuellen Stand der Dinge nachgefragt. Die Antworten fallen mehrheitlich zuversichtlich aus - und widerspiegeln doch die Dimension der Krise.

In den Medien wird derzeit viel von Lockerungen gesprochen - und der gestrige Auffahrtstag hat gezeigt, dass die Schweizer en masse die Vorzüge der Schweiz geniessen wollen, und sich dabei nicht selten um Distanzierungsregelungen foutieren. Doch die Lockerungen sind längst nicht für alle Unternehmen gleichbedeutend mit einer Rückkehr zu Erträgen. Die Reisebüros und Reiseveranstalter haben in den letzten Wochen praktisch nur Reisen storniert oder umgebucht; es sind keine Neubuchungen in Sicht und dazu gibt es das Damoklesschwert der nach Pauschalreisegesetz geschuldeten Rückvergütungen. Das Klagen ist unüberhörbar.

Doch wie ernst ist es wirklich? Das wollte Travelnews im Rahmen einer Umfrage wissen - die Fragen und die Antwort-Diagramme gibt es unter diesem Link. Insgesamt haben 185 Unternehmen bei der anonymen Umfrage mitgemacht, womit diese doch Aussagekraft hat. Mitgemacht haben erwartungsgemäss vor allem Vertreter von ebendiesen Reisebüros und Reiseveranstaltern, nämlich zu 85 Prozent; lediglich 5 Prozent der Antworten stammen von Transporteuren, der Rest von «anderweitig in/mit der Tourismusbranche Tätigen».

Das Verdikt ist deutlich: Bei 87 Prozent der Antwortenden liegt der Umsatzrückgang höher als 50 Prozent. Der Rest bewegt sich bei tieferen Rückgängen, lediglich 1 Prozent spricht von Rückgängen unterhalb von 10 Prozent. Trotz der massiven Rückgänge glaubt aber immerhin die Hälfte der Antwortenden, dass die Krise überstanden wird, da man genügend Rückstellungen habe. Das heisst aber auch, dass über ein Drittel Angst um die Existenz hat, 4 Prozent stufen die Möglichkeit, in Konkurs gehen zu müssen, gar als «sehr hoch» ein. Diese dürften zu jenen gehören, die bei einer weiteren Frage geantwortet haben, dass sie höchstens noch zwei Monate im selben Trott weitermachen können - und bei ausbleibenden Einnahmen dann dichtmachen müssten.

Immerhin über 40 Prozent erklären, noch längere Durststrecken überleben zu können; weitere 40 Prozent sprechen von rund sechs Monaten - also in etwa bis Ende Jahr - die sie auf Sparflamme weitermachen können. Immerhin jeder Siebte glaubt, dass sich die Lage bald erholt und damit das Problem innert nützlicher Frist lösen wird.

Der Faktor Zeit ist also entscheidend. Wenn mit den Lockerungen auch wieder grosse Nachfrage entsteht, dürften die meisten TOs und Reisebüros das Schlimmste abwenden, also aus eigener Kraft - vielleicht auch mittels drastischer Sparmassnahmen und mit Hilfe des Bundes - überleben können. Machen jedoch trotz der Lockerungen fast alle Schweizer wie vom Bundesrat empfohlen im Jahr 2020 nur Ferien in der Schweiz, oder ist die Angst vor dem «neuen Fliegen» zu gross, wird es richtig eng. Von Pleiten muss ausgegangen werden - die Frage ist nur, wie viele es letztlich treffen wird.

(JCR)