Reiseanbieter

Bern muss jetzt ein Zeichen setzen, wonach verstanden wurde, dass die Reisebüros wichtig sind im Gesamtsystem des Tourismus. Bild: AdobeStock

Kommentar Bitte lassen Sie die Reisebranchen-Betriebe nicht im Stich!

Jean-Claude Raemy

Eine entscheidende Woche für die Outgoing-Reisebranche steht an. Derweil wird klar, dass das politische Lobbying in Bern weitergehen muss.

Es geht aktuell ein Ruck durch die Reisebranche. Die Kehrtwende des Bundesrats in Sachen Verlängerung des Rechtsstillstands für die Reisebranche hat Hoffnung aufkommen lassen – einerseits aus rein unternehmerischer Sicht, andererseits aber auch, weil die Outgoing-Reisebranche nun endlich etwas Gehör in Bern zu erhalten scheint.

Noch ist die Sache allerdings nicht gegessen. Die Motion der Rechtskommission des Nationalrates zur Verlängerung des Rechtsstillstandes für die Reisebranche bis zum 30. September muss unbedingt in der Sondersession vom 4. bis 7. Mai behandelt werden. Die Kommissionsmotion, lanciert von Christa Markwalder, wurde im Nationalrat mit 19 zu 3 Stimmen angenommen und vom Bundesrat inzwischen auch zur Annahme empfohlen. Die Chance ist gross, dass das Gesamtparlament zustimmt, zumal diese Verlängerung den Bund nichts kostet. Liebe Politiker: Bitte lasst die vielen Schweizer Outgoing-Reisebetriebe nicht im Stich. Der Rechtsstillstand hilft Konkurse zu vermeiden, was wiederum den Konsumenten zugute kommt, welche im Falle von Konkursen ihr Geld wohl nie mehr sehen.

Erfreulich wäre dies, weil es nicht nur die landesweite Reisebüro-Szene besser schützt, sondern eben dieser auch zugestanden wird, ein wichtiger ökonomischer Faktor zu sein. Die «nationale Airline» Swiss wird ja – zu Recht – geschützt, doch wird ein hoher Anteil des Umsatzes von Swiss durch Schweizer Reisebüros getätigt. Der über Reisebüros getätigte Flugumsatz pro Jahr beträgt schätzungsweise rund 3 Milliarden Franken, wovon 50 Prozent bei Swiss und Edelweiss landen.

Dass die von Swiss (und anderen Airlines) einbehaltenen Kundengelder als Kreditbürgschafts-Bedingung – die Rede ist von rund 250 Millionen Franken - sofort zurückgezahlt werden müssen, ist unwahrscheinlich. Dazu gibt es zwar einen Vorstoss von Nationalrat Lars Guggisberg. Ob der Bundesrat auf die Schnelle so granular ins Geschäft von Swiss eindringen kann, steht aber auf einem völlig anderen Papier. Auch andere Forderungen der Reisebranche, etwa hinsichtlich Airline-Insolvenzschutz, dürften nicht in einer rapiden Umgehung üblicherweise langwieriger Prozesse einfach so durchkommen können.

Aber: Es ist inzwischen klar, dass die Stiftung, welche die Vergabe der Kreditbürgschaft und die Umsetzung der diesbezüglichen Vorgaben begleitet und aus Vertreter von Lufthansa Group und dem Bund besteht, auch nach dem Ablauf dieser Bürgschaft Fortbestand haben wird. Der Bund will somit über längere Zeit hinaus ein Wort bei der Swiss mitreden können. Umso mehr ist es wichtig, dass die Outgoing-Reisebranche weiterhin Gehör in Bern findet und sich vielleicht so künftig einbringen kann und ihre durchaus legitimen Anliegen durchbringen kann.

Fürs erste gilt jedoch, dass man die kommende Zeit überleben muss. Die Lobbyarbeit kann nicht nur von einer Person in Bern bewältigt werden, sondern es braucht eine Art einheitliche öffentliche Stimme der Reisebranche. Hierzu ist wie gesagt etwas in Gang. Und das macht doch zuversichtlich. Wie wir schon am Freitag geschrieben haben: Jetzt bloss nicht nachlassen.