Reiseanbieter

Bundesrat, wir müssen reden: Der SRV will mittels Offenem Brief an den Bundesrat herankommen und versucht sich nochmals für die Branche einzusetzen. Bild: AdobeStock

Der SRV wendet sich mit einem Offenen Brief an den Bundesrat

Die extrem missliche Lage der Reisebranche soll direkt auf höchster Stufe diskutiert werden. SRV-Geschäftsführer Walter Kunz erklärt die Gründe für diesen neusten Schritt.

Der Schweizer Reise-Verband (SRV) hat einen Offenen Brief an Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga geschrieben und fordert seine Mitglieder auf, diesen möglichst zu teilen - in einem weiteren Effort, der Outgoing-Reisebranche in Bern Gehör zu verschaffen.

Darin bittet der SRV im Namen der Reisebranche, die «als wirtschaftlich meistbetroffene Branche dieser Corona Krise» betitelt wird, um ein dringliches Gespräch. Dabei soll es um weitere Massnahmen gehen, etwa ein zusätzliches Hilfspaket für die Reisebürobranche und deren Kunden. Der SRV argumentiert, dass die Branche gezwungen ist, alle stornierten Reisen an die Kunden in bar zurück zu erstatten, obwohl die Reisen aufgrund von behördlichen Anordnungen storniert wurden. Dies sei ein «Sonderfall Reisebüro», und mit Verweis auf die Verweigerung der sofortigen Rückzahlung bezahlter Leistungen durch Airlines und weitere Leistungsträger entstehe für die Reisebranche ein Liquiditätsproblem.

Wie SRV-Geschäftsführer Walter Kunz gegenüber Travelnews versichert, ist die Gutschein-Lösung definitiv vom Tisch - jetzt erst recht, wo sich auch die EU dagegen ausgesprochen hat. Da auch das Gesuch um Rechtsstillstand bis 30. September 2020 abgesagt wurde (für welches offenbar bereits eine positive Pressemitteilung seitens des Bundes verfasst war, wie der SRV schreibt) sind nun neue Lösungen gefragt. Ansonsten überlasse der Bundesrat die KMU einer ganzen Branche mit rund 8000 Arbeitsplätzen und 6 Milliarden Franken Umsatz ihrem Schicksal und akzeptiere zahlreiche Konkurse. «Die Reisebranche braucht jetzt zeitnah die Hilfe des Bundes, weil sie die Kundengelder, die sie nicht mehr hat, zurückzahlen will, aber nicht kann», schreibt der SRV.

Mit den einzelnen Bundesämtern sei man nach wie vor in Kontakt, versichert Kunz. Für ein zusätzliches Hilfs- oder Rettungspaket liege bereits ein Vorschlag beim SECO; eine weitere Möglichkeit sei eine zwischenzeitliche Ausserkraftsetzung von Teilen des Pauschalreiserechtes. «Es ist einerseits ein Wiedererwägungsgesuch für die Regelung hinsichtlich Rechtsstillstand», versichert Kunz gegenüber Travelnews, «aber auch ein Gesuch für das Ausarbeiten anderer Lösungen, welche einen Rechtsstillstand überflüssig machen würden, etwa falls wir ein Hilfspaket bekommen.»

Man darf gespannt sein, ob ein solcher Brief mit doch scharfer Tonalität ankommt und ob die Outgoing-Reisebranche, vertreten durch den SRV, tatsächlich zu Gesprächen auf höchster Stufe, wie sie auch die Incoming-Branche gefordert hat, eingeladen wird. Die Outgoing-Reisebranche tut sich hier in der Schweiz, aber etwa auch in Deutschland oder Österreich, schwer damit, sich in der Landespolitik Gehör zu verschaffen. Diesen Eindruck hat auch der SRV, weswegen nun eben das direkte Gespräch mit der Exekutive gesucht wird: «Unsere besondere Lage, mit der Doppelbelastung von verlorenem Umsatz und dem Zwang, nun auch noch Kundengelder zurückzahlen zu müssen, verbunden mit dem Mangel an Perspektiven, muss der Bundesrat jetzt einfach erkennen», so Kunz. Dass die Incoming-Branche mehr Gehör habe (diese wurde inzwischen von Frau Sommaruga zum Gespräch nach Bern eingeladen), sei für ihn nicht nachvollziehbar: Immerhin hätte beispielsweise die - zweifellos auch leidende - Gastrobranche wenigstens Perspektiven, bald wieder Geld verdienen zu können.

(JCR)