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Nur wer Zuhause bleibt, kann die Ausbreitung des Coronavirus stoppen. Bild: Yassine Khalfalli

Letztes Stündlein für South African Airways – Pleite von Virgin Australia – Münchner Oktoberfest abgesagt

Die jüngsten Neuigkeiten zur Coronavirus-Krise: Diese Auswirkungen hat die Pandemie auf die Reisewelt.

SAA

Nachdem sich die südafrikanische Regierung am 16. April geweigert hat, South African Airways (SAA) weiteres Geld zu geben, steht der 1934 gegründete National Carrier kurz vor dem Ende. Das letzte Stündlein hat geschlagen. Der SAA-Sonderverwalter hat dem Management und der Gewerkschaft mitgeteilt, dass alle 4700 SAA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen werden. Noch muss die Regierung dem Plan zustimmen. Seit letztem Dezember befand sich SAA im Gläubigerschutz wegen knapper Finanzmittel. Zuletzt überlebte die Airlines nur noch dank eines Notkredits der staatlichen Development Bank of Southern Africa im Wert von umgerechnet 231 Millionen Schweizer Franken. Die Corona-Krise dürfte damit den Schlusspunkt hinter die Geschichte von South African Airways setzen.

Virgin Australia insolvent

Die australische Regierung lässt Richard Branson abblitzen. Branson forderte staatlich Hilfe für seine australische Tochterairline Virgin Australia. Doch die Regierung hat nun Virgin Australia in die Insolvenz gleiten lassen, 10'000 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Offensichtlich stand es schon vor der Anfrage für einen Hilfskredit schlecht um die Airline. In den letzten zehn Jahren hat Virgin Atlantic nur einmal einen Gewinn abgeworfen, der Schuldenberger betrug schon vor Ausbruch der Pandem mehrere Milliarden australische Dollars.

Die börsennotierte Virgin, deren Aktie über neun Tage nicht gehandelt wird, liegt in Händen der Nanshan Group (19,98 Prozent), dem Eigner der chinesischen Qingdao Airlines, der HNA Group (19,82), der auch Hainan Airlines gehört, von Qantas-Konkurrent Singapore Airlines (20,09) und Etihad Airways (20,94). Virgin-Gründer Richard Branson hält mit der Virgin Group 10,42 Prozent an der Virgin Australia Holding.

Ein weiterer Appell für einen staatlichen Hilfskredit richtet Richard Branson zuhanden der britischen Regierung. In einem öffentlichen Brief an seine Mitarbeiter warnt Branson indirekt vor einem Kollaps der Virgin Atlantic. «Wir machen alles, was in unserer Macht steht, um die Fluggesellschaft am Laufen zu halten – aber wir werden dafür die Unterstützung der Regierung brauchen». Virgin werde das Geld zurückzahlen. Auch Easyjet habe bereits einen Kredit erhalten. Einen ersten Antrag auf einen Hilfskredit Bransons hatte die Regierung am Freitag abgelehnt. Es soll dabei um 500 Millionen Pfund (umgerechnet 603 Millionen Franken) gegangen sein. Die Airline hat aber offensichtlich nicht ausreichend darlegen können, dass alle andere Optionen ausgeschöpft wurden.

10'000 Hertz-Mitarbeiter verlieren den Job

Der US-Amerikanische Autovermieter «The Hertz Corporation» muss zu drastischen Mitteln greifen, um das Unternehmen trotz Coronakrise zu erhalten. Im Nordamerika-Geschäft verlieren 10'000 Mitarbeitende ihre Anstellung, wie das Online-Portal «Nau.ch» berichtet. «Wie der Rest des globalen Reisesektors kam auch der Einbruch durch COVID-19 bei Hertz plötzlich», sagte Geschäftsführerin Kathryn Marinello. Demnach werden die Kündigungen für gewerkschaftslose Mitarbeiter per 14. April und für gewerkschaftsorganisierte Angestellte per 21. April wirksam. Für die Betroffenen steht eine Abfindungssumme von umgerechnet rund 29 Millionen Schweizer Franken zur Verfügung. Das Unternehmen hoffe, so viele ehemalige Mitarbeiter wie möglich wieder anzustellen, sobald sich die globale Reisenachfrage erhole.

Oktoberfest in München abgesagt

Das grösste Volksfest der Welt legt in diesem Jahr eine Zwangspause ein. «Das Oktoberfest 2020 wird nicht stattfinden können», sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter auf einer Pressekonferenz. Obwohl das Oktoberfest erst vom 19. September bis 4. Oktober geplant war, sei das Risiko vor erneuten Ansteckungen aufgrund der rund 6 Millionen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt zu gross. Die Absage zieht erhebliche wirtschaftliche Folgen mit sich. Laut dem «Spiegel» wurden alleine in der Ausgabe 2018 umgerechnet fast 1,3 Milliarden Schweizer Franken erwirtschaftet. Davon profitierten neben Schausteller, Wirte und Budenbesitzer auch Hotels, Gaststätten, Taxifahrer und Einzelhändler. Es ist nicht das erste Mal, dass die Wiesn abgesagt werden muss. Wegen der Cholera fiel das Fest 1854 und 1873 ins Wasser, ebenfalls während Kriegszeiten.

Die Not der Freizeitparks

In den vergangenen Jahren herrschte gerade zur Osterzeit Hochkonjunktur in den deutschen Freizeitparks – erst recht wenn das Wetter auch noch so gut mitspielte wie in diesem Jahr. In diesem Jahr sind die Parks leer, viele haben Kurzarbeit beantragt und kämpfen aufgrund ausbleibender Gäste ums überleben, wie die Nachrichtenagentur «DPA» schreibt. Setze sich das Besuchsverbot auch in den Sommerferien fort, drohe rund 40 Prozent der Freizeitparks in Deutschland der Kollaps. Laut Jürgen Gevers, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU), hätten die Mitglieder akute Finanzierungsprobleme und die Gelder der Regierung reichten nicht aus, um die Kosten zu decken. Hinzu kommt, dass die Beschaffung eines Kredits vor allem für mittelständische Familienunternehmen schwierig sei, weil die Banken eine hundertprozentige Sicherheit fordern – die es aber nicht gebe.

Im Legoland Günzburg sind derzeit über 700 saisonale wie festangestellte Mitarbeiter in Kurzarbeit. Insgesamt hängen gemäss VDFU rund 150'000 Arbeitsplätze inklusive Zulieferer von den Freizeitparks ab. Nachdem die Bundesregierung ein Veranstaltungsverbot bis 31. August ausgesprochen hat, ist der Freitzeitpark-Branche vorerst noch unklar, ob sie auch darunter fallen. Dies sei noch nicht spezifiziert worden.

Genève Aéroport muss Jubiläumsprogramm anpassen

100 Jahre gibt es den Genève Aéroport schon und dieses Jubiläum sollte in diesem Jahr so richtig zelebriert werden. Zahlreiche Veranstaltungen waren geplant - darunter das Konzert der legendären Band Kraftklub, das Fest im Frachtbereich oder der Bauernbrunch. Das Coronavirus zwingt die Flughafenbetreiber nun aber, Anpassungen im Programm vorzunehmen. Es kommt zu zahlreichen Verschiebungen in den Herbst und leider auch zu einigen Absagen, wie das Unternehmen mitteilt. Das Luftfahrtfest am 26. September und der Bauernbrunch am 30. August sind abgesagt. Für das Kraftklub-Konzert wird nach einem Verschiebedatum gesucht. Für die Konferenzen, die Zeremonie zur Namensänderung des Espace Kofi Annan in der Empfangslounge sowie das Fest zu Ehren des 1956 unterzeichneten Abkommens zwischen Frankreich und der Schweiz wird ebenfalls nach einem neuen Datum im Herbst gesucht. Die Informationen zu abgesagten oder verschobenen Veranstaltungen werden regelmässig auf der Website des Flughafens aktualisiert.

Übersicht zu den geplanten Veranstaltungen vom Geneve Aéroport. Bild: zVg

(TN)