Reiseanbieter

Auf dem Jura-Höhenweg mit Blick auf den Genfersee – Ferien in der Schweiz könnten verstärkt auch in Schweizer Reisebüros gebucht werden. Bild: Swiss-Image / Tamara Fehr

Einwurf Vergessene Veranstalter und Reisebüros

Vanessa Bay

Der Bund greift der Tourismusbranche mit zusätzlichen 40 Millionen Franken unter die Arme. Das Geld ist für die nationale Tourismusorganisation bestimmt. Doch wo bleibt die Unterstützung für die heimischen Reisebüros und Reiseveranstalter?

«Dream now – travel later»: Das ist der Slogan, der zurzeit in aller Munde ist. Er ist Auftakt für den «Recovery Plan», der die Verwendung der vom Staatssekretariat für Wirtschaft gesprochenen Gelder für Schweiz Tourismus koordiniert. Er soll helfen, dass die Schweiz als Reisedestination bei Touristen aus dem In- und Ausland nicht in Vergessenheit gerät.

Der Werbeclip für die Destination Schweiz ist zweifellos eine super Sache, aber es darf davon ausgegangen werden, dass die ersten Reisen nach dem Lockdown sowieso im eigenen Land unternommen werden. Umso mehr, als dass nach dem absehbaren Ende der eingeschränkten Bewegungsfreiheit die Grenzen zu vielen Ländern weiterhin geschlossen bleiben werden. Schweizerinnen und Schweizer werden das Ausbleiben ausländischer Touristen teilweise wettmachen – sie tragen auch heute schon um die 50% zum Incoming-Tourismus bei.

Alles andere als absehbar ist jedoch die Situation für die hiesigen Reisebüros und -veranstalter. Die Skepsis vor Auslandreisen wird noch lange gross sein – ganz zu schweigen davon, dass viele Reisen auf Grund von (selektiven) Einreisesperrungen noch lange nicht stattfinden können. Hinzu kommt, dass Reiseanbieter auch ohne Krise seit Jahren mit Widrigkeiten zu kämpfen haben – allen voran die Airlines machen den Anbietern das Leben schwer (Stichwort Airline-Insolvenzschutz). Die Corona-Krise dürfte nun viele Reiseunternehmen an den Abgrund bringen und zu einer Konkurswelle – allen voran bei den kleinen Reisebüros – führen.

Mit Reisebüros ins Geschäft kommen

Mit über 10’000 Mitarbeitern und 1500 Reiseanbietern ist die Outgoing-Branche ein nicht unwichtiger Sektor im Schweizer Tourismus. Dank dem unermüdlichen Einsatz allen voran des Schweizer Reise-Verbandes konnten sich Reisebüros und -veranstalter in den letzten Jahren vermehrt Gehör auf Bundesebene verschaffen, aber gerade jetzt in dieser ausserordentlichen Krisensituation stehen sie einmal mehr nicht im Fokus der Unterstützungen. Wie sonst ist es erklärbar, dass das Wort «Tourismus» im Rahmen dieser 40-Millionen-Sonderzahlung als Synonym für «Schweiz Tourismus» verwendet wird? Zu allem Übel kommt hinzu, dass das total veraltete Pauschalreisegesetz von 1994 jeglichem zeitgemässen Handeln, das jetzt nötiger wäre denn je, im Wege steht.

Solidarität ist bekanntlich das Wort der Stunde. Schön wäre, wenn es innerhalb des Tourismus gleichermassen praktiziert würde. Umso mehr, als dass das Incoming-Geschäft nur dann funktionieren kann, wenn es auch im Outgoing läuft – die Auslastung der Flüge kann nur gemeinsam erreicht werden. Wäre nicht jetzt der Moment, über eine gemeinsame «Traumkampagne» nachzudenken und einen Teil der Gelder innerhalb des Tourismus zu teilen? Oder Überlegungen anzustellen, wie die vermutlich noch lange «arbeitslosen» Reisebüros im Schweiz-Geschäft wieder Fuss fassen könnten? Wie seinerzeit (vor vielen Jahren), als die Hotels noch via heimischen Vertrieb agierten und noch nicht «Sklaven» von Booking (und wie sie alle heissen) waren?

Ein kleiner Camping-Anbieter hat gleich zu Beginn der Krise ein Modell ausgearbeitet, wie er mit Reisebüros ins Geschäft kommen kann. Wie wäre es, wenn auf nationaler Ebene ähnliche Bestrebungen angedacht würden? Was im Kleinen möglich ist, sollte auch im Grossen funktionieren. Wenn nicht jetzt – wann dann?