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STAR-Präsident Luc Vuilleumier sagt: «Alle versuchen zu retten, was zu retten ist.» Bild: Rémy Steiner Photography

«Jetzt braucht es on-time-Hilfen»

STAR-Präsident Luc Vuilleumier äussert sich zur Coronavirus-Krise.

Die Coronavirus-Krise treibt auch den Verband Swiss Travel Association of Retailer (STAR) um. «Dei Fragen der Mitglieder drehen sich aktuell um Themen wie Kurzarbeit, rechtliche Fragen zu Annullationen oder Fragen zum Shutdown», berichtet STAR-Präsident Luc Vuilleumier, «teils geht es auch darum, einfach jemandem seine Sorgen zu erzählen.»

Auf die Frage, wie STAR-Mitglieder die aktuelle Zusammenarbeit mit Veranstaltern, Airlines und Versicherungen erleben, antwortet Vuilleumier: «Das ist unterschiedlich schwierig, da viele meist sehr schwer erreichbar. Aber die machen auch ihre Arbeit und versuchen eben zu retten, was zu retten ist.»

Tipps hinsichtlich der Eindämmung der Kriseneffekte hat Vuilleumier auch - nebst dem (siehe unten) inzwischen allgemein bekannten Ziel, jetzt Kurzarbeit einzuführen, um den Cash-Drain zu reduzieren: «Was es jetzt braucht, und ich meine jetzt sofort, sind ontime-Hilfen, vor allem für Einzelfirmen oder juristischen Firmen mit nur einem Mitarbeiter. 90 Prozent aller Firmen in der Schweiz haben weniger als 10 Mitarbeitende. Diese gut 500'000 Firmen gilt es jetzt sofort zu schützen. Ein Verlust dieser Firmen hätte für die Schweiz verheerende Folgen.» Dabei sollte man auch nicht von aussergewöhnlichen Massnahmen absehen: «Die Idee von US-Präsident Donald Trump mit dem 1000-Dollar-Check ist gar nicht mal so schlecht», so Vuilleumier, «selbst wenn alle 600'000 Firmen mit einem 10'000-Franken-Check beglückt würden, wären die Kosten für die Schweiz bedeutend geringer, als wenn man einen Grossteil dieser Firmen bankrott gehen lässt. Die 5 Milliarden liegen versandbereit bei der Nationalbank!»

Man werde sehen, wie es nun auf Behördenseite weitergeht. Generell gebe es ja keinerlei verlässliche Daten, welche untermauern könnten, wie lange das Coronavirus die Reisebranche noch beschäftigen wird. «Genauso gut wie es sein kann, dass wir in zwei Monaten über das Virus lachen werden, ist es auch möglich, dass wir im Herbst ums nackte Überleben kämpfen werden», schliesst Vuilleumier.

STAR hatte früh informiert

Die eigenen Mitglieder hatte Vuilleumier bereits in einem Rundschreiben am 6. März über seine Einschätzung der Lage kommuniziert und dabei gewisse Tipps abgegeben. Diese lauteten wie folgt:

  • Eigenes Touroperating ist meist riskanter als Retailing. Versuchen Sie daher, mehr Wiederverkauf zu betreiben.
  • Auch Veranstalter kämpfen ums Überleben und können ganz rasch in Schieflage geraten. Halten Sie sich an vertrauenswürdige Lieferanten, von denen Sie ausgehen, dass ihnen nicht so schnell die Puste ausgeht!
  • Auch wenn Sie an einer vermittelten Pauschalreise vielleicht nicht so viel verdienen wie an Ihrer selbst zusammengestellten Spezialreise, denken Sie an das Risiko!
  • Falls Sie Kurzarbeit beantragen wollen, machen Sie es sofort! Kurzarbeit kann nicht rückwirkend eingefordert werden.
  • Schicken Sie Mitarbeiter in schwachen Buchungszeiten in die Ferien.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Vermieter. Der Referenzzinssatz ist eben gesunken. Das gilt zwar nicht unbedingt auch für Geschäftsliegenschaften, aber verhandeln ist trotzdem erlaubt.
  • Nutzen Sie freie Zeit, um Ihr Ladengeschäft und Schaufenster umzugestalten oder den Frühjahresputz zu machen. Dann sind Sie bereit, wenn die Buchungen wieder anziehen.
  • Lassen Sie sich nicht herunterziehen! Sitzen Sie nicht einfach am Pult und warten auf Kunden! Treffen Sie jetzt alle für Sie wichtigen Massnahmen. Wir sollten weder in übertriebene Hektik noch in Lethargie verfallen. Aber schnell die richtige Entscheidung fällen kann in dieser Zeit überlebenswichtig sein.

(JCR/GWA)