Reiseanbieter

Die Reiseveranstalter bemühen sich, die Lage in den Griff zu kriegen - teils vorerst mit Absagen von Reisen. Bild: Sydney Rae

Jetzt fahren die Reiseveranstalter herunter

Den Anfang machte TUI, FTI ist jetzt gefolgt. Und bei DER Touristik Suisse werden vorerst keine Buchungen mehr angenommen.

Heute Morgen wurde bekannt, dass TUI, immerhin der weltweit grösste Reisekonzern, seine Reiseaktivitäten fast vollständig aussetzt. Dies parallel zur massiven Schliessung von Grenzen und dem Herunterfahren von Luftfahrtkapazität. TUI Suisse hat inzwischen präzisiert: Nachdem der Bund von allen nicht notwendigen Auslandsreisen abrät, hat TUI Suisse entschieden, das weltweite Reiseprogramm bis einschliesslich 27. März auszusetzen. Gäste, deren TUI-Reise in den nächsten Tagen beginnen sollte, werden aktiv informiert. TUI bittet ihre Gäste um Verständnis, dass die Vielzahl der Reisebuchungen chronologisch nach Abreisedatum bearbeitet werden und die Benachrichtigung daher noch etwas Zeit in Anspruch nehmen kann. Für Gäste, die sich derzeit in den Feriengebieten aufhalten, gilt: Viele Rückflüge werden regulär durchgeführt. Für alle anderen Gäste findet TUI eine Lösung und wird sie aktiv informieren. Für jene Gäste, die trotz allem reisen wollen, hat TUI auch eine Botschaft: «Kunden, die sich bis zum 31. März entscheiden, eine neue TUI-Reise zu einem späteren Zeitpunkt innerhalb der Sommersaison (1. Mai bis 31. Oktober 2020) zu buchen, erhalten einen Treuebonus von bis zu 100 Franken pro Person», heisst es in einer Mitteilung.

Inzwischen sind nun weitere Unternehmen dem Beispiel von TUI gefolgt.

Die FTI Group stellt mit all ihren Veranstaltern (FTI Touristik, 5vorFlug, BigXtra und LAL Sprachreisen) innerhalb der gesamten Reisebranche den mehrheitlichen Anteil ihres operativen Geschäfts bis Ende des Monats ein. Buchungen jeder Reiseart und in allen Quellmärkten werden ab sofort bis einschliesslich 31. März 2020 storniert. «Gesundheit geht ganz klar vor», erklärt Dietmar Gunz, Group Managing Director und verdeutlicht: «Das Wohl unserer Gäste wie auch unserer Mitarbeiter ist unsere oberste Maxime, daher setzen wir unsere Operationen vorerst aus. Mit diesem Schritt wollen wir den Beschlüssen der Regierung unsere volle Unterstützung signalisieren.» Um perspektivisch  wieder zum Routinegeschäft zurückkehren zu können, nimmt der Veranstalter ferner das Angebot der deutschen Bundesregierung wahr und beantragt zur Überbrückung Staatsgarantien.

Travelnews hat zudem bei den anderen Grossveranstaltern in der Schweiz nachgefragt. Einige Antworten stehen noch aus. Bei DER Touristik Suisse heisst es, dass sämtliche Marken des Unternehmens bis vorläufig 3. April 2020 keine Neubuchungen mehr entgegennehmen. Sprecher Markus Flick ergänzt: «Unsere Pauschalreisekunden dürfen darauf vertrauen, dass wir alle Hebel in Bewegung setzen, die für sie bestmögliche Lösung in Anbetracht der Situation zu finden. Desweiteren konzentrieren sich unsere aktuellen Anstrengungen auch darauf, die Betriebsbereitschaft unseres Unternehmens aufrechtzuerhalten – auch dann, wenn weitere Einschränkungen im öffentlichen Leben beschlossen werden sollten. Dies tun wir selbstverständlich im Einklang mit behördlichen Auflagen und der Fürsorgepflicht für unsere Mitarbeitenden.»

Globetrotter Group-CEO André Lüthi erklärt, dass alle 14 Gruppenunternehmen Kontakt zu sämtlichen Kunden aufnehmen, was diese bislang sehr schätzen. Angeraten wird ein Umbuchen, also Verschieben der Reise. Es gibt auch die Möglichkeit, das Geld statt einer Cash-Rückerstattung als Gutschein zu erhalten, welcher bei einer frei wählbaren Firma der Globetrotter Group für eine künftige Reise eingesetzt werden kann. Aktuell zeigt sich Lüthi erfreut darüber, wie kulant Airlines und Leistungsträger sind, und wie viel Verständnis die Kunden für die ausserordentliche Lage aufbringen. Er geht zudem davon aus, dass viele Dienstleister der touristischen Wertschöpfungskette früher oder später Kredite oder idealerweise zinslose Darlehen aufnehmen müssen, um über die Runden zu kommen. In diesem Zusammenhang appelliert er an den Bund, nicht nur auf die Grössten wie etwa die Swiss zu schauen, sondern auch «auf die 8000 Mitarbeitenden der Schweizer Reisebranche».

Twerenbold Reisen hatte schon letzte Woche die Italien-Reisen storniert. Ebenso hatte die zur Twerenbold Reisen Gruppe gehörende Excellence mitgeteilt, dass die Saison später beginnt. Inzwischen ist klar: Die Twerenbold Reisen Gruppe am letzten Freitagabend entschieden, den Saisonstart zu verschieben und die eigenen Gruppenreisen bis Ende April abzusagen. Für die Reisen mit Twerenbold Reisen, Reisebüro Mittelthurgau, Vögele Reisen und Imbach Reisen sind alle Abreisen bis Ende April, vereinzelt bis Anfang Mai, annulliert. Betroffene Reisegäste wurden übers Wochenende informiert. Karim Twerenbold, Verwaltungsratspräsident der Twerenbold Reisen Gruppe, hatte mit der Geschäftsleitung des Badener Reiseunternehmens am Freitag die Lage analysiert und geht aktuell nicht von einer Entspannung aus. Weitreichende zusätzliche Gesundheitsschutzmassnahmen, insbesondere bei der eigenen Reisebus- und Schiffsflotte sind inzwischen realisiert.   

Weitere Reiseveranstalter treffen Massnahmen

Nicht zuletzt sieht sich auch der Portugal- und Südeuropa-Spezialist Olimar nun gezwungen, alle Reisen zunächst bis 31. März 2020 abzusagen.

Auch die deutsche Firma Alltours sagt alle Flugpauschalreisen und Reisen mit individueller Anreise (Belgien, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Schweiz, Liechtenstein, Slowenien, Tschechien, Ungarn sowie die deutschen Nord-/Ostfriesischen Inseln und Fehmarn, Poel, Rügen und Usedom in der Ostsee) mit Abreise bis einschliesslich 27. März 2020 ab. Die Reisen werden von Alltours kostenlos storniert; die Kunden erhalten eine Bestätigung.

(JCR)