Reiseanbieter

Daniel Montani (links) und Beat Bolzhauser spüren derzeit deutliche Auswirkungen auf das Logistikunternehmen Markus Flühmann AG. Bild: TN

Der Quasi-Stillstand trifft auch die Zulieferer

Gregor Waser

Besuch beim Logistikunternehmen Markus Flühmann AG in Merenschwand: das sagen Beat Bolzhauser und Daniel Montani zur schwierigen Situation.

Die Schweizer Reisebranche befindet sich in einem Ausnahmezustand. Seit Ende Februar brechen die Buchungen weg. Wie lange die Coronakrise andauert, ist ungewiss.

Dass der Quasi-Stillstand in der Reisebranche auch Auswirkungen auf Zulieferer hat, verdeutlicht der gestrige Besuch von Travelnews in Merenschwand AG. Im April 2019 übernahm Beat Bolzhauser von Markus Flühmann die Geschicke der Markus Flühmann AG, dem Katalog-Zulieferer der Schweizer Reisebranche. Für Geschäftsführer Beat Bolzhauser und den Stv. Geschäftsführer und langjährigen Reisebranchen-Kenner Daniel Montani endet das Jahr 1 nach der Übergabe nun mit vielen Fragezeichen.

Dabei hat das Jahr 2020 so gut begonnen. «Der Januar war der beste Monat seit Langem, was die Katalogbestellungen aus der Reisebranche betrifft», sagt Daniel Montani. «Auch bis Mitte Februar lief es noch sehr gut, mittlerweile ist aber völlige Ruhe eingekehrt.» Dies sei ja auch logisch: «Viele Reisebüros machen Kurzarbeit oder öffnen ihre Büros später, um Überstunden abzubauen. Sie haben kaum Kunden in den Läden und brauchen im Moment keine Kataloge.» Eben hätten die Chauffeure frisch gedruckte Cruise-Kataloge ausliefern sollen, da sei der Anruf zum Stopp erfolgt, die darin ausgeschriebenen Reisen fänden nicht statt.

Ob die Abstützung der Markus Flühmann AG auf verschiedene Branchen die aktuelle Situation abfedere? «Auch in anderen Segmenten ist es ruhiger», sagt Beat Bolzhauser, «die Ruhe bei den Lehrmitteln ist saisonal bedingt, bei den Banken wird auf Sparflamme oder im Home-Office gearbeitet. Es werden derzeit keine Aktivitäten gestartet, keine Marketing-Push-Aktionen, von denen wir ja schliesslich leben».

Nun hat auch die Markus Flühmann AG Kurzarbeit für die total 46 Angestellten beantragt, es sei ungewiss, wie sich die Situation in den nächsten Wochen entwickle, «Chauffeure mit lediglich 20 Päckli auf die Tagestour zu schicken, macht keinen Sinn», sagt Montani. Immerhin werde nächste Woche das Astrea-Magazin an Drogerien und Apotheken zugestellt, die würden wohl noch lange offen bleiben.

Hoffnung auf den Nachholeffekt

Das Gespräch mit Montani und Bolzhauser dreht sich weiter um die Überlebenschancen der Reisebranche und Reisebüros. Montani, der schon viele Krisen in den letzten Jahrzehnten erlebt hat, verweist darauf, dass sich die Reisebranche nach 9/11, Tsunami oder Swissair-Grounding relativ schnell wieder erholt habe. «Das eine oder andere Reisebüro musste zwar Konkurs anmelden». Aber nun könnte es eine grössere Zahl treffen, befürchtet er.

Aber Daniel Montani, einstiger Verkaufsleiter von Europacar und TUI Suisse, macht den Reisebüros auch Hoffnung: «Vielleicht warten viele mit Ferien buchen in diesem Jahr zu. Doch der Nachholeffekt könnte im nächsten Jahr umso deutlicher ausfallen mit zum Teil auch ergiebigeren und längeren Reisen.»

Und Bolzhauser ergänzt: «In dieser Zeit eröffnen sich für Reisebüros auch Chancen, sich mit ihrem Know-how zu profilieren, bei Gästen die verunsichert sich oder vielleicht irgendwo steckengeblieben sind - im Gegensatz zu Reisenden, die online gebucht haben und kaum Unterstützung erhalten».

Am traditionellen Vertrieb, auf den die Markus Flühmann AG als Katalog-Zulieferer baut, zweifeln Montani und Bolzhauser jedenfalls nicht, wenngleich nun für die gesamte Reisebranche schwierige Wochen bevorstehen.