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Ein Bild aus dem letzten Sommer: Chinesische Touristen vor der Kapellbrücke in Luzern. Bild: TN

«Ob nun der weltweite Tourismus komplett einbricht?»

Das sind die jüngsten Entwicklungen in der Corona-Krise: Schweiz Tourismus registriert sehr viele Stornierungen von Geschäftsreisen und Firmenanlässen. – EHMA-Jahreskonferenz verschoben. – TUI kürzt Kosten. – 37 Schweizer positiv getestet. – Wirtschaftliche Folgen in Berlin.

Schweiz Tourismus rechnet mit erheblichem Einbruch

Am letzten Donnerstag rechnete Schweiz Tourismus noch vornehmlich mit einem Ausfall chinesischer Touristen, ein Worst Case Szenario sah für 2020 Einbrüche von bis zu 70 Prozent vor. In den letzten Tagen haben sich nun aber die Befürchtungen ausgeweitet, dass die Zurückhaltung auch bei vielen anderen Gästegruppen in den nächsten Wochen erheblich ausfallen wird.

Markus Berger, Leiter Unternehmenskommunikation von Schweiz Tourismus, sagt auf Anfrage von Travelnews: «Im Gespräch im Bekanntenkreis und mit der Branche ist schnell festzustellen: es sind derzeit ja nicht <nur> die chinesischen Gäste, die ausfallen, sondern alle Gäste überlegen sich nun, wie es weitergeht – bis hin zum Heimmarkt. Sehr viele Geschäftsreisen, Firmenanlässe und Seminare wurden in wenigen Tagen storniert». Wie schnell sich dies erhole, sei ungewiss. «Ob nun der weltweite Tourismus komplett einbricht oder ob es sich nur um eine temporäre Delle handelt, kann man zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen.»

Auf die ausgefallene ITB Berlin angesprochen, sagt Berger: «Für uns hat die Absage einerseits materielle Konsequenzen, der Stand muss abgebaut und zurück in die Schweiz gefahren werden. Dann wurden nun auch viele Meetings abgesagt. Einen Teil davon können wir virtuell oder telefonisch abhalten, die heutige Pressekonferenz etwa haben wir per Livestream durchgeführt. Aber klar, das grosse Schaufenster ITB fehlt uns sehr, dieser Ausfall lässt sich durch nichts ersetzen.»

Weiterin auf der Agenda steht übrigens der Schweizer Ferientag in Arosa vom 15. und 16. April 2020. Hier müsse nun abgewartet werden, wie lange das vom Bundesrat ausgesprochene Verbot von Anlässen für mehr als 1000 Personen gelte, sagt Berger. In Arosa werden deutlich über 1000 Touristiker Mitte April erwartet.

EHMA-Jahreskonferenz um ein Jahr verschoben

Vom 20. bis 22. März 2020 hätte in Lugano die Jahreskonferenz der European Hotel Managers Association (EHMA) stattfinden sollen. Wie heute bekannt wird, verschiebt die Vereinigung die dreitägite Jahreskonferenz auf nächstes Jahr. Die 47. Austragung findet nun vom 19. bis 21. März 2021 gleichenorts statt. Die EHMA umfasst 426 führende europäische Hoteliers aus 27 Ländern, zahlreiche Schweizer Hotelmanager sind EHMA-Mitglieder.

37 Schweizer positiv getestet

Wie das Bundesamt für Gesundheit meldet, haben sich mittlerweile 37 Menschen in der Schweiz mit dem Coronavirus angesteckt. Sie stammen aus 12 Kantonen: AG, BE, BL, BS, FR, GE, GR, SZ, TI, VD, VS und ZH. Mehr als 2000 Verdachtsfälle wurden negativ getestet. Die Zahl der Infizierten ist besonders im Kanton Zürich hoch. Sie liegt bei 13, am Tag zuvor waren es noch 9 Infektionen.

TUI kürzt Kosten

Die TUI Group verzeichnet nach einem guten Jahresstart nun Einbussen. «Seit dem Bekanntwerden der ersten Covid-19-Fälle in Norditalien und Teneriffa sowie der weiteren Entwicklung des Virus in den anderen Regionen – wie die Branche insgesamt – haben wir in der letzten Woche schwächere Buchungen verzeichnet. Dies betrifft insbesondere die noch laufende und vom Volumen her niedrigere Wintersaison», schreibt TUI in einem Investoren-Update. «Wir arbeiten weiter intensiv an den verschiedenen und zusätzlichen Kostenreduzierungsmassnahmen wie Kürzungen der Verwaltungsausgaben oder Verschiebung von Neueinstellungen sowie nicht zeitkritischer Projekte», heisst es zudem.

BVG-Bus wegen Verdacht auf Coronavirus gestoppt

Chaos bei den Berliner Verkehrsbetrieben: Ein Bus wurde gestern (3. März) plötzlich gestoppt und auf dem Betriebshof in Lichtenberg abgestellt, weil beim Buschauffeur der Verdacht auf die Infizierung mit dem Covid-19 bestand. BVG-Sprecherin Petra Nelken erläuterte gegenüber der Berliner Zeitung: «Der Bus wurde von jemandem gefahren, der jemanden kennt, der vielleicht das Coronavirus hatte.» Später stellte sich jedoch glücklicherweise heraus, dass der Fahrer nicht infiziert ist.

Bangen um Tourismus in Berlin

Michael Müller, amtierender Bürgermeister vor Berlin warnt davor, dass die Coronavirus-Krise grosse wirtschaftliche Folgen für die ganze Stadt haben wird. Es wird mit Auswirkungen auf den Tourismus, die Hotellerie und die Gastronomie gerechnet und infolge dessen werde es zu Steuerausfällen kommen. «Es muss allen bewusst sein, dass es in den nächsten Jahren zu Kürzungen kommen kann, weil wir ja dann diese finanziellen Risiken jetzt auffangen müssen», sagte Müller gegenüber lokalen Medien. Er befürchtet, dass alleine durch die Absage der Reisemesse ITB ein erheblicher Schaden entsteht, gibt sich aber auch zuversichtlich, dass die Messe ein grosses Unternehmen sei und die Folgen verkraften werde. «Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen muss man sehen, ob man eine Hilfe organisieren kann», gibt Müller zu bedenken, «aber Gesundheitsschutz geht vor».

(GWA/NWI)