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In vielen Regionen der Welt rüsten sich die Menschen mit Gesichtsmasken aus, um sich vor der Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Bild: Dimitri Karastelev

In Italien geht nichts mehr

Italien hat sich innert weniger Tage zum grössten Coronavirus-Herd in Europa entwickelt. Dennoch wird nicht per se von Reisen in unser Nachbersland abgeraten, wie Italien-Spezialistin Sarah Weidmann von Smeraldo Tours erklärt. Dennoch könnte es schwierig werden, denn heute findet einmal mehr ein Generalstreik statt.

Seit dem vergangenen Wochenende steigt die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Italien rapide. Bislang haben sich 231 Verdachtsfälle bestätigt [Stand 25.02.2020, 11.07 Uhr] und sieben Menschen sind verstorben. Italien ist somit der grösste Coronavirus-Herd in Europa. Die Behörden reagierten schnell und haben umgehend elf Städte im Norden abgeriegelt, um die Verbreitung einzudämmen. Und wie reagieren die Schweizerinnen und Schweizer, die eine Italien-Reise planen, auf die jüngsten Entwicklungen? Travelnews hat beim Italien-Spezialisten Smeraldo Tours nachgefragt.

Das sagt die Spezialistin

Sarah Weidmann ist Geschäftsführerin vom Italien-Spezialisten Smeraldo Tours.

Frau Weidmann, haben Sie schon Kundenfeedback bezüglich Coronavirus erhalten?

Wir haben vereinzelte Anrufe von Reisebüros und Kunden erhalten, die nachfragen, wie wir die aktuelle Lage einschätzen. Dazu muss man aber sagen, dass der Coronavirus aktuell das nördliche Italien trifft. Wir bieten aber nur Destinationen in Süditalien an und wenn wir ehrlich sind, ist Olbia auf Sardinien im Moment viel weiter von der Lombardei entfernt als Zürich. Wir versuchen den Kunden die Sachlage an solchen Beispielen zu erklären. Glücklicherweise ist momentan nicht Hauptreisezeit und es dauert noch, bis die ersten Gäste verreisen. Wir schätzen die Situation laufend neu ein und beurteilen die Sachlage vier Wochen vor Abreise noch einmal. Stand jetzt ist noch niemand von unseren Kunden betroffen.

Also gab es noch keine Stornierungen?

Nein, die Kunden rufen uns an, um sich zu informieren, und nicht, weil sie panisch sind.

Welche Empfehlungen geben Sie ihren Kunden?

Die nördlichste Destination, die wir im Angebot haben ist Florenz, was etwa gleich weit von der Lombardei entfernt ist wie Zürich, wenn nicht sogar noch weiter. Wir sagen, dass wir von der Reise nicht abraten und klären die Leute auf. Viele Kantone der Schweiz sind viel näher vom betroffenen Gebiet in Italien als viele Regionen in Italien selbst. Wir haben bislang keine speziellen Massnahmen ergriffen.

Wenn es zu Stornierungen kommen würde, wie würden die gehandhabt?

Stand heute gelten unsere Allgemeinen Vertragsbedingungen. Wir verfolgen die weitere Entwicklung der Situation und die Empfehlungen vom Bund laufend. Je nach dem würden wir die Bedingungen natürlich anpassen. Wenn es dennoch zu Annullationen kommen sollte, würden wir je nach Fall beurteilen. Storniert beispielsweise jetzt ein Kunde für Dezember, würden wir das Anliegen zu den normalen Konditionen entgegennehmen, weil wir ja noch nicht wissen, wie sich die Situation bis dann entwickelt.

Italien streikt

Nach Italien zu reisen ist momentan aber ohnehin schwierig. Für heute wurde nämlich ein 24-stündiger Streik angekündigt. Das Personal von Air Italy und Alitalia hat die Arbeit niedergelegt. Bereits über 350 Flüge wurden annulliert. Die Gewerkschaften und deren Mitglieder wollen verdeutlichen, dass die gesamte italienische Luftfahrt in einer Krise steckt. Vor zwei Wochen meldete Air Italy ihre Liquidation für März 2020 an und auch Alitalia braucht dringend einen neuen Eigentümer.

Italiener schleppt Virus nach Teneriffa

Inzwischen hat das Coronavirus auch die beliebte Ferieninsel Teneriffa auf den Kanaren erreicht und sorgt für Chaos. Im Hotel Adeje Palace in der Ortschaft Adeje wurden rund 1000 Gäste unter Quarantäne gestellt, weil bei einem Reisenden, der in dem Hotel zuvor übernachtet hatte, die Infizierung mit dem Coronavirus bestätigt wurde, wie «Diario des Avisos» berichtet. Der Mann stammt aus der Lombardei in Italien. Weil er sich schlecht fühlte, begab er sich in das örtliche Hospital Nuestra Señora de La Candelaria, wo er umgehend isoliert wurde. Mittlerweile wurde der 69-jährige wieder entlassen.

(NWI)