Reiseanbieter

Das Modell des mobilen Reiseverkaufs, gepaart mit einer stets verbesserten Technologie, hat ein grosses Zukunftspotenzial. Bild: Fotolia

Kommentar Wenn du der richtige Typ dazu bist

Gregor Waser

Mobile Reiseverkäufer oder Freelance-Reiseprofis gibt es erst wenige in der Schweiz. Das könnte sich bald ändern.

Entweder im Reisebüro oder im Internet: so stellt sich die Wahl an Buchungsoptionen heute für einen Ferienwilligen dar. Old school geht es ins Reisebüro, das ab 9 Uhr öffnet, mit einer Beratungstheke und einem sachverständigen Reiseprofi aufwartet, so dieser gerade frei ist. Oder es geht ab in den undurchsichtigen Dschungel des Internets, wo die Preisperlen wie reife Früchte von den Bäumen hängen, die Qualität und Eigenheiten der einzelnen Früchte aber schwer abschätzbar sind.

Eine Zwischenwelt gibt es – zumindest in der Schweiz – noch kaum. Ganz anders in den Niederlanden und teils in Deutschland, wie wir in den letzten Tagen festgehalten haben. Der mobile Reiseverkauf boomt bei den Holländern, über 1000 Freelancer sind am Werk, die Anzahl stationärer Reisebüros beläuft sich dagegen nur noch auf 800.

Der mobile Reiseverkäufer besetzt diese Zwischenwelt. Er bringt das Know-how des traditionellen Reiseverkäufers mit und kombiniert dieses mit den Vorzügen der Online-Welt: der Vielzahl an Quellen, der Echtzeit-Verfügbarkeit, der 24-Stunden-Erreichbarkeit, dem beweglichen Arbeitsort.

Verfügbarkeit rund um die Uhr

Dass der mobile Reiseverkauf in der Schweiz im Vergleich zu den Niederlanden noch ein Nischendasein fristet, hat mehrere Gründe. Unternehmergeist und Risikobereitschaft sind wohl bei niederländischen Reiseprofis tiefer verankert. Und kundenseitig scheint es eine in den Niederlanden grössere Offenheit zu geben, den mobilen Reiseverkäufer im eigenen Wohnzimmer zu begrüssen. Vielleicht erscheinem dem einen oder anderen geizigen Holländer die stationären Reisebüros auch als zu teuer.

Was mobilen Reiseverkäufern in der Schweiz schwerfällt, ist die limitierte Vefügbarkeit bei den Touroperators. «Die Schweizer Touroperators sind von älteren Männern geprägt», moniert eine mobile Reiseverkäuferin im Gespräch mit Travelnews, die seien sehr traditionell aufgestellt, mit den fixen Betriebszeiten sei die Erreichbarkeit limitiert, die Touoperators seien noch nicht in der Neuzeit angekommen.

Und diese Neuzeit bedeutet für den mobilen Reiseverkäufer oder Freelancer eben auch Verfügbarkeit rund um die Uhr – nicht nur was den Kundenkontakt im Vorfeld einer Reise und während dem Buchungsprozess betrifft, sondern auch während der Reise. Der Reiseprofi, der dem Reisenden auch während der Reise online zur Seite steht – sei es per Whatapp, Facebook-Messenger oder auf welchem Kanal auch immer –, kann enorm punkten gegenüber einem in die Jahre gekommenen Reisebüros, das nach dem Versand der Reisedokumente die Rollläden runterlässt.

Nicht jeder Reisebüro-Profi ist für die Freelance-Arbeit geboren

Setzen die grossen Schweizer Reiseunternehmen bei ihren Freelance-Modellen vor allem auf ehemalige Mitarbeiter, die primär Eigenprodukte verkaufen, gibt es mit Reiselounge.ch, Reise-Lounge.ch, Reiserezept.ch, Zeitzumreisen.ch oder künftig auch Travelboo.ch bereits gewiefte kleinere Player, die sich gekonnt in der Zwischenwelt von stationärem Reisebüro und reinem Online-Vertrieb positioniert haben und eine allumfassende Palette anbieten.

Grosse Organisationen, die auf mobile Reiseverkäufer und eine breite Produktepalette setzen, wie es sie in Grossbritannien und Holland/Belgien mit Travel Counsellors gibt oder in Deutschland mit Solamento, solche Player gibt es in der Schweiz noch nicht. Diese ausländischen Player haben im Gespräch mit Travelnews Interesse signalisiert, den Markt Schweiz stärker zu beobachten und sich einen Eintritt zu überlegen.

Das Potenzial an Reisebüro-Profis ist jedenfalls da. Doch aufgepasst: nicht jeder Reisebüro-Profi ist für die Freelance-Arbeit geboren. Unternehmertum, Disziplin und eine gehörige Portion Marketing-Spirit sind nötig. Wer diese Klaviatur spielen kann, im Dorfverein forsch auf Leute zugehen kann, sich in den Social Media ideenreich und omnipräsent bewegt, dem öffnen sich aber plötzlich sehr gute Marktchancen.

Die Modelle der einzelnen Organisationen gilt es aber genau zu vergleichen. Wie hoch fällt die Kommission aus? Müssen Jahrestargets erfüllt werden? Wie verhält es sich mit Spesen? Mit AHV-, Sozialabzügen? Wie schaut das Umsatzpotenzial im persönlichen Umfeld aus? Wie flexibel kann ich arbeiten? Wer einen Gang in die Freelancerei erwägt, sollte diese Aspekte nüchtern abschätzen, sich aber auch bewusst sein, dass sich ein grosses Potenzial öffnen kann – umso mehr das Modell des mobilen Reiseverkaufs von einer stets verbesserten Technologie und verbesserter Anbindung an Leistungsträger, Touroperator und Buchungsportale profitiert.