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Die Strände Mallorcas erfreuen sich bei den meisten Schweizer Reiseveranstaltern auch im Sommer 2020 einer hohen Nachfrage. Bild: TN

«Wir liegen 10 Prozent über Vorjahr»

Gregor Waser

Ein Blick auf die Buchungsstände der Schweizer Reiseveranstalter zeigt: der Saisonauftakt ist geglückt – trotz Fragezeichen bei einigen Destinationen und Reisesparten.

Nach einem Monat im neuen Reisejahr liegen die Buchungsstände bei den führenden Schweizer Reiseunternehmen mehrheitlich im Plus. Angesichts des eher schleppenden Vorjahres – bis Mitte 2019 war von einem Buchungsstau die Rede, der sich erst gegen Herbst auflöste – kommt nun der positive Start ins laufende Jahr damit nicht überraschend. Doch welche Ziele und Reisesparten ziehen in diesem Jahr? Wir haben bei den Schweizer Reiseveranstaltern nachgefragt.

«DER Touristik Suisse ist gut in das neue Jahr gestartet, gerade hinsichtlich der Hauptbuchungszeit fürs Sommergeschäft», sagt Mediensprecher Markus Flick. «Sowohl unser markenübergreifendes Veranstaltergeschäft als auch unser Vertrieb liegen hier – teilweise signifikant – über den jeweiligen Vorjahreswerten.»

«Im Bereich Reiseveranstaltung sieht die Nachfrage zurzeit positiv aus, währenddem sich der Vertrieb in den Reisebüros auf Vorjahresniveau hält», lautet die Einschätzung von Matthias Reimann, Mediensprecher bei Knecht Reisen.

André Lüthi, CEO der Globetrotter Group, sagt: «Der Jahresstart sieht in den meisten Firmen sehr gut aus. Doch die Weltpolitik, die Klimadiskussion, der Overtourism und andere Ereignisse wie Naturkatastrophen werden auch im 2020 die ständigen Begleiter der Tourismusbranche sein.»

Hotelplan Suisse zeigt sich mit dem bisherigen Verlauf des Reisejahres 2020 zufrieden. «Für die kommende Sommersaison zeigen erste Tendenzen, dass wiederum vermehrt frühzeitig gebucht wird. Mit der Marke Hotelplan verzeichnen wir aktuell über 10 Prozent mehr Buchungen gegenüber dem Vorjahr im Kurz- und Mittelstreckenbereich», sagt Bianca Gähweiler, Head of Corporate Communications. «Die Buchungen für Langstrecken-Destinationen mit der Marke Hotelplan liegen auf Vorjahresniveau. Im Minus befinden sich Buchungen für Kreuzfahrten sowie Reisen mit der Spezialistenmarke Travelhouse.»

Milica Vujcic, Communications Specialist bei TUI Suisse, spricht von einem guten Jahresstart: «Wir verzeichnen bereits einen guten Buchungseingang, nicht zuletzt dank einem guten Preisbild und unserer dynamischen Produktion.»

Susanne Wohlgemuth, PR Manager bei FTI Touristik sagt: «Aktuell sind wir im Langstreckenbereich besser unterwegs als auf der Kurz- und Mittelstrecke. Dort hält sich der Markt noch etwas zurück.»

Dahin geht die Reise

«Besonders beliebt sind Menorca, Dalaman und Portugal. Die Destinationen sind für den Sommer 2020 gefragter als noch vor einem Jahr» sagt Milica Vujcic von TUI Suisse. Bei Knecht Reisen nennt Matthias Reimann für 2020 unter anderem diese Trendziele: Kolumbien, Argentinien, Costa Rica, Kuba, Kanada, Südafrika und Russland. André Lüthi sagt, es seien keine klaren Destinationstrends ersichtlich: «Doch mehr und mehr wollen die Kunden beim Reisen etwas lernen – tiefer sich in ein Land, seine Kultur, seine Menschen vertiefen.»

FTI Touristik sagt zu den diesjährigen Favoritenzielen: «Auf der Langstrecke erfreuen sich die Malediven und Mauritius der stärksten Nachfrage. Auf der Kurz- und Mittelstrecke führen die Vereinigten Arabischen Emirate mit Dubai und Abu Dhabi sowie Ägypten, speziell mit Nil-Kreuzfahrten, das Ranking an. Bezogen auf Badeferien am Mittelmeer sind Spanien – allerdings inklusive der Kanaren – und die Türkei am besten gebucht.»

Einen Buchungszuwachs für Ägypten stellt in der laufenden Wintersaison ITS Coop Travel fest. «Für die Sommersaison liegen die Türkei, Zypern und Griechenland über Vorjahr, während die spanischen Ziele wie die Kanaren und Balearen eher etwas verlieren», sagt Andi Restle, Geschäftsführer von ITS Coop Travel. «Im Fernbereich laufen die Arabischen Emirate, Seychellen und Bali besser als im Vorjahr.»

«Unser Badeferien-Spezialist, Helvetic Tours, verzeichnet eine besonders starke Nachfrage für Reisen nach Griechenland, Zypern sowie die Südtürkei. Auch bei Kuoni geht der Trend Richtung Griechenland und Mallorca. Bei den Langstreckendestinationen von Kuoni sind besonders die Malediven, Thailand, Kanada sowie USA, speziell Miami, gefragt», sagt Markus Flick.

Als klaren Sommer-Trend 2020 nennt Bianca Gähweiler von Hotelplan Suisse das Badeferienziel Zypern: «Auch die Reservationen für Tunesien und die Griechischen Inseln sind bereits sehr gut angelaufen. Nachdem Spanien im Sommer und Herbst 2019 zur Top-Destination gehörte, rechnen wir auch für den Sommer 2020 wieder mit einem Boom für die Spanischen Inseln.» Im Individualreise-Bereich werde voraussichtlich Skandinavien der Gewinner sein und im Langstrecken-Bereich dürften die USA und Kanada zu den Top-Sommer-Destinationen 2020 gehören.

Die weiteren Faktoren

Was das erforderliche Reisebudget betrifft, dürfte sich für die Schweizer Kundschaft in diesem Jahr nur wenig ändern. Die Preise bewegen sich mehr oder weniger auf Vorjahresniveau. In gewissen Europa-Destinationen können Feriengäste allenfalls von leichten Vergünstigungen profitieren, jedoch wurden diese vielerorts durch geringfügige Preiserhöhungen seitens der lokalen Leistungsträger wieder wettgemacht.

Auch der Schweizer Reise-Verband hofft auf ein erfolgreiches Reise- und Ferienjahr 2020 und nennt gleichzeitig die Umweltthematik als zunehmend wichtigeren Faktor. «Dass die Kunden tendenziell kritischer und bewusster reisen, kann der gesamten Branche nur recht sein. Die lebendige Natur und eine intakte Umwelt sind zentrale Voraussetzungen für das Reisegeschäft. Der SRV unterstützt deshalb die Klimapolitik der Schweiz und befürwortet auch eine CO2-Abgabe auf Flugtickets, sofern die Einnahmen gezielt und zweckgebunden in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien zur Förderung der CO2-Reduktion investiert werden.» Und ein besonderes Augenmerk richte der SRV derzeit auf die Verbreitung des Coronavirus, das die weltweite Reisetätigkeit massgeblich beeinflussen könnte.