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Als die Kuoni Group noch eine Macht war, war die Kuoni & Hugentobler Stiftung eine eigene Macht und interne Königsmacherin. Mit dem Verlust des eigentlichen Stiftungszwecks befindet sich die Stiftung aktuell aber in der Schwebe. Bild: GWA

Wozu gibt es die Kuoni & Hugentobler Stiftung eigentlich noch?

Jean-Claude Raemy

Was mit der 2018 neu gegründeten Kuoni Reisen Holding AG vorgesehen ist, sagt niemand. Vorläufig ist die Stiftung eine Geldverwalterin, welche nebst sich selber vor allem gemeinnützige Projekte alimentiert.

Diese Woche verbreitete sich die Meldung, wonach der Visa-Dienstleister VFS Global einen Börsengang an der Schweizer SIX vorbereite. Noch im Mai waren solche Pläne auf Eis gelegt worden, weil die aktuelle Eigentümerin, die schwedische Private-Equity-Gesellschaft EQT, wenige Erfolgsaussichten für den erhofften Preis von rund 2,5 Milliarden Franken sah. Nun sieht die Sachlage offenbar anders aus.

Die Reuters-Meldung zum Börsengang wird von offizieller Seite nicht kommentiert. Travelnews hat bei VFS Global selber nachgefragt und auch bei der Kuoni & Hugentobler Stiftung, welche 25 Prozent der Stimmrechte an der Muttergesellschaft der VFS Global Holding AG hält. In beiden Fällen heisst es, eigentlich wie erwartet, dass Gerüchte und Spekulationen zu Börsengängen nicht kommentiert werden.

Bei der Kuoni & Hugentobler Stiftung wollten wir es aber etwas genauer wissen. Denn bekanntlich war der ursprüngliche und immer noch bestehende Stiftungszweck der 1957 gegründeten Stiftung, «den Konzern Kuoni Reisen Holding AG in Zürich unter Aufrechterhaltung des bisherigen Gesellschaftszweckes auf solider Grundlage dauernd zu erhalten». Das ist im Prinzip Makulatur, denn die Filetierung des Kuoni-Konzerns setzte 2015 ein, als Rewe bzw. DER Touristik das Reiseveranstaltergeschäft von Kuoni übernahm, gefolgt vom Verkauf des Stammsitzes an der Neuen Hard, dann dem Verkauf der Kuoni Group selber 2016 an die EQT, welche wiederum die Kuoni Global Travel Distribution mitsamt GTA an Hotelbeds und kurz darauf sechs Destination-Management-Spezialisten von Kuoni Global Travel Services (GTS) an Thomas Cook India veräusserte und im selben Jahr auch Kuoni GTS selber an die JTB Corporation verkaufte. Mit dem Resultat, dass die frühere Kuoni-Gruppe aktuell allein noch aus VFS Global besteht. Wo mal Kuoni draufstand, ist kaum mehr Kuoni drin.

Gemeinnützige Tätigkeit

Welche Rolle spielt da die Kuoni & Hugentobler Stiftung noch? Strategisches Lenken im Sinne des Stiftungszwecks braucht es eigentlich nicht mehr und bei VFS dürfte es zumindest aus EQT-Sicht nur noch um den Exit in Form des Börsengangs gehen.

Somit ist die Kuoni & Hugentobler Stiftung aktuell eigentlich nur noch eine Art Wohltätigkeitsorganisation. Denn die Erträge der Stiftung sind, nebst dem Unterhalt der Stiftung selber, laut Statuten für gemeinnützige Zwecke zu verwenden. «Die Kuoni und Hugentobler-Stiftung unterstützt im Rahmen ihres Stiftungszwecks gemeinnützige Projekte, beispielsweise zur Berufsausbildung Jugendlicher in Tourismusregionen», bestätigt Matthias Graf von der Boldt AG, welcher als Sprecher für die Stiftung fungiert, gegenüber Travelnews. Kommt es somit bei einem Börsengang zum karitativen Geldsegen? Graf verneint: «Die Kuoni und Hugentobler-Stiftung hält eine Beteiligung an der VFS. Diese Beteiligung würde auch im hypothetischen Falle eines IPOs bestehen bleiben. Geld würde daher keines fliessen, somit gäbe es aus einer solchen Transaktion auch keine zusätzlichen Mittel, die für gemeinnützige Zwecke eingesetzt werden könnten.»

Geldmittel ist so oder so nicht das Problem der Stiftung. Nebst der 25-Beteiligung an Kuoni Reisen IP AG (darin sind nebst VFS Global im Übrigen auch die Markenrechte am Namen Kuoni enthalten, welche 2015 für 50 Jahre an DER Touristik lizenziert wurden) hält die Kuoni & Hugentobler Stiftung (nebst EQT) auch eine Beteiligung an der hochprofitablen Hotelbeds Group, seitdem dort der Kuoni-Geschäftsbereich Global Travel Distribution (GTD) eingebracht wurde. Und als EQT ans Ruder kam, lautete die Übereinkunft mit der Stiftung, dass die Bezahlung einer Prämie an die Stiftung fällig wird, falls die damals verbliebenen drei Geschäftsbereiche innert fünf Jahren abgetrennt werden - was ja der Fall war.

Des Weiteren hält die Stiftung übrigens 100% an der 2018 neu gegründeten Kuoni Reisen Holding AG. Diese ist derzeit inaktiv. Wozu denn diese Gründung? Da gibt sich Graf kryptisch: «Durch Kuonis Rückzug von der Börse ist eine Übergangssituation entstanden. Die Rolle der neu gegründeten Kuoni Reisen Holding AG wird sich aufgrund der künftigen Entwicklung ergeben und zu gegebener Zeit kommuniziert.»

Da darf man gespannt sein. Besteht denn noch irgendeine Verbindung etwa zu früheren Angestellten von Kuoni, welche von dieser noch Pensionskassengelder und dergleichen beziehen? Graf verneint: «Die Kuoni und Hugentobler-Stiftung ist als Aktionärin komplett von den Kuoni-Angestellten getrennt.»

Aktuell besteht der Stiftungsrat noch aus drei Mitgliedern: Karl Hofstetter (Präsident), Thomas Geiser und Dieter Widmer. Allesamt Schweizer, allesamt erfahrene Manager, aber keiner von ihnen mit Erfahrung aus irgendeiner Sparte der Reisebranche. Das müssen sie laut Stiftungsurkunde auch gar nicht vorweisen. Dennoch sollte bald mal klar werden, was mit der neu gegründeten Kuoni Reisen Holding wirklich geplant ist und ob es damit mehr auf sich hat, als nur den eigentlichen Stiftungszweck der Erhaltung der Kuoni Reisen Holding AG aufrecht zu erhalten. Bis auf Weiteres ist die Kuoni und Hugentobler Stiftung nämlich nur ein Geldverwaltungs-Apparat. Wesentlicher strategischer Einfluss wie noch zu Beginn der 2000er-Jahre bei Kuoni geht von der Stiftung nicht mehr aus.