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Jeanette Buller, Director of Sales Europe, sieht G Adventures als Vorreiter von nachhaltigen Reisen. Bild: TN

«Nahe an Land und Leute heran, ohne diese zu erschrecken»

Gregor Waser

G Adventures setzt auf nachhaltige Erlebnisreisen. Jeanette Buller, Director of Sales Europe, erklärt die Besonderheiten des Kleingruppen-Veranstalters.

Frau Buller, was macht G Adventures anders?

Jeanette Buller: Tourismus soll etwas zurückgeben. Wir sehen uns nicht nur als Reiseveranstalter, sondern auch als soziales Unternehmen und achten darauf, dass in den Ländern, die wir mit unseren Kleingruppen bereisen, so viel Umsatz wie möglich bleibt. Wir sind der Meinung, dass Tourismus die Kraft hat, viele positive Dinge in der Welt zu bewegen. Heute ist G Adventures, von Bruce Poon Tip vor 29 Jahren gegründet und mit Hauptsitz in Toronto, der grösste unabhängige Reiseveranstalter im Bereich von Erlebnis- und Abenteuerreisen.

Wie sieht denn ein Abenteuer bei Ihnen aus?

Man muss sich nicht gleich Indiana Jones im Dschungel vorstellen... Für uns es auch ein Abenteuer, ein Land wirklich kennenzulernen und tiefen Einblick zu gewinnen, bei Lokalen zu essen, mit Einheimischen zu reden. Wir achten darauf, dass wir mit lokalen Transportmitteln unterwegs sind, in Restaurants und Hotels von Einheimischen stoppen. Unsere Gäste sollen spüren, für was ein Land steht. Das Prinzip der Kleingruppen mit durchschnittlich 12 Personen ermöglicht, sehr nahe an Land und Leute heranzukommen, ohne diese gleich zu erschrecken. Wir bieten über 750 verschiedene Reisen an und haben die in zehn Reisearten aufgeteilt, etwa auf solche mit dem Fokus auf Sport oder für die Altersgruppe 18 bis 39 Jahre. Total bieten wir rund 20'000 Reisetermine an und alle sind garantiert und nicht von einer Mindestteilnehmerzahl abhängig. Wenn Sie eine Reise bei G Adventures buchen, dann wissen Sie, dass diese auch stattfindet. Auch für Reisebüro-Profis gibt das die Sicherheit: die Reise ist gebucht und im Kasten und man kann sich dann um das Vor- und Nachprogramm kümmern.

Welches sind die favorisierten Reiseziele Ihrer Gäste? Und wer sind diese?

Traditionell sind wir stark in Südamerika verankert, allen voran mit Peru, alleine hier arbeiten 600 der total 2000 Mitarbeiter von G Adventures. Schon mehrfach wurden wir als bester Inca-Trail-Operator ausgezeichnet. Auch Indochina ist wichtig. Zu den top Ländern gehören neben Peru auch Costa Rica, Thailand, Vietnam und Indien. Unsere Gäste kommen aus der ganzen Welt, ob von Spanien, Irland, Kanada oder Australien. Jeder 8. Gast ist deutschsprachig. Geführt werden die Touren auf Englisch. Aber man muss nicht perfekt Englisch sprechen können, es einigermassen zu verstehen, reicht.

«Wir sagen, wieviel Prozent des Reisepreises von einheimisch geführten Unternehmen bewerkstelligt wird»

Wie wichtig sind Ihnen Reisebüros als Vertriebspartner?

Gerade im DACH-Markt ist die Reisebüro-Dichte sehr hoch, hier generieren wir 75 Prozent des Umsatzes über Reisebüros. Aktuell haben wir unser Marketing- und Aussendienst-Team erweitert. Wir haben ein sehr umfangreiches und beratungsintensives Produkt, mit dem sich ein Verkäufer mit seinem Know-how profilieren kann. Viele Reisebüros haben dies erkannt und wir unterstützen sie dabei auch etwa mit Schulungen.

Wir läuft es G Adventures in diesem Jahr?

Sehr gut, wir verzeichnen eine Umsatzsteigerung von 14 Prozent und dies in einem bekanntlich schwierigen Touristikjahr. Wir führen dies darauf zurück, dass der Bereich Erlebnis- und Abenteuerreisen insgesamt wächst und das Kundenbedürfnis nach einzigartigen Erlebnissen zunimmt. Wer mit uns reist, hat jeden Tag unglaublich viele Geschichten zu erzählen.

Wie teuer ist eine Reise mit G Adventures?

Der Durchschnittspreis beträgt um die 1700 Franken, wir haben aber auch schon Reisen ab 700 Franken. Die Anreise ist hier noch nicht dabei. Wir bieten auch Polarkreuzfahrten an, die sind dann natürlich teurer.

Auf Ihrer Webseite sprechen Sie von «Ripple Score» – was ist das?

Das ist übersetzt der Transparenz-Faktor. Wir beziffern den lokalen Einflussfaktor und sagen, wieviel Prozent des Reisepreises von einheimisch geführten Unternehmen bewerkstelligt wird.

Haben Sie weitere Nachhaltigkeitsinitiativen lanciert?

G Adventures hat die Non-Profit-Organisation Planeterra gegründet, die versucht, Herausforderungen vor Ort zu lösen. Diese Projekte binden wir in unsere Touren ein und machen sie erlebbar. Ein Projekt ist etwa «Women on Wheels» in Indien. Planeterra ermöglicht Einheimischen die Ausbildung als Fahrerin inklusive Englischunterricht und Selbstverteidigung. Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel erfolgt so mit einer lokalen Fahrerin, die dank Planeterra über eine feste Anstellung verfügt. Total verfügen wir über 85 Projekte in 51 Ländern etwa in den Bereichen Essen und Trinken, Unterbringung, Aktivitäten, Handarbeiten und Brauchtum oder eben Transport. Tourismus soll eben etwas zurückgeben und nicht etwas wegnehmen. Nachhaltigkeit hat für uns nicht nur mit Ökologie zu tun, sondern auch mit Ökonomie und dem sozialverantwortlichen Aspekt. In diesem Bereich sehen wir uns als Vorreiter.