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Einen rein mit Männern besetzten SRV-Vorstand dürfte es nach der kommenden Generalversammlung nicht mehr geben. Hier die noch aktuelle Besetzung mit (v.l.) Stéphane Jayet (VT Vacances), Roger Geissberger (Knecht Reisen Gruppe), Olivier Emch (Executive Travel), Walter Kunz (Geschäftsführer SRV), André Lüthi (Globetrotter Group), Max E. Katz (Präsident SRV), Dieter Zümpel (DER Touristik Suisse), Martin Wittwer (TUI Suisse) und Daniel Bauer (BTA First Travel). Bild: JCR

SRV-GV: Das wird uns in Rust beschäftigen

Der Schweizer Reise-Verband (SRV) hat seinen Geschäftsbericht vorgelegt. Darin wird auch Kritik an gewissen Reisebüros geäussert. Bahnt sich da eine mal wieder etwas kontroversere GV an?

Die 92. ordentliche Generalversammlung des Schweizer Reise-Verbands (SRV) steigt in genau zwei Wochen im Europapark in Rust - unweit der Schweiz, an nur zwei Tagen, und damit etwas in Kontrast zu den weiter entfernten und längeren GVs der vergangenen Jahre. Die Mitglieder dürfen sich darauf freuen, exklusiven Zugang zur brandneuen Wasserwelt Rulantica zu erhalten und auch das neue Hotel Krønasår zu erleben, in welchem auch die GV durchgeführt wird. Ebendiese GV gilt es natürlich zuallererst gut über die Bühne zu bringen. Wie üblich hat der SRV nun im Vorfeld den Geschäftsbericht vorgelegt, den wir Ihnen hier in etwas komprimierter Form näherbringen, abgestimmt auf einzelne GV-Traktandumspunkte:

Jahresrechnung und Mitglieder

Die Bilanz per 30.09.2019 kann sich sehen lassen. Der Reingewinn von 12'259.80 Franken fällt zwar etwas tiefer aus als im Vorjahr, liegt aber trotzdem deutlich über dem budgetierten Verlust von 22'044 Franken. Mit diesem Reingewinn beträgt das Eigenkapital des SRV neu 624'995.45 Franken.

Der Aufwand der Geschäftsstelle blieb praktisch unverändert zum Vorjahr und damit unter dem Budget; die etwas höhere Lohnsumme wurde durch tiefere Abschreibungen grösstenteils wettgemacht. Ebenfalls unter dem Budget blieben allerdings auch die Einträge über Mitgliederbeiträge (730'630 statt 738'000 Franken). Die Einkünfte bei den Passivmitgliederbeiträgen konnten zwar gesteigert werden, doch waren diese bei den Aktivmitgliederbeiträgen um 13'000 Franken tiefer.

Dies hat natürlich damit zu tun, dass die Zahl der Aktivmitglieder netto abermals um 20 abgenommen hat (minus 13 Filialen und minus 7 Hauptsitze), während vier neue Passivmitglieder gewonnen wurden. Ausgetreten sind insgesamt 29 Aktivmitglieder; teils waren es wie erwähnt auch Filialschliessungen der «Grossen» sowie Geschäftsaufgaben oder auch die konkursite Thomas Cook Services AG. Auf Seiten der Passivmitglieder gab es 8 Austritte. Immerhin gab es auch 11 Neuaufnahmen bei den Aktivmitgliedern und 12 Neuaufnahmen bei den Passivmitgliedern. Interessant: Zwei der neuen Aktivmitglieder sind Nussbaumer Reisen und Magical Mystery Tours aus Burgdorf, beides Wiedereintritte, und bei beiden ist Natalie Dové Geschäftsführerin. Womit wir beim nächsten Punkt sind.

Wahlen

Natalie Dové hat sich bekanntlich als Kandidatin zur Wahl in den SRV-Vorstand präsentiert. Sie will dort die Anliegen der kleineren unabhängigen Reisebüros verstärkt einbringen - etwas, was aus ihrer Sicht in den letzten Jahren zu wenig passiert sei im SRV, weshalb sie nicht nur wieder in den SRV eingetreten ist, sondern dort auch gleich im Vorstand etwas bewegen will. Es ist nicht anzunehmen, dass es aus Reihen der Mitglieder grossen Widerstand gegen diese Wahl gibt. Überdies wäre Dové seit 10 Jahren die erste Frau im SRV-Vorstand. Gerade Letzteres ist in der frauendominierten Reisebranche eigentlich unverständlich.

Zur Präzisierung: Dové ist keine «Ersatzperson», sondern würde den Vorstand erweitern. Aktuell sind darin 9 Personen, darunter die CEOs der fünf grössten Schweizer Reiseunternehmen. Laut SRV-Statuten kann der Vorstand aus 7-11 Personen bestehen, d.h. es braucht für diese Vorstandserweiterung nicht einmal eine statutarische Änderung.

Die bisherigen Vorstandsmitglieder André Lüthi und Dieter Zümpel stellen sich darüber hinaus für eine weitere, dreijährige Amtsperiode im SRV-Vorstand zur Verfügung. Die jeweilige Wiederwahl dürfte Formsache sein.

Budget und Mitgliederbeiträge

Das Budget für das Geschäftsjahr 2019/2020 sieht einen Verlust von 27'870 Franken vor; das liegt leicht über dem budgetierten Verlust des Vorjahres aber weit unter dem effektiven Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahrs.

Bei den Mitgliedereinnahmen entspricht das Budget der Rechnung 2018/2019, sprich, es wird von stabilen Mitgliederzahlen ausgegangen. Eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge steht nicht zur Diskussion, wie SRV-Präsident Max E. Katz auf Nachfrage von Travelnews bestätigt, d.h. beim Traktandum 8 «Festsetzung der Jahresbeiträge 2019/2020» werden unveränderte Beiträge empfohlen und wohl auch angenommen. Die SRV-Mitgliederbeiträge wurden seit Jahren nicht mehr erhöht (ausser im Fall der Passivmitglieder, deren Beiträge 2016 leicht erhöht wurden) und das bleibt auch im kommenden Jahr so.

Stärker auf der Kostenseite ins Gewicht fallen unter anderem die Ausgaben der Regionen - wobei das Wiederaufleben beispielsweise der Regionenanlässe wie zuletzt der Besuch im Berner Bundeshaus auf grossen Anklang stossen - sowie auch die Löhne und Sozialleistungen bei der Geschäftsstelle. Demgegenüber wird mit deutlich höheren Einnahmen an Kursgeldern gerechnet. Bei den Einnahmen und Ausgaben der Berufsmessen, wo der SRV jeweils Präsenz markiert hat, sind Vergleiche schwierig, weil diese im neuen Budget neu separat ausgewiesen werde. Grundsätzlich konnte aber der Aufwand für die Weiterbildung nach Abschluss diverser Projekte leicht reduziert werden.

Eigentlich sind keine grossen Diskussions- bzw. Streitpunkte im vorliegenden Budget ersichtlich.

Geschäftsbericht

Einer der Traktandumspunkte ist auch die Abnahme des Geschäftsberichts 2018/2019. In dessen Einleitungswort kommt SRV-Präsident Max E. Katz auf Themen wie den schleppenden Geschäftsgang, die Pleite von Thomas Cook oder die Klimadebatte zu sprechen. Sein Fazit aus der Thomas-Cook-Pleite ist dabei, dass «ein riesiger Imageverlust für die Pauschalreise» entstanden sei. Er geht davon aus, dass der Vertrauensverlust die Branche treffen wird; aktuell sind diverse Reiseveranstalter mittels Kampagnen bereits damit beschäftigt, Gegensteuer zu geben. Auch bei den Reisebüros scheint man sich auf ein weiteres schwieriges Geschäftsjahr einzustellen: Im sogenannten «SRV Sentiment Index» werden sowohl bei der Anzahl Dossiers als auch bei den Preisen deutlich tiefere Werte als im Vorjahr erwartet.

Für Gesprächsstoff dürfte aber vor allem der Einwurf von SRV-Geschäftsführer Walter Kunz sorgen. Er echauffiert sich über gewisse Diskussionen, welche Reisebüro-Profis in (zumindest teilweise geschlossenen) Gruppen in Sozialen Medien führen und bei denen Beiträge laut Kunz offenbar «frei von jeglichen Tatsachen» waren. Es geht hierbei um die Frage, wer unter welchen Umständen in der Veranstalterhaftung ist und wie die Reisebüros ihr Debitorenmanagement handhaben. Es wäre wohl gut, wenn es hierzu eine engagierte Diskussion und allenfalls nochmals qualifizierte, klärende Worte (allenfalls in Flyerform?) an der GV gibt.

Weiteren Diskussionsstoff bieten etwa die Feststellung im Themenkreis «Aus- und Weiterbildung», dass insgesamt 100 Lernende ihre Lehre in der Branche Reisebüro gestartet haben und diese Zahl leicht unter Vorjahr ist, oder was es mit dem kurz vor Fertigstellung stehenden Qualifikationsprofil «Kaufleute 2022» genau auf sich hat. Aus dem Bereich «Flug» könnte das Thema «NewGenISS» für etwas Gesprächsstoff sorgen, beim Bereich «Touroperating/Retail», auch da nochmals, die Pleite von Thomas Cook oder auch die anhalten tiefe und weiterhin unter Druck stehende durchschnittliche Nettorendite von 1% bei den Reisebüros.

Unter dem Strich darf man sich auf eine hoffentlich engagierte GV mit mehr Voten der Mitglieder als früher - der Schuh drückt! - hoffen. Und als grosses Finale gibt es dann auch wieder die Enthüllung des Austragungsortes im kommenden Jahr. Was sind Ihre Tipps?

(JCR)