Reiseanbieter
TripAdvisor und Trip.com kündigen eine strategische Partnerschaft an
Überraschende Meldung am frühen Morgen des 7. November: Das amerikanische Reisebewertungsportal TripAdvisor und die chinesische OTA Trip.com Group - früher bekannt als CTrip - haben eine strategische Partnerschaft bekannt gegeben. Das Abkommen fusst auf drei jeweils separaten Deals:
- Ctrip Investment Holding Ltd., eine Tochtergesellschaft der Trip.com Group, geht ein Joint Venture mit der TripAdvisor-Tochtergesellschaft TripAdvisor Singapore Private Limited ein. Die Trip.com Group hält mit 60% die Mehrheit des neuen Joint Ventures; TripAdvisor hält 40%. Das Joint Venture wird unter dem Namen «TripAdvisor China» geführt; die Amerikaner bieten den Chinesen langfristig exklusive Markenrechte sowie Content.
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Die Trip.com Group und TripAdvisor haben eine globale Content-Vereinbarung getroffen, wonach Content von TripAdvisor ab sofort auf den Reiseportalen der Trip.com Group - also Trip.com, Ctrip, Skyscanner und Qunar - ausgespielt werden kann.
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Die Trip.com Group darf eine Person als Mitglied im Board von TripAdvisor bestimmen, vorbehältlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden. Dafür wird die Trip.com Group 6,95 Millionen Aktien von TripAdvisor mit einem aktuellen Marktwert von 317,6 Millionen US-Dollar erstehen.
Was bedeutet dies genau?
Wie die beiden Unternehmen in einer Pressemitteilung ausführen, vereint diese neue strategische Partnerschaft die starken Reisebuchungstools und die China-Expertise von Trip.com mit der global starken Marke von TripAdvisor sowie deren Nutzer-generiertem Content und «In-Destination Supply». Der entscheidende Aspekt liegt wohl genau in diesem letzten Punkt: Die drei grössten globalen OTAs — Booking Holdings, Expedia Group und die Trip.com Group — haben im aktuell stark wachsenden Bereich «Touren, Attraktionen, Events und Aktivitäten» bislang einen sehr niedrigen Marktanteil. Will heissen: Es gelingt ihnen nicht genügend, die Millionen Personen, welche über ihre Portale Reisen buchen, noch mit Aktivitäten innerhalb der gebuchten Destination zu versorgen, also klassisches Upselling zu betreiben.
Und wer ist in diesem Bereich einer der führenden Player? Genau: TripAdvisor, über «TripAdvisor Experiences», welche mit der Submarke Viator seit Jahren konsequent aufgebaut werden. Offenbar gelingt es, Konsumenten dazu zu bringen, an der Destination kurzfristig Aktivitäten zu buchen, über die man sich kurz zuvor auch schon bei TripAdvisor mittels Rezensionen anderer Reisenden informiert hat.
Oder anders ausgedrückt: Trip.com hat sich für den vergleichsweise bescheidenen Betrag von 317 Millionen Dollar ganz wesentlichen Content gesichert, während TripAdvisor seine Marke im riesigen chinesischen Markt besser platziert und im wachsenden dortigen Reisemarkt nun besser mitmischt. Auf der Strecke bleibt Booking.com - der niederländische OTA-Gigant galt bisher als wichtigster Partner von CTrip in China, was nun nicht mehr der Fall sein dürfte.