Reiseanbieter

Gleich drei TUI-Hotels befinden sich in der gleichen Bucht im türkischen Dalaman. Gut zu sehen ist das Hotel TUI Blue Sarigerme Park, im Hintergrund befinden sich noch der Robinson Club und das Hotel TUI Blue Seno. Bild: TUI

Kommentar Kann TUI sein Versprechen halten?

Nina Wild

TUI setzt auf die Masse, will aber sein Angebot trotzdem flexibel und individuell gestalten und verspricht dabei höchste Qualität. Ist das nicht ein Widerspruch?

Europas grösstes Reiseunternehmen TUI ist schon lange nicht mehr nur ein klassischer Pauschalreise-Anbieter. Der Reisekonzern ist darüber hinaus eine Reederei, eine Airline, eine Hotelkette und kreiert sogar Ausflüge an den Ferienorten. Durch die eigenen TUI-Produkte generiert der Reiseanbieter rund 70 Prozent seines Umsatzes, lediglich 30 Prozent werden aus dem klassischen Touroperating und dem Verkauf von Einzelleistungen gewonnen. Logisch auch, dass die vielschichtige Präsenz die Markenbekanntheit enorm erhöht.

Der Untergang des Mitbewerbers Thomas Cook bringt nun enorm viel Potenzial mit sich. Im nächsten Jahr erwartet TUI ein Zuwachs von rund 1,7 Millionen Gästen – davon eine Million aus Grossbritannien, 500‘000 aus Deutschland und die restlichen 200‘000 aus übrigen Märkten, wie die Markteinschätzung des Konzerns lautet. Klar, dass TUI dieses Marktpotenzial realisieren will und schon bald viele neuen Kunden begrüssen und von den eigenen Produkten überzeugen möchte.

Da ist der Zeitpunkt für die Promotion der künftig globalen Hotelkette TUI Blue mit 97 Häusern bis zu Beginn der nächsten Sommersaison hervorragend. Individuell, massgeschneidert und authentisch lautet das Markenversprechen. Natürlich wird dabei auch der Fokus auf eine nachhaltige Entwicklung gesetzt – sowohl im Bereich Umweltschutz, als auch für die Wirtschaft in der Zieldestination. Selbstverständlich in höchster Qualität.

Das Ergebnis durfte sich am Agenten- und Presseevent an der türkischen Ägäis sehen lassen: Gutes Essen, moderne Einrichtung, freundliche Mitarbeiter, ein abwechslungsreiches Sportangebot. Per Smartphone konnten die gewünschten Aktivitäten nach individuellen Wünschen gebucht werden. Aber kann der Konzern sein Versprechen in Zukunft wirklich halten?

Einige Fragezeichen bleiben

Bis im nächsten Sommer öffnen 97 Hotels unter dem Brand TUI Blue ihre Türen. Bislang war es laut Kunden-Feedbacks die beliebteste Marke, weshalb die Entscheidung zum Rebranding überhaupt getroffen wurde. Wenn es plötzlich fast einhundert dieser Häuser gibt, kann es dann nicht auch sein, dass die Qualität des einzelnen Hotels dadurch, dass es eben ein «Massenprodukt» ist, leidet? Und wie nachhaltig ist ein Hotel wirklich, wenn die kleinen Shampoo-Fläschchen noch immer aus Plastik sind?

In der «TUI-Bucht» in Dalaman befinden sich drei TUI Blue Hotels und ein Robinson Club Resort. Die Strände sind zwar auf dem Papier nicht privatisiert, aber trotzdem wird den Einheimischen die Möglichkeit verwehrt, dass sie dort ihre eigenen Geschäfte aufbauen und direkt vom Tourismus profitieren könnten. Es stellt sich die Frage, ob der Reisegigant die Einheimischen nicht besser hätte in die Wertschöpfungskette integrieren können?

Tatsache ist, TUI ist derzeit mit seinem auf eigenen Bausteinen beruhenden Geschäftsmodell sehr gut aufgestellt – in Zeiten des anhaltend soliden bis guten Badeferiengeschäfts. Doch ein weiteres Fragezeichen stellt sich hier. Wie verkraftet ein Gigant wie TUI mit dermassen vielen Hotels, Kreuzfahrtschiffen und Flugzeugen eine grössere Krise? In einem solchen Fall sitzt TUI auf sehr grossen Risiken und das TUI-Gebilde könnte ins Schwanken kommen.