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Spanien befürchtet massive Einbussen der Touristenzahlen und rüstet sich dagegen während der Unmut bei den ehemaligen Thomas Cook-Mitarbeiter steigt. Bild: Thomas Cook

Thomas Cook: Spanien entwickelt Notfall-Plan und in England wird protestiert

Spaniens Tourismusminister erarbeitet 13-Punkte-Plan, um den Schaden der ausbleibenden Touristen zu minimieren. – Hotelier auf Mallorca fühlt sich hintergangen, übt aber auch Sebstkritik. – In Manchester und London gingen ehemalige Mitarbeiter auf die Strassen.

Spanien rüstet sich gegen Thomas Cook-Umsatzeinbussen

Spaniens Tourismusminister Reyes Maroto hat nach dem Zusammenbruch vom Reisegiganten Thomas Cook einen Plan mit verschiedenen Massnahmen zur Stärkung der Touristenorte ausgearbeitet. Besonders die Balearen und die Kanarischen Inseln sind von der Pleite betroffen und verlieren für die kommende Wintersaison rund 700'000 Buchungen. Im letzten Jahr waren insgesamt 7,1 Millionen Thomas Cook-Touristen nach Spanien gereist.

Der 13-Punkte-Plan des Tourismusministers sieht unter anderem eine Flugtarif-Senkung für Airlines vor, welche die beiden Inselgruppen anfliegen. Im Fokus stehen dabei vor allem Mallorca und Teneriffa, welche den Grossteil der Touristen anzogen. Der Tourismus ist in ganz Spanien mit 11 Prozent Anteil einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren – auf den Balearen und Kanaren macht er mit 35 beziehungsweise 45 Prozent jedoch einen immensen Anteil aus.

Mit dem Plan erhalten kleinere Unternehmen, die von der Thomas Cook-Insolvenz betroffen sind, zudem Zugang zu Krediten von maximal 200 Millionen Euro (219 Millionen Franken). Weiter sieht der Plan vor, in die Tourismus-Werbung zu investieren, damit die spanischen Reiseziele weiterhin an Bekanntheit gewinnen. Gegenüber «Reuters» äusserte sich Maroto wie folgt: «Mit dem Plan wollen wir eine umfassende Antwort auf die gesamte Bandbreite der Probleme anbieten, die durch den Zusammenbruch von Thomas Cook verursacht worden sind».

Mallorca-Hoteliers fühlen sich hintergangen

Für die Hotelkette Hipotels mit total 30 Häusern auf Mallorca, Lanzarote, in Cádiz und im mexikanischen Cancún zeichnet sich ein Albtraum ab. Hipotels-CEO Juan Llull beziffert den durch die Thomas-Cook-Pleite erlittenen Schaden auf 20 Millionen Euro.

Wie er «Ultima Ora» erzählt, sei der Schaden auch auf die eigene Schuld zurückzuführen. Nachdem Thomas-Cook-CEO Peter Fankhauser im Juni auf Mallorca gewesen sei und gesagt habe, alle Probleme seien gelöst, seien sie bei Hipotels ruhig geblieben. Man habe den Zahlungsversprechen geglaubt.

Rückblickend sagt nun LLull, man hätte bereits im Juli mit Thomas Cook in Kontakt treten müssen, nachdem seit Juni nichts bezahlt worden sei.  «Es ist unsere eigene Schuld, weil wir nicht vorher gebremst hatten». Nun fühle er sich hintergangen.

Ex-Mitarbeiter protestieren auf den Strassen

Rund 9000 Personen verloren alleine in Grossbritannien durch die Insolvenz von Thomas Cook ihren Job. Nun startete eine Reihe von Protesten der ehemaligen Mitarbeitern. Bereits am Montag gingen in Manchester hunderte Menschen auf die Strasse und protestierten vor dem Kongresszentrum gegen die Regierung. Sie sind wütend, weil kein Schuldendefizit von 200 Millionen Pfund (246 Millionen Franken) an Thomas Cook vorgeschossen wurde, um das Unternehmen (womöglich nur vorübergehend) zu retten. Wie  «Metro» zudem berichtet, sind Lohnzahlungen an die Mitarbeiter teilweise seit mehreren Wochen fällig.

Auch in London wurde vor dem Westminster aufgrund der fehlenden Löhne protestiert. Zudem wird der Regierung vorgeworfen, dass sie tatenlos zusah, wie Direktoren und Manager des Unternehmens riesige Löhne abkassieren und die Mitarbeitenden ihre Existenzgrundlage durch den Konkurs verloren.

(GWA/NWI)