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Zahlreiche Hotels, insbesondere auf den Balearen und Kanarischen Inseln, bangen nach der Thomas-Cook-Pleite um ihre Existenz. Bild: Thomas Cook

Jetzt ist auch die TCI in Pfäffikon pleite

Die wichtigsten Meldungen zu Thomas Cook im Überblick: Aldiana löst sich von Thomas Cook – Pleiten auch in Frankreich und Benelux – Hunderte Hotels vor dem Konkurs. – Bentour bietet Feriengarantie.

Lichterlöschen auch in Pfäffikon

Nun ist es soweit: Auch die Thomas Cook International (TCI) in Pfäffikon SZ hat den Betrieb eingestellt, wie die «fvw» meldet (auf der Website der TCI gibt es dazu noch keine Kommunikation; die Meldung ist aber bestätigt). Die TCI hatte für verschiedene Märkte das Städte- und Autoreiseprodukt eingekauft und gestaltet. 26 Mitarbeitende sind dort betroffen.

Die ebenfalls in Pfäffikon SZ angesiedelten 17 Mitarbeitenden der Thomas Cook Service AG derweil arbeiten noch im Rahmen des Möglichen weiter. Sie dürfen keine Aussagen gegenüber der Presse machen. Dass sie jedoch auch mit einer baldigen Insolvenz rechnen müssen, liegt auf der Hand: Die Firma ist ja ein Dienstleister der Thomas-Cook-Veranstalter, die allesamt pleite sind, und unter anderem für die Reiseleiter verantwortlich. Diese sind wohl nur bis Ende der Rückführungsaktionen noch in den Zielgebieten, also noch bis Ende dieser Woche. Danach dürfte auch bei der Service AG das Ende der Fahnenstange erreicht sein.

Zahlreiche spanische Hoteliers vor dem Ruin

Juan Molas, der Chef der spanischen Hotellerie-Vereinigung ACHE (Asociación de Cadenas Hoteleras Españolas) findet in der Zeitung «Cinco Dias» markige Worte: «Wegen dem Konkurs von Thomas Cook werden über 500 spanische Hotels schliessen müssen und die Situation könnte noch schlimmer werden, falls die Regierung nicht sofort einschreitet.» Ob der Appell an die Regierung fruchtet, wird sich zeigen. Die vorgetragenen Zahlen sind jedenfalls erschreckend: Die 15'000 Mitglieder der ACHE sitzen auf unbezahlten Rechnungen von Thomas Cook in Höhe von ungefähr 200 Millionen Euro, wobei die Hälfte davon auf acht Hotelketten entfällt. Am schlimmsten betroffen seien die Kanaren und die Balearen, wo 40 Prozent der Hotels von der Thomas-Cook-Pleite betroffen sind.

Laut Molas sind von den genannten 500 bedrohten Hotels über 100 alleine von Thomas Cook abhängig, während die anderen zwischen 30 und 70 Prozent ihrer Kundschaft von Thomas Cook erhielten. Deshalb sei die Lage so dramatisch. Molas schildert den Fall eines Hotels auf Fuerteventura, welches kürzlich seine Zimmer für 20 Millionen Euro renovierte und nun ab dem 7. Oktober, wenn alle Kunden zurück sind, über 700 weitgehend leerbleibende Zimmer verfügen wird.

Aldiana löst sich komplett von Thomas Cook

Obwohl der Clubferienanbieter Aldiana nicht direkt von der Insolvenz von Thomas Cook betroffen ist, gibt es doch einige
Schwierigkeiten, die das Unternehmen aus dem Weg räumen muss. In der Vergangenheit hatte Aldiana eng mit dem Flugeinkauf und dem Vertrieb von Thomas Cook zusammengearbeitet und Dienstleistungen bezogen. Dadurch kam es in den vergangenen Tagen zu Unregelmässigkeiten bei der Beförderung von Gästen von Aldiana, die eine Flugreise gebucht hatten, denn nach der Insolvenz von Thomas Cook wurden Flüge, die über Thomas Cook gebucht worden waren, von den Fluggesellschaften teilweise storniert. Deshalb werden nun derzeit alle Flug-Buchungen der Aldiana-Gäste bei den Airlines wiederhergestellt. Allein am vergangenen Wochenende wurden Flüge von mehr als 1500 Gästen bearbeitet. Da jeder einzelne Flug manuell neu eingebucht werden muss, kann es im Einzelfall zu Verzögerungen kommen. Künftig werden Flüge direkt von Aldiana eingebucht und mit den Fluggesellschaften abgerechnet.

Nach der Insolvenz der Thomas Cook Group und ihrer deutschen Veranstalter hat sich die Aldiana GmbH im Tagesgeschäft von ihrem Minderheitsgesellschafter gelöst und stellt sich nun eigenständig auf. Im Vertrieb erfolgt die Betreuung der Reisebüros künftig ausschliesslich über das Aldiana-Vertriebsteam. Die Provisionen werden nach wie vor direkt mit den Vertriebspartnern abgerechnet.

DER-Beteiligung an Condor eine Option?

Wir hatten bereits einmal geschrieben, dass DER Touristik angesichts des grossen Volumens, welche sie mit Condor befördert, bei deren Grounding arg ins Schlittern geraten könnte. Nun scheint DER Touristik die Flucht nach vorn zu ergreifen: CEO Ingo Burmester schliesst laut «FVW» eine Beteiligung an der Airline nicht aus; eine komplette Übernahme von Condor liege aber wohl nicht drin. Die Priorität aus Sicht von DER Touristik liege «in einer eigenständigen, dauerhaft erfolgreichen Airline».

Thomas Cook auch in Frankreich und Benelux pleite

Bereits am vergangenen Freitag musste auch Thomas Cook France im Sog der Pleite des britischen Mutterhauses Insolvenz anmelden. Auch dort mit dem Ziel, das zu retten, was noch zu retten ist. Zu Thomas Cook France gehören unter anderem der Reiseveranstalter Jet Tours sowie 172 Reisebüros; Thomas Cook France hatte laut dem letzten Bericht 780 Angestellte und einen Jahresumsatz von 425 Millionen Euro. Zum Zeitpunkt der Insolvenzerklärung am Freitag seien noch 7117 französische Kunden mit Thomas Cook France in den Ferien gewesen. Diese werden nun nach Hause gebracht - alle Rückführungen seien vom Versicherer APST bis und mit 31. Oktober gewährleistet.

Gestern Montag (30. September) hat es nun auch Thomas Cook Nederlands B.V. mitsamt Neckermann Reizen erwischt. Diese hatten ebenfalls versucht, eigenständig weiterzumachen, mussten nun aber trotzdem Gläubigerschutz anmelden und sämtliche Zahlungen einstellen, nachdem alle Gespräche scheiterten. Dort sind 200 Mitarbeitende betroffen. Die noch in den Ferien weilenden Kunden seien von der «Stichting Garantiefonds Reizen» gedeckt. Inzwischen wird ein Verkauf des Veranstalters im Ganzen oder in Teilen ins Auge gefasst.

Ebenfalls gestern ging dann auch Thomas Cook Retail Belgium bankrott. Auch dort zerschlugen sich kurzfristige Übernahmegespräche, jedoch sei der Verkauf von Unternehmensteilen weiterhin auf dem Tisch. In Belgien sind laut «Brussels Times» zwischen 500 und 600 Angestellte betroffen.

Fosun zeigt Interesse an Marke Thomas Cook

Offensichtlich schielt der chinesische Aktionär Fosun auf die Markenrechte von Thomas Cook. Das chinesische Konglomerat hielt 18 Prozent der Thomas-Cook-Aktie und wollte den Anteil auf 75 Prozent erhöhen. Die Pleite des Reisekonzern kam einer Erweiterung des Engagements zuvor.

Gleichwohl zeigt sich gemäss «The Times» Fosun nun interessiert an Teilen von Thomas Cook. Die Rede ist von Markenrechten, aber auch an Teilen von Thomas Cook Deutschland und dem Hotelgeschäft. Zusammen mit Thomas Cook entwickelte Fosun auch zwei Resorts in China.

Fosun setzt im Tourismusgeschäft auf westliche Marken, die in China bei Verbrauchern ein gutes Image haben. So gehören Club Med und eine Beteiligung an Cirque du Soleil zum Mischkonzern.

Bewotec verzichtet bei myJACK-Buchungen auf Nutzungsentgelt

Bei allen myJACK-Buchungen, die von der Insolvenz der Thomas-Cook-Gruppe betroffen sind und daher nicht stattfinden, verzichtet Bewotec mit sofortiger Wirkung auf das Nutzungsentgelt, unabhängig davon ob sie in myJACK storniert wurden oder nicht. Bereits auf der September-Abrechnung wird diese Regelung berücksichtigt.

«Wir wissen, dass durch die Stornierung der Thomas-Cook-Buchungen zusätzliche Kosten und ein erhöhter Arbeitsaufwand für unsere Partner entstehen», erklärt Bewotec-Geschäftsführer Bernhard Koller, «wir möchten unsere Kunden mit der Kulanzregelung entlasten und ihnen in dieser schwierigen Situation entgegenkommen.»

Bentour bietet Feriengarantie

Der Türkei-Spezialist Bentour Reisen will Reisebüros und Kunden in der Thomas-Cook-Krise aushelfen. Sollte die ursprünglich bei Thomas Cook gebuchte Reise durchgeführt werden, so kann das Reisebüro eine bei Bentour alternativ gebuchte Reise binnen sieben Tagen nach der Thomas-Cook-Bestätigung und bis spätestens drei Tage vor Reiseantritt kostenfrei stornieren.

Die Stornierungsmöglichkeit gilt bei Bentour Reisen in den kommenden sechs Wochen für alle Neu-Buchungen im Reisebüro. Dies gilt ausschliesslich für Buchungen, die folgende Bedingungen erfüllen:

  • Veranstalter: BCH
  • Buchungsdatum: 01.10.19 bis 15.11.19
  • Reisedatum: 01.11.19 bis 31.10.20
  • Reiseziel: Türkei
  • Reiseart: Pauschalreise oder Nur-Hotel
  • Voraussetzung: eine bestehende Buchung mit ähnlichem Reisezeitraum bei einem Veranstalter der Thomas Cook Gruppe.

«Denn sollte die ursprünglich gebuchte Reise abgesagt werden, so hat der Kunde die bei Bentour gebuchte Alternative und kann garantiert in die Ferien fahren», sagt Bentour-Chef Deniz Ugur. In diesem Fall gelten die Bentour Reisen Stornobedingungen nach AGB.

(JCR)