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Die jüngsten Entwicklungen zur Thomas-Cook-Pleite auf einen Blick. Bild: TC

Pleite von Thomas Cook: Betrüger am Werk

E-Mail-Betrüger wollen von der Thomas-Cook-Pleite profitieren und Kreditkartendaten abgreifen – und weitere News zur jüngsten Entwicklung.

Abzocke von E-Mail-Betrügern

Betroffene Thomas-Cook-Kunden müssen sich jetzt auch noch vor der Abzocke von E-Mail-Betrügern in Acht nehmen. Thomas Cook Deutschland warnt auf seiner Website «aus aktuellem Anlass», es gebe «eine böse E-Mail-Betrugsmasche». Versendet würden E-Mails, die «als offizielle Nachricht von Thomas Cook deklariert» und auf das Abfischen sensibler Kundendaten gerichtet seien.

In den betrügerischen E-Mails mit dem Betreff «Wichtig: Erstattung Ihrer Thomas Cook-Reise» werden demnach beispielsweise Pass- und Kreditkartendaten abgefragt. «Thomas Cook hat zu keiner Zeit E-Mails dieser Art an Kunden verschickt. Bitte ignorieren Sie diese Mails und löschen diese», heisst es auf der Thomas-Cook-Website.

Hoffnung ruht auf Traditionsmarke Neckermann

Der insolvente deutsche Reiseveranstalter Thomas Cook hofft auf einen Neustart unter der Traditionsmarke Neckermann Reisen. «Ich sehe gute Chancen, die glorreiche Vergangenheit wiederzubeleben», sagte Stefanie Berk, Geschäftsführerin der deutschen Thomas Cook der Deutschen Presse-Agentur. Neckermann sei nach wie vor die volumenstärkste Reisemarke des Unternehmens in Deutschland. «Es muss uns allerdings gelingen, verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen», sagte Berk. «Wir alle bei Thomas Cook, aber auch bei der Zurich Versicherung versuchen, unsere betroffenen Kunden so viel wie möglich zu unterstützen.»

«Nach dem ersten Schock überwiegt bei unseren Mitarbeitern inzwischen die Hoffnung», sagte Berk. Alle seien bemüht, die Folgen für die Kunden so gering wie möglich zu halten und sie umfassend zu informieren.

«Die Situation für die rund 2000 Beschäftigten ist hart, aber man merkt Aufbruchstimmung», berichtete Berk. «Der Auftritt der vorläufigen Insolvenzverwalter vergangene Woche auf der Betriebsversammlung hat den Eindruck hinterlassen, dass die Sanierung gelingen kann.» Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind den Angaben zufolge bis Ende November 2019 durch das Insolvenzgeld gesichert. Der Reiseveranstalter hofft auch auf staatliche Unterstützung und hat beim Bund und beim Land Hessen einen Überbrückungskredit beantragt. «Dieser soll uns die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs ermöglichen, parallel dazu werden Gespräche mit Investoren geführt.»

Weitere Pleite im Sog des Thomas-Cook-Debakels

Schon früh hiess es, dass die Pleite von Thomas Cook weitere Unternehmen in die Insolvenz treiben könnte. Aktuelles Beispiel: Die Tour Vital Touristik GmbH mit Sitz in Köln. Diese gehörte bis 2018 zur Thomas Cook Gruppe, und arbeitet auch nach dem Verkauf an einen niederländischen Investor weiter eng mit Thomas Cook zusammen. Details gibt es auf der Webseite von Tourvital. Dort wird unter anderem der im Auftrag der Zurich Versicherungen beauftrage Schadensabwickler folgendermassen zitiert: «Wir gehen zur Zeit davon aus, dass die – im vom Gesetzgeber vorgegebenen Rahmen – versicherte Haftungssumme von 110'000'000 Euro möglicherweise nicht ausreichen wird, um alle Ansprüche zu befriedigen. Übersteigen die in einem Geschäftsjahr (01.11. – 30.10.) von einem Kundengeldabsicherer insgesamt zu erstattenden Beträge den Höchstbetrag von 110 Mio. EUR, so verringern sich die einzelnen Erstattungsansprüche in dem Verhältnis, in dem ihr Gesamtbetrag zum Höchstbetrag steht.»

Rund 40'000 Briten sind immer noch gestrandet

Als Thomas Cook UK Pleite ging, hiess es, dass dadurch rund 150'000 britische Feriengäste von unterwegs zurückgeschafft werden müssen, und dies zulasten der öffentlichen Hand. Die Rückschaffungs-Aktion  der britischen Civil Aviation Authority (CAA) erhielt den nicht ganz selbsterklärenden Namen «Operation Matterhorn». Neusten Berichten der CAA zufolge waren am Wochenende, eine Woche nach der Pleite, bereits 93'000 Briten wieder zuhause. Inzwischen dürften weitere rund 15'000 nach Hause gekommen sein. Das heisst aber, dass aktuell weiterhin rund 40'000 Briten in ungewollt verlängerten Ferien verharren. Diese müssen teils in Flughäfen übernachten und beschweren sich oftmals über mangelhafte Kommunikation. Die CAA geht aber davon aus, dass bis Abschluss der «Operation Matterhorn» am 6. Oktober alle betroffenen Thomas-Cook-Gäste wieder zuhause sind.

Peter Fankhauser verteidigt sich

Er sei «deeply sorry» über den Niedergang des Unternehmens, äusserte sich Thomas-Cook-CEO Peter Fankhauser am Sonntag zu «Mail on Sunday». Die Ankündigung des Firmen-Endes sei «heartbreaking» gewesen.

9000 Mitarbeitende verlieren ihren Job, 150'000 britische Reisende sind durch die Thomas-Cook-Pleite gestrandet. Im Interview verteidigte er seinen 8,3-Millionen-Pfund-Lohn, den er seit 2014 erhalten hat und distanzierte sich vom Ausdruck «fat cat». Die Hälfte dieses Betrags seien Aktiengewinne, die nun wertlos seien.

(JCR/GWA)