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Rita Murtezi (Thomas Cook Service AG) kann im ganzen Thomas-Cook-Debakel nicht immer so helfen, wie sie gerne würde. Bild: TN

«Wir lassen den Kopf nicht hängen»

Jetzt spricht Rita Murtezi: Die Direktorin Vertrieb bei der Thomas Cook Service AG in Pfäffikon SZ erklärt, was in den vergangenen Tagen passiert ist und wie es nun weitergehen könnte.

Als am frühen Montagmorgen dieser Woche die Meldung durchsickert, wonach Thomas Cook UK Pleite ist und Thomas Cook Deutschland auf Notgeschäftsführung umstellt, steht die Branche unter Schock. Um 300 Schweizer Kunden sind mit Thomas Cook unterwegs, dementsprechend hoch ist der Informationsbedarf bei Reisebüros. Ausser einer Mitteilung, die sich nicht wesentlich von einer davor in Deutschland verschickten Mitteilung unterscheidet, hört man aber wenig.

«Wir konnten und durften keine Information zu laufenden Dossiers geben», erklärt Rita Murtezi nun am Telefon. Als Direktorin Vertrieb bei der Thomas Cook Service AG in Pfäffikon SZ ist sie das Gesicht von Thomas Cook in der Schweiz. Dass sie weder konnte noch durfte hat damit zu tun, dass sie und ihr Team selber seit Montagmorgen keinen Zugriff mehr auf die Buchungssysteme von Thomas Cook hatten. Da konnte nichts mehr geändert werden, weshalb es auch schwierig war, den Überblick über die aktuelle Situation zu wahren. «Wir haben uns aber nach Kräften bemüht, Antwort auf viele dringende Fragen zu geben – einfach keine auftragsbezogenen Tipps», so Murtezi.

Mit ihrem Team ist sie gegenwärtig in einer sonderbaren Situation. Die Thomas Cook Service AG ist eine eigenständige AG und unterliegt damit nicht den Insolvenzverfahren in Deutschland und Grossbritannien. Mit anderen Worten: Diese Firma ist nicht pleite, aktuell aber wegen ihrer Verflechtung ins «Ökosystem Thomas Cook» auch nicht handlungsfähig. «Zur Thomas Cook Service AG gehören zahlreiche Reiseleiter, welche aktuell in den Zielgebieten nach Kräften die dortigen Thomas-Cook-Kunden unterstützen», hält Murtezi fest, «sie arbeiten aktiv an der Betreuung und machen einen super Job in einer schwierigen Situation.»

Natürlich herrscht bei der Thomas Cook Service AG mit den 17 Mitarbeitenden in Pfäffikon kein «courant normal». Aktuell muss abgewartet werden, was die Insolvenzverwaltung in Deutschland entscheidet, um abschätzen zu können, ob ein Fortbestand in Zukunft noch möglich ist. Gleichzeitig bereiten sie sich parallel auf den Worst Case vor. Löhne wurden bisher ganz normal ausbezahlt. Bereits seit Montagvormittag stehe man mit dem SRV und der Ombudsstelle in regelmässigem Kontakt, so dass diese entsprechend ihren Bedürfnissen informieren konnten.

Auch die TCI ist betroffen – aber nicht Konkurs

Nun muss noch festgehalten werden, dass in Pfäffikon SZ nicht nur die Thomas Cook Service AG, sondern auch die Thomas Cook International (TCI) angesiedelt ist, welche den Einkauf der ganzen erdgebundenen Produkte für den Konzern Thomas Cook erledigt, faktisch der Thomas Cook UK unterstellt ist und aber wiederum eine eigene AG ist. Sprich: Die TCI ist ebenfalls nicht Konkurs, wegen ihrer engen Verflechtung mit dem Konzern Thomas Cook droht ihr aber diese Gefahr. In Pfäffikon arbeiten 26 Personen bei TCI; auch sie versuchen, selbständig weiter existieren zu können.

Murtezi macht sich für die eigenen Mitarbeitenden kaum Sorgen: Sollte es auch bei der Service AG zum Kollaps kommen, fänden diese «super Mitarbeitenden» wieder eine Job-Möglichkeit. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass in Grossbritannien, Deutschland und wohl auch in der Schweiz diverse Reiseunternehmen längst ihre Fühler nach den besten Thomas-Cook-Mitarbeitenden ausstrecken. Da wird enorm viel Humankapital frei – sicherlich mehr, als dass für alle eine entsprechende Stelle andernorts in der Reisebranche bereit liegt, aber für einige bietet das wohl auch Chancen. Bevor sie sich dazu Gedanken macht, will Murtezi jedoch primär mehr im Rahmen des Möglichen helfen, dass sich diese traurige Angelegenheit für möglichst viele Beteiligten, ob Mitarbeitende oder Kunden, noch zum Bestmöglichen wendet.

(JCR)