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Bewertungen sind für Reisende wie für Tourismusunternehmen weltweit von grosser Bedeutung. TripAdvisor versucht nun, Klarheit zu schaffen, was im Kampf gegen betrügerische Bewertungen unternommen wird. Bildmontage: TN

Wie viele Bewertungen bei Tripadvisor sind eigentlich Fakes?

Online-Bewertungen sind eine wichtige Informationsquelle beim Reisebuchungs-Entscheid. Allerdings gibt es viele betrügerische Bewertungen - im letzten Jahr allein bei TripAdvisor über 1,3 Millionen davon. Das Reiseportal zeigt deshalb mit einem «Transparency Report» auf, wie dagegen vorgegangen wird.

Erst vor zwei Monaten veröffentlichte das Reiseportal Tripadvisor eine Studie zum Einfluss von Bewertungen auf das Buchungsverhalten. Nicht überraschend: Die Studie zeigte deutlich, wie wichtig Reisenden echte Einschätzungen von echten Menschen bei der Ferienplanung sind. 72 Prozent der Befragten lesen immer oder häufig Bewertungen, bevor eine Entscheidung hinsichtlich der Unterkunft, dem Restaurant oder den Unternehmungen getroffen wird. Über die Hälfte der Befragten (52%) stimmten zu, dass sie niemals ein Hotel buchen würden, das keine Reviews hat.

Trotzdem konnte sich TripAdvisor bislang nie ganz vom Vorwurf lösen, dass «Fake-Bewertungen» nur lasch bekämpft werden und ein ernsthaftes Problem für die Glaubwürdigkeit der Bewertungen allgemein darstellen. Deshalb hat TripAdvisor nun nachgedoppelt und erstmals einen «Transparency Report» publiziert. Auf 29 Seiten - den ganzen Report finden Sie unter diesem Link - wird dargelegt, wie die Bewertungen von TripAdvisor «moderiert» werden und wie viele Fake-Bewertungen es letztlich auf die Website geschafft haben. Als Grundlage diente die Gesamtheit der 2018 eingereichten Bewertungen auf TripAdvisor.

Die wichtigsten Erkenntnisse des Berichts

  • Im Jahr 2018 wurden auf TripAdvisor 155 Millionen Inhalte von Nutzern eingereicht, darunter 66 Millionen Bewertungen.
  • 2,7 Millionen der übermittelten Bewertungen wurden zusätzlich von einem umfassend geschulten Moderationsteam überprüft.
  • 4,7 Prozent aller eingereichten Bewertungen wurden abgelehnt oder entfernt – entweder durch die Analysetechnologie oder manuell durch das Moderationsteam. 3,4 Prozent aller Einreichungen wurden vor der Veröffentlichung auf TripAdvisor abgelehnt. Dagegen wurden 1,3 Prozent aller Einreichungen nach der Veröffentlichung entfernt.
  • Nur ein ganz geringer Anteil aller eingereichten Bewertungen – 2,1 Prozent oder 1,386 Millionen Bewertungen – wurde als betrügerisch erachtet. Die überwiegende Mehrheit davon (73 Prozent) wurde vor der Veröffentlichung blockiert.
  • Weniger als 0,6 Prozent aller eingereichten Bewertungen (insgesamt 374'220) wurden vor ihrer Entfernung wegen Betrugs auf TripAdvisor veröffentlicht.
  • Weniger als 1 Prozent der Bewertungen wurden von Nutzern oder Unternehmen wegen potenzieller Verletzung der TripAdvisor-Richtlinien gekennzeichnet. Die meisten dieser Meldungen der Community wurden innerhalb von sechs Stunden nach ihrer Übermittlung überprüft.
  • 34'643 Unternehmen wurde ein «ranking penalty» auferlegt, weil sie dabei erwischt wurden, Fake-Bewertungen zu posten. Dies bedeutet, dass ein Unternehmen mindestens vorübergehend seine eigentliche Position im Beliebtheitsranking verliert, indem es herabgestuft wird.

1,386 Millionen Fake-Bewertungen

Die Studie zeigt auch auf, welche Bemühungen TripAdvisor auf sich nimmt, um «Paid reviewers» zu finden und zu eliminieren. Dabei handelt es sich entweder um Einzelpersonen, welche gegen Geld fingierte Bewertungen an auf TripAdvisor gelistete Unternehmen verkaufen, oder auch um Unternehmen, welche aktiv Bewertungen kaufen. Seit 2015 hat TripAdvisor bereits 75 Webseiten gerichtlich stilllegen lassen, welche gewerbsmässig Bewertungen anboten. Ein Fake-Bewerter in Lecce (Italien) musste sogar ins Gefängnis.

Pascal Lamy, Chairman des World Committee on Tourism Ethics bei der UNWTO (also der Welt-Tourismus-Organisation), liess wissen, dass die von TripAdvisor geschaffene Transparenz erfreulich sei: Es sei wichtig zu wissen, wie Fake-Bewertungen überwacht, gefunden und bestraft werden. Dem Betrug müsse Einhalt geboten werden, weil die «Schwarmintelligenz» der Bewertungen für Reisende ein echtes Plus darstelle, sofern die Inhalte glaubwürdig seien.

Damit kann man einig sein. Bedenklich ist es dennoch, dass gleich Millionen Personen mit Fake-Bewertungen betrügerisches Geld verdienen wollen. Den Bewertungs-Moderatoren von TripAdvisor wird die Arbeit wohl nie ausgehen.

(JCR)