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Warum braucht Globetrotter mehr TO-Kompetenz?
Jean-Claude RaemyDie Neubesetzung der Geschäftsleitung beim Globetrotter Travel Service sowie die Wahl von Stephan Roemer in dessen Verwaltungsrat ziehen Fragen nach sich. Fragen, denen sich André Lüthi (CEO Globetrotter Group und VR-Präsident Globetrotter Travel Service) gegenüber Travelnews telefonisch von Calais (Frankreich) aus stellte, wo er gerade im Rahmen eines TV-Projekts unterwegs ist.
Herr Lüthi, Stephan Roemer wurde in den VR von Globetrotter geholt, um dort mehr TO-Kompetenz zu haben. Weshalb braucht Globetrotter mehr TO-Kompetenz?
Das hat damit zu tun, dass die Abgrenzung zwischen Retailing und Touroperating zunehmend verschwindet. Praktisch jedes Reisebüro in der Schweiz ist mittlerweile auch als Mikro-TO tätig, sprich, man holt sich viele Leistungen direkt bei den Anbietern, darunter auch DMCs [Destination Management Companies, Anm.d.Red.]. So sieht die Zukunft der Reisebüros in der Schweiz aus. Und hier wollen wir die notwendige Kompetenz von der Spitze bis hinunter haben.
Warum wurde Stephan Roemer gewählt?
Ich kenne Stephan Roemer seit 28 Jahren persönlich. Dazu buchen die Globetrotter-Reisebüros ihre Asien-Angebote seit Jahren bei Tourasia. Uns ist sowohl das Knowhow von Stephan Roemer in Sachen Touroperating als auch in Sachen DMC, also Procurement, wichtig. Er hatte ein eigenes DMC in Bangkok, welches nun in die Diethelm Travel Group aufgegangen ist, die er seit bald zwei Jahren erfolgreich führt.
Eine ex-STA-Managerin in der Geschäftsleitung und der Chef von Diethelm Travel im VR: Rückt der Bereich Reisen bei der Diethelm Keller Group näher zusammen?
Nein, überhaupt nicht. Die Ernennung von Caroline Bleiker in die Geschäftsleitung war ein Vorschlag von Dany Gehrig, dem CEO des Globetrotter Travel Service. Diese Neuausrichtung haben wir intern besprochen und durchgeführt; die Ernennungen von Caroline Bleiker und Stephan Roemer wurden mit Angelo van Tol, also dem CEO der Diethelm Keller Group, vorgängig diskutiert.
Wir sind seit inzwischen sechs Jahren Teil der Diethelm Keller Group und in dieser Zeit wurde uns nie dreingeredet, aber konstruktiv diskutiert. Das funktioniert dank dem Vertrauen von Angelo van Tol sehr gut. Auch ich möchte bei Globetrotter den Group-Mitgliedern grösstmögliche unternehmerische Freiheit gewähren: Je mehr ich unsere CEOs machen lasse, desto besser. Ich bin kein Freund von grossen, zu zentral gesteuerten Unternehmens-Gebilden.
«Ich bin kein Freund von grossen, zu zentral gesteuerten Unternehmens-Gebilden.»
Es werden aber Synergien innerhalb der Travel-Brands der Diethelm Keller Group genutzt.
Natürlich, alles andere wäre sinnlos. Wir nutzen die Synergien dort, wo wir uns gegenseitig aushelfen können. Globetrotter, STA Travel, Diethelm Travel, Explorer Fernreisen und sogar das australische Camper-Unternehmen Travellers Autobarn kooperieren in irgendwelchen Formen, aber stets ohne Zwang. Operativ und strategisch sind die genannten Unternehmen unter dem Dach der Diethelm Keller Group völlig unabhängig - aber klar unterstützen wir uns gegenseitig.
Diethelm Keller hält auch nicht wirklich eine Mehrheit an Globetrotter. Geht das wirklich auf?
Seit 2013 hält Diethelm Keller 50 Prozent der Aktien der Globetrotter Group, je weitere 25 Prozent sind bei mir und Walter Kamm. Das ist tatsächlich eine aussgewöhnliche Aktienverteilung, die aber bisher überhaupt keine Probleme verursacht hat. Wir haben wie schon erwähnt ein sehr gutes Einvernehmen mit Angelo van Tol und auch Andreas Keller, dem Chairman der Diethlem Keller Group, wir sehen uns in 2-3 VR-Sitzungen auf Gruppen-Level pro Jahr und regeln dort alles.
Zum Schluss: Globetrotter ist traditionell ein Retail-lastiges Unternehmen. Wenn nun aber mehr Mikro-Touroperating gemacht wird, wie hoch ist dann aktuell der TO-Anteil am Gesamtumsatz?
Das lässt sich eben deswegen eigentlich kaum mehr beziffern. Früher waren die Bereiche Retailing und Touroperating klar getrennt. Klar, wir haben unternehmenseigene Reiseveranstalter, wo sich diese Frage nicht stellt. Aber die Globetrotter-Reisebüros sind inzwischen allesamt auch kleine Veranstalter. Sie buchen nur die Landleistungen bei anderen Veranstaltern, den Rest inhouse.
Wie geht es denn dem Ticketshop?
Gut, dieser wächst weiterhin. Allerdings stellen wir fest, dass der Nur-Flug-Anteil zurückgeht und inzwischen nur noch 15-20 Prozent Umsatzanteil hat.