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Marcel Gehring (CEO Knecht Reisen) und Roger Geissberger (CEO Knecht Reisegruppe) führen ein stabiles Schiff. Bild: JCR

Der Knecht-Umsatz ist weiterhin auf Wachstumskurs

Die Knecht Reisegruppe, der viertgrösste Schweizer Reiseveranstalter, hat ein solides Jahr 2018 hingelegt. Es gab wieder einen Rekordumsatz, aber keinen Rekordgewinn - doch sei man immer noch hochprofitabel.

Neues Jahr, neuer Umsatzrekord bei der Knecht Reisegruppe: Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 konnte das Reiseunternehmen einen Umsatz von 209,589 Millionen Franken erzielen, was einem Wachstum von 1,89 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damals war bereits ein Umsatzrekord erzielt worden. Dies gaben Roger Geissberger (CEO Knecht Reisen Gruppe) und Marcel Gehring (CEO Knecht Reisen AG) im Rahmen eines Gesprächs mit Travelnews.ch am Knecht-Hauptsitz in Windisch bekannt.

Allerdings konnte beim Gewinn der Rekord aus dem Jahr 2008 weiterhin nicht geknackt werden. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: «Die Personalkosten sind höher als der Umsatzzuwachs gestiegen», hält Gehring fest, wobei primär in nonproduktive Bereiche wie IT und Marketing investiert worden sei, währenddem TO und Reisebüro stabil geblieben seien. Dazu sei auch der Umsatz pro Kopf leicht gesunken. Geissberger ergänzt, dass auch die Margen, etwa im USA- oder Ozeanien-Geschäft, etwas tiefer seien und der Preisdruck gerade durch im Ausland produzierende Konkurrenten weiterhin hoch sei. Er hält jedoch auch klar fest, dass er mit dem Nettogewinn nach Steuern mehr als zufrieden sei: «Im Quervergleich mit anderen Reiseveranstaltern ist Knecht Reisen weiterhin sehr profitabel.» Auf Basis «Deckungsbeitrag 1» habe man die Marge 2018 sogar um 0,3 Prozent steigern können.

Auf die Kernmarke Knecht Reisen entfielen 165,646 Millionen Franken, also 79 Prozent des Gesamtumsatzes. Dazu sei Knecht Reisen auch beim Gewinn klar führend gewesen. Vom genannten Umsatz wiederum entfielen 76,803 Millionen Franken auf das Retailing, mit insgesamt 27 Verkaufsstellen, was einem positiven Wachstum von 4,17 Prozent entspricht. «Die 23 Reisebüros unter Leitung von Rolf Gerber haben sehr gut gearbeitet», urteilt Geissberger. Aber auch die weiteren Reisebüros wie City oder Vasellari hätten gut gewirtschaftet. Dazu kam bekanntlich der Zukauf von Leibacher und Lamprecht Reisen, wobei Letzteres nicht im Knecht-Markenportfolio figuriert, weil dort die Namensrechte nicht übernommen wurden.

Auf das Touroperating entfielen 88,843 Millionen Franken - ein starkes Wachstum von 25,82 Prozent, was allerdings nur buchhalterische Hintergründe hat: Letztes Jahr wurden Nordland-Spezialist Glur Reisen und Russland/Osteuropa-Spezialist Kira Reisen in die Knecht Reisen AG fusioniert, weshalb ihre Umsätze nun dort zu finden sind und auf Anhieb 9,2 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. «Ohne diese Fusion hätte das Wachstum im Touroperating 1,22 Prozent betragen», präzisiert Geissberger.

Ein Augenschein war hier auch Leserreise-Spezialist Lohri Reisen (Umsatzsteigerung um 30 Prozent). Leicht zurückgegangen sei jedoch das Heliskiing-Geschäft, welches neu bei Cyrill Zimmermann im «House of Sport» in Kloten angesiedelt ist. Dort sind auch Angebote in den Bereichen Fussball, Golf oder «Sport Live» angesiedelt. Trotz dem Dämpfer will man dort ausbauen. Mit 18 Personen trägt das House of Sport aktuell 7 Prozent zum Umsatz der Knecht Reisegruppe bei.

Baumeler mit bestem Ergebnis aller Zeiten unter dem Knecht-Dach

Schaut man sich die Knecht Reisegruppe an, so fällt vor allem das Wachstum bei Baumeler Reisen auf. Der Wander- und Aktivferienspezialist hat laut Geissberger «das beste Ergebnis, seit wir 1993 die Firma übernommen haben, erzielt». Konkret konnten 18,768 Millionen Franken (+6,53 Prozent) realisiert werden; das Ergebnis wäre sogar noch besser gewesen, wenn die zu Baumeler gehördende Arcatours nicht negativ abgeschnitten hätte.

Ebenfalls sehr positiv war das Wachstum beim Kultur- und Studienreiseveranstalter RHZ Reisen (Umsatzsteigerung um 17,45 Prozent auf 5,318 Millionen Franken). Dagegen haben die vier Filialen von Swissexpress im Grossraum Basel 4,7 Prozent Umsatz verloren. Dort wird nun der frühere Kuoni-CEO Marcel Bürgin, der dort vor einigen Monaten das Ruder übernommen hat, gefordert sein. Einen kleinen Rückgang gab es zudem auch bei der Incoming-Firma KN Travel in Sydney, wo der Umsatz um 4,39 Prozent auf noch 4,381 Millionen Franken zurückging.

Der Anteil Touroperating am Gesamtumsatz (117,310 Millionen oder 55,97 Prozent) und der Anteil Retailing (92,279 Millionen Franken, also 44,03 Prozent) blieben fast gleich zum Vorjahr. Zur Erinnerung: Der Gesamtumsatz der Gruppe wird mit 21 Firmen und Brands erwirtschaftet, aber ohne den Umsatz von Eurobus, Rivage Flussreisen und Car Rouge, welche ebenfalls Teil der Knecht Holding sind.

Keine Änderung der Strategie geplant

An der Strategie und Positionierung der Firma wollen Geissberger und Gehring nichts ändern. «Komplexe Reisen erfordern auch in Zukunft gut fundierte Beratung durch bestens ausgebildete Spezialisten», so das Credo. Man werde also weiterhin den Fokus auf die Ausbildung des Personals legen, sowie auf dessen Wertschätzung: Etwa mit bis zu 2 Wochen Studienreisen pro Jahr (nebst den 5 Wochen Ferien) und einem ausgeklügelten Gewinnbeteiligungsmodell über das HR-Tool «Marco Polo».

Allerdings ist man bei Knecht auch in der digitalen Welt aktiv. Im Verlauf des letzten Jahres sind alle Brands online gegangen, wobei Knecht den Pace vorgab. Oder anders formuliert: «Bei der neuen Glur-Website ist die Kern-Engine dieselbe wie bei allen anderen Marken aus unserem Haus», sagt Gehring. Im letzten Sommer wurde zudem das Offertentool Wetu auf breiter Basis eingeführt. Darüber hinaus erhalten Knecht-Kunden mit den Reisedokumenten immer auch eine App, worauf die Unterlagen ersichtlich sind und worüber mit dem Kunden umstandslos kommuniziert werden kann, etwa im Notfall. Künftig sei geplant, darüber auch «Ancillaries», also etwa Ferien-Aktivitäten vor Ort, dazubuchen zu können.

Trotz dieser Investitionen im Bereich der Digitalisierung wird Letztere weiterhin primär als Vereinfachung bzw. Service im Dienste der physischen Beratung im Reisebüro angesehen. Und so werden laut Geissberger auch weiterhin nur rund 10 Prozent des Knecht-Umsatzes online generiert.

Und so ist die Strategie denn unangetastet: Es wird weiterhin in Aus- und Weiterbildung sowie technologische Verbesserungen investiert. Der Vertrieb fokussiert weiterhin auf die Reisebüros. Dort werden weiterhin - «wieder vermehrt», so Gehring - Badeferien verkauft, nebst den eigenen Langstreckenprodukten. Rund 80 Prozent des Umsatzes wird mit Produkten der TTS-Gruppe generiert, zu welcher die Unternehmen der Knecht Reisegruppe bekanntlich gehören. «Wir wollen nicht billig und beratrungsfrei sein, sondern den Mehrwert des Menschen gegenüber der Maschine weiterhin hervorheben», so Gehring. Daneben wolle man weiterhin auch bei den Destinationsspezialisten wachsen - bei den bestehenden und möglicherweise auch über weitere Zukäufe. Laut Geissberger erhalte man regelmässig Angebote für Reisebüros oder auch kleine Spezialisten, prüfe aber die Angebote sorgfältig: «Kleine, inhabergeführte Reisebüros sind kaum interessant.» Die Eigenmittel für Akquisitionen seien da, doch bewege man sich auch in einem harten Konkurrenzumfeld, weil es viele Interessenten für gute Spezialisten gebe. «Trotzdem werden längst nicht mehr so hohe Goodwills wie noch vor 5-10 Jahren bezahlt», schliesst Geissberger.

Nachfrage 2019 liegt unter dem Vorjahreswert

Schaut man sich das Ergebnis nach Destinationen an, so haben im letzten Jahr vor allem Südafrika und Südamerika sowie die Kreuzfahrtenabteilung angezogen, während Nordamerika und Ozeanien leicht hinter dem Vorjahr blieben. Für das aktuelle Jahr rechnet Gehring mit leichten Rückgängen im Südafrika-Geschäft, während Südamerika und Ozeanien auf Wachstumskurs sind. Auch bei den Kreuzfahrten läuft es weiterhin, doch flache sich dort das Wachstum ab. Ein Problem werde klar Sri Lanka sein, welches zuvor gut lief, wo die Nachfrage nun aber komplett abbreche.

Per April 2019 lag der Umsatz um 1,9 Prozent hinter dem Vorjahr zurück. «Das werden wir kaum noch aufholen können», erklärt Geissberger. Eine Erklärung für das aktuell zwar nicht dramatisch schlechtere und doch als «verhalten» qualifizierte Buchen der Schweizer Kundschaft haben die beiden Manager nicht zur Hand. Wird das Geld für anderes als Reisen ausgegeben? Ist es die aktuelle Lust an der Kritik über die Reisebranche? Wie andere CEOs der Reisebranche, mit denen man sich hin und wieder austauscht, können Gehring und Geissberger über die Gründe nur spekulieren. Man werde jedoch aktiv dagegenhalten, mit Sonderverkaufs- und Marketing-Aktionen, und natürlich hoffen, dass die geopolitische Lage so stabil wie möglich bleibt. Und trotz der Zweifel über das aktuelle Geschäftsjahr sind sich beide sicher: «Wir werden auch 2019 einen guten Gewinn erzielen.»

(JCR)