Reiseanbieter

Hotelplan Suisse verhandelt wieder mit Germania Schweiz
Mit der Bekanntmachung der neuen, 100-prozentig schweizerischen Eigentümerschaft und der kurz danach erfolgten Bekanntgabe, dass es sich bei dieser Eigentümerschaft um die respektierte Unternehmerin Leyla Ibrahimi handelt, konnte Germania Schweiz letzte Woche viel Vertrauen wieder herstellen. Während bei Germania in Deutschland Insolvenzverfahren und Bieterkämpfe laufen, ist Germania Schweiz voll mit der Zukunftsplanung beschäftigt. Und diese sieht fürs Erste sicherlich gut aus – das zumindest geht aus den Gesprächen von travelnews.ch mit diversen Reiseveranstaltern hervor.
Top-Beispiel ist Hotelplan Suisse. Der Grossveranstalter verfügte bisher für dieses Jahr über keinen Vertrag, also keine Kontingentsplätze, mit Germania Schweiz. Immerhin wurden Germania-Flüge im dynamischen Einzelplatzverkauf angeboten. Allerdings wurde dieser Verkauf nach den ersten Insolvenzwarnungen am 9. Januar eingestellt und bis heute (28. Februar) auch nicht wieder aufgenommen. Dies, weil Hotelplan Suisse die Flüge zum Zeitpunkt der Ticketausstellung zu bezahlen hatte (bei Kontingentsplätzen kann die Bezahlung deutlich später erfolgen) und dieses Risiko nicht tragen wollte.
Doch nun herrscht Tauwetter. Wie Hotelplan-Suisse-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir gegenüber travelnews.ch erläutert, befindet sich das Unternehmen im Gespräch mit Germania Schweiz: «Wir sind sehr glücklich über die jüngsten Ankündigungen von Germania Flug AG und dass nun Klarheit bezüglich den Eigentümern herrscht. Es braucht die Konkurrenz im Schweizer Markt. Hotelplan Suisse hat inzwischen wieder Verhandlungen mit Germania aufgenommen. Diese sind noch am laufen, daher gibt es hierzu noch keine Details. Aber wir planen in Zukunft wieder mit Germania Flug AG.» Ob bereits auf diesen Sommer, erst auf den Winter oder gar erst auf den Sommer 2020 eine Einigung erzielt wird, wird derzeit auf höchster Stufe zwischen den beiden Unternehmen debattiert. Affaire à suivre.
Erleichterung gibt es aber auch bei bisherigen Kontingentspartnern. Martin Wittwer, CEO TUI Suisse, freut sich über die gute Konstellation: «Die Germania fliegt, das Aktionariat ist in der Schweiz. Wir haben immer auf die Airline gesetzt und werden sie auch weiter im Programm führen.» Germania ist bei TUI Suisse in diesem Jahr ein wichtiger Partner - «nicht zuletzt deshalb, weil sie gewisse Destinationen anfliegt, welche andere Airlines nicht ab der Schweiz anfliegen», wie Wittwer bemerkt, «unseren Kunden wollen wir ein möglichst breites Ferienprogramm anbieten.» Wenn der Flugbetrieb in dieser Qualität weitergeführt wird, werde TUI Suisse auch im kommenden Jahr «ganz sicher» auf die Germania Flug AG setzen.
Bei DER Touristik Suisse klingt es ähnlich. Karin Markwalder (Leiterin Helvetic Tours) lässt verlauten: «Die neue Situation bei der Germania Flug AG beurteilen wir positiv. Germania ist und wird auch über 2019 hinaus ein wichtiger Flugpartner von uns sein. Wir setzten auf eine gemeinsame Kooperation.»
Wichtiger Ethno-Verkehr
Deniz Ugur, CEO von Bentour Reisen, Spezialist für Türkei- und Mittelmeer-Ferien, hatte sich zum Fall Germania auch schon kritisch geäussert. Angesichts der neuen Faktenlage spricht er nun von einem «Glücksfall für die Schweizer Reisebranche», dass eine Schweizer Reiseunternehmerin bei der Germania Flug AG eingestiegen ist: «Dass Air Prishtina/Germania stark im Balkan-Geschäft mit ethnischem Verkehr präsent ist, betrachte ich als betriebswirtschaftlich sehr gesund an. Ich begrüsse die neue Lösung sehr, in Anbetracht dessen, dass es neben Edelweiss ja kaum andere touristische Flüge gibt.» Easyjet könne man ja nicht wirklich als touristische Alternative anschauen.

Dass der Einstieg von Albex Aviation / Air Prishtina keine kurzfristige Rettungsaktion ist, davon zeigt sich Deniz Ugur überzeugt: «Das ist eine langfristige Geschichte. Gerade auch wegen dem ethnischen Verkehr, der seit 20 Jahren eine hohe Kontinuitätsrate aufweist.» Dieser Anteil sei sogar noch am wachsen. Nicht wegen einer künftig höheren Einwanderung, erläutert Ugur, sondern weil die im südlichen Balkan verankerte Bevölkerungsgruppe kinderreich sei und so in den nächsten Jahren eine wachsende Nachfrage zu verzeichnen sei. «Auch die Loyalität zu Germania dürfte bei dieser Bevölkerungsgruppe künftig noch stärker sein, im Wissen, dass eine Landsfrau dahinter steht.» Er könne sich gut vorstellen, dass die Airline künftig die Flotte um zwei, drei Maschinen erhöhen könnte.