Reiseanbieter

Hans Lerch ist seit einem halben Jahr nur noch sporadisch für Abercrombie & Kent tätig. Auf seiner Visitenkarte steht «Advisor to the Chairman», seine Aktivitäten beschränken sich auf ein gelegentliches Telefonat. Bild: TN

«Geoff Kent könnte einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen»

Seit letzter Woche verfügt Abercrombie & Kent über eine neue Besitzerstruktur. Der ehemalige Kuoni- und Hotelplan-Chef Hans Lerch hat die letzten sieben Jahre von A&K mitgeprägt. Travelnews.ch fragte ihn nach dem Erfolgsrezept des britischen Luxusreiseanbieters.

Kaum eine Tourismusmarke konnte in den letzten Jahren so stark zulegen wie der britische Luxusreiseanbieter Abercrombie & Kent. Letzte Woche wurde nun bekannt, dass Gründer Geoffrey J.W. Kent einen neuen Mehrheitsaktionär an Bord holt, den ehemaligen Silversea-Eigner Manfredi Lefebvre d’Ovidio.

Travelnews.ch sprach mit Hans Lerch über die Entwicklung von Abercrombie & Kent. Der langjährige Kuoni- und spätere Hotelplan-CEO stieg nach Ende seiner Schweizer Reisebranchen-Karriere bei Abercrombie & Kent ein und blieb bis Mitte 2018 an Bord des Luxusreise-Anbieters.

Was macht den Erfolg von Abercrombie & Kent aus? «A&K ist eine Marketing- und Brand-Geschichte und Abercrombie & Kent ist einer der stärksten Brands im Tourismus, gar keine Frage. Zwischenzeitlich nähert sich der Umsatz der Milliardengrenze und wenn man bedenkt, dass alles im obersten Segment stattfindet, ist das eine respektable Grösse», sagt Hans Lerch, der im vergangenen Oktober den Lifetime Achievement Award im Rahmen des Swiss Travel Days in Empfang nehmen durfte.

Der Firmengründer verfüge über ausserordentliche Fähigkeiten, sagt Lerch: «Geoff Kent ist ein begnadeter PR-Typ, der wohl fast buchstäblich einem Eskimo den Kühlschrank aufschwatzen würde.» Und das Management hinter Kent – «ich musste nur die richtigen Leute in die richtigen Funktionen bringen» – habe den Erfolg der letzten Jahre ausgemacht. Der Profit habe sich in wenigen Jahren verfünffacht.

In der US und UK High Society

Zwei weitere wichtige Gründe, weshalb A&K so gross wurde, fügt Hans Lerch an: «Geoff heiratete vor Jahrzehnten eine Jorie Butler – von ihr ist er schon lange geschieden. Die Butlers waren in Chicago fast, was die Rockefellers in New York waren, und sie sind es immer noch ein bisschen. Jorie Butler Kent brachte ihn und die Firma in die US High Society und nach Hollywood.» Das habe im dortigen Markt den grossen Unterschied ausgemacht.

«Zudem war Geoff als weisser Kenianer ein hervorragender Horseman und Polo-Spieler. Er gewann zweimal den America’s Cup – ja, den gibt es auch im Polo – und so wurde auch Prinz Charles auf ihn aufmerksam und machte ihn für zwölf Jahre zum Captain seines Polo Teams. Und dies wiederum brachte Geoff Kent in die UK High Society.»

Den Luxusmarkt werde es noch lange geben, ist Lerch überzeugt, «Brand» bleibe der Schlüssel zum Erfolg. Für A&K als Idee sei er zuversichtlich. Hans Lerch, mittlerweile 69 Jahre alt, ist seit einem halben Jahr nur noch sporadisch für A&K tätig. Auf seiner Visitenkarte steht «Advisor to the Chairman», seine Aktivitäten würden sich heute aber auf ein gelegentliches Telefonat beschränken.

(GWA)