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Von einem Schweizer Chef zum nächsten: Thomas Maurer (Travel Center Asia, Bild) hat seine DMC an die Diethelm Travel Group unter Führung von Stephan Roemer verkauft. Bild: HO

«Man sieht bei verschiedenen Veranstaltern eine unglaubliche Orientierungslosigkeit»

Thomas Maurer, der Inhaber des Travel Center Asia, hat vor wenigen Tagen sein Geschäft an die Diethelm Travel Group veräussert. Im Interview mit travelnews.ch äussert er sich zum Verkauf und zur Zukunft der Firma und des asiatischen DMC-Geschäfts allgemein.

Herr Maurer, letzte Woche wurde der Verkauf von Travel Center Asia an Diethelm Travel besiegelt. Wie fühlen Sie sich nach dem Verkauf ihrer Firma?

Ich bin zunächst einmal sehr zufrieden, dass für alle Angestellten eine einvernehmliche Lösung gefunden werden konnte. Es war schnell klar, dass der neue Joint Venture Partner unseres ehemaligen Grosskunden Thomas Cook weder in Bangkok und schon gar nicht in Phuket über genügend qualifiziertes Personal verfügte. Wir liessen daher einen Grossteil dorthin ziehen. Die Schlüsselpersonen zogen es jedoch vor, zu Diethelm Travel zu migrieren. Stephan Roemer hat sich vorbildlich dafür eingesetzt, dass die ganze Transaktion perfekt organisiert und speditiv über die Bühne gebracht wurde. Das betrifft auch unseren Kundenstamm. Wir haben unsere Reiseveranstalter-Partner persönlich vorgängig informiert. Für sie ändert sich lediglich der Name der Firma. Alle arbeiten weiterhin mit denselben vertrauten Kontaktpersonen zusammen, mich eingeschlossen.

Warum haben Sie sich gerade für Diethelm Travel entschieden?

Nachdem Thomas Cook bekannt gemacht hatte, dass sie ihre eigene Agentur etablieren wollen, haben sich sofort namhafte Unternehmen bei mir gemeldet. Wir sind, was wir tun, und das ist nicht unerkannt geblieben.  Glücklicherweise war ich nicht unter Zeitdruck und konnte jede Offerte genau prüfen. Einige Vorschläge und Projekte waren unsinnig, andere nicht geeignet. Ich habe stets ein sehr enges Verhältnis mit unseren Kunden gepflegt und es war mir ein Bedürfnis, diese guten Geschäftsbeziehungen beizubehalten.

Diethelm Travel hat in den letzten Monaten mit Stephan Roemer einen Quantensprung gemacht. Die Strukturen wurden verschlankt und Vieles entstaubt. Andere Agenturen sind den umgekehrten Weg gegangen. Ich wollte unsere Kunden nicht in die Hände eines wenig qualifizierten und verunsicherten Managements übergeben. Diethelm Travel ist eine grundsolide Firma, die zu neuem Leben erweckt wurde und sich unter der Führung von Stephan Roemer zu dem entwickelt, wozu sie eigentlich bestimmt ist, nämlich zur führenden Incoming-Agentur in Asien. Ich und mein Team werden uns einbringen und unser Bestes tun, dieses Ziel so rasch wie möglich zu erreichen.

«Diethelm Travel hat in den letzten Monaten mit Stephan Roemer einen Quantensprung gemacht.»

Kommt beim Verkauf nicht auch etwas Wehmut auf?

Ganz im Gegenteil. Wir sind stolz auf das Erreichte. Thomas Cook hatte noch nie so viele Ankünfte in Thailand wie im abgelaufenen Jahr. Davon sind 68 Prozent Repeaters, also Kunden, die schon einmal mit Thomas Cook in Thailand waren. Dieses Jahr schlagen wir die Rekordzahlen des letzten Jahres bei Ausflugsbuchungen und bei den Rundreisen. Die Reklamationsquote liegt mit 0,3% so tief wie noch nie. Es gibt heute keinen Veranstalter, der in Thailand so viele Zimmer auf exklusiver Basis verfügt wie Thomas Cook, und das ohne Vorauszahlungen. Das sichert dem Veranstalter gesunde Margen. Ich habe schon immer grössten Wert auf gute Beziehungen zu den Eigentümern von Hotels gelegt. Das zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes mit fetten Margen für den Veranstalter aus. An all diesen Erfolgen hat Travel Center Asia beachtlichen Anteil, da der Grossteil dieser Dienstleistungen von uns alleine vor Ort erbracht wurde.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Ich schliesse dieses Jahr mit einem Rekordgewinn für Travel Center Asia ab, der das letzte Rekordjahr mit fast 40 Prozent noch übertrifft. Seit ich in diesem Geschäft bin - ob das mit Tropic Asia Tours war oder in dieser Firma - gab es kein einziges Jahr, in dem wir Verluste schreiben mussten. Einen solchen Erfolg kann keine Agentur in Thailand aufweisen. Es ist auch eine Tatsache, dass jeder Veranstalter, der mit uns zusammenarbeitete, ein gutes Wachstum in Thailand aufwies. Dazu gehören Lotus Reisen, Imholz, Vögele, Neckermann und Thomas Cook - in allen Quellmärkten, China eingeschlossen.

Was macht Ihren Erfolg aus?

Vor 25 Jahren waren wir die ersten, welche einen Kochkurs in Thailand anboten. Heute hat das jeder Veranstalter in seinem Programm. Ich habe für Neckermann in Vietnam ein Programm ausgearbeitet, welches Rundreisen und ein umfassendes Hotelangebot am Strand beinhaltete. Ich war der erste, der mit allen Hotels in Vietnam Direktverträge aushandelte. Das Vietnam-Programm war mit seinen sechzehn Katalog-Seiten ein absoluter Verkaufserfolg, der bis heute anhält. Nicht zu vergessen: Khao Lak. Ich erkannte das Potenzial schon, bevor das erste Hotel gebaut wurde. In der Schweiz zeigte damals kein Veranstalter Interesse für das Khao Lak Laguna und ich wurde eher bemitleidet und belächelt. Es gelang mir glücklicherweise, Neckermann zu überzeugen. Die Destination wurde zur Goldmine. Heute hat jeder Khao Lak im Programm, und in wenigen Jahren wird es das grösste Zielgebiet in Thailand sein.

«Es gab es kein einziges Jahr, in dem wir Verluste schreiben mussten.»

Wie sehen Sie die Zukunft im Agenturgeschäft in Thailand?

Man sieht bei verschiedenen Veranstaltern eine unglaubliche Orientierungslosigkeit und eine gefährliche Tendenz, sich aus dem Touroperating, dem eigentlichen Kerngeschäft, zurückzuziehen. Produktmanager bereisen die Ziele nicht mehr und das eigene Hotelcontracting wird outgesourced. Wer aber den direkten Zugriff auf die Zulieferer aufgibt, verliert viel Know-how und noch mehr Marge. Die Verkaufszahlen gehen zurück und man ist noch mehr gezwungen, Kosten zu reduzieren. Das ratlose Topmanagement macht dafür das schöne Sommerwetter oder Marktverwerfungen verantwortlich, ohne jemals genau zu spezifizieren, was damit gemeint sein soll. Erstaunlich viele Reiseveranstalter werden heute von mittelmässigen Verwaltern geführt und nicht mehr von Touristikern. Man sucht das Glück in Statistiken und vergisst vollkommen, was der Kunde eigentlich wünscht.

Zugegeben, heute wird mehr online gebucht als vor zehn Jahren, aber es wird auch bedeutend mehr über das Reisebüro gebucht, ganz einfach, weil grundsätzlich mehr gereist wird. Reiseveranstalter mit einem guten Programm ziehen nach wie vor die Kunden an. Für ein gutes Programm braucht es gute und frische Ideen und einen guten Partner im Zielgebiet. Einen Partner, der nicht nur den Quellmarkt kennt, sondern sich insbesondere im Zielgebiet mit all seinen Facetten bestens auskennt.

(JCR)