Rail & Road

Jolana Högerle und Ernst Dähler von Best Time RV hatten am IPW in Denver gute News auf Lager. Bild: TN

«Wir können One-Ways ab Vancouver in die USA anbieten»

Best Time RV setzt seit dem Verkauf an die Erwin Hymer Group voll auf Expansion. Innovation ist hierbei das Schlüsselwort.

Ende 2016 übernahm die zur Ernst Hymer Group gehörende Rental Alliance 51 Prozent der Anteile an Best Time RV, dem vom Schweizer Ernst Dähler gegründeten Motorhome-Unternehmen. Seither hat die Firma ein spektakuläres Wachstum hingelegt: «Es läuft wie verrückt», erklärt Geschäftsführer Ernst Dähler im Gespräch mit Travelnews.ch im Rahmen des IPW 2018 in Denver, «im Schweizer Markt sind wir im vergangenen Jahr um 20 Prozent gewachsen, global gar um 30 Prozent.»

Um sich gegenüber der Konkurrenz abzuheben, hat Best Time RV dabei auf Innovation gesetzt. «Wenn wir einfach mit einem Me-Too-Produkt auf den Markt gekommen wären, hätten wir die Reiseveranstalter kaum davon überzeugen können, auf uns zu setzen», erklärt Dähler. Natürlich sind in der C-Klasse Fahrzeuge der Top-Marke Winnebago im Angebot - solche Fahrzeuge stellt die Hymer-Gruppe selber gar nicht her. Doch im Bereich der kleineren, ebenfalls sehr familienfreundlichen Motorhome-Modelle bietet Hymer  ja zahlreiche eigene Produkte an - und Best Time RV kann bei deren Konzipierung ein Wörtchen mitreden.

Produktseitig wurden etwa das neue Modell Hymer Activ «Loft» lanciert, ein Fahrzeug auf Basis des B-Klasse-Campervans Hymer Activ, welches über 2 grosse Doppelbetten verfügt und wo auch direkt hinter den Fahrersitzen Sitzbanken mit Dreifachgurtsicherungen angebracht sind, d.h. die Kinder können gleich bei den Fahrern sitzen, was bei anderen Motorhome-Modellen eher unüblich ist. Aktuell sind erst 20 Modelle des «Loft» an den bestehenden Stationen in Las Vegas, Los Angeles und San Francisco zur Anmiete bereit; sollte das Modell gut nachgefragt sein, ist aber ein Rollout auf die ganze Flotte geplant. Dähler setzt grosse Hoffnungen in dieses Fahrzeugmodell.

Weiter hat sich das Modell «Jeep & Trailer» gut etabliert. Hierbei wird in Jeep Wrangler gefahren, welche einen einfachen, aber modernen Trailer-Truck ziehen. Der Vorteil dabei ist, dass der Trailer abgestellt werden kann und mit dem Jeep auch Schotterpisten und andere schwierig befahrbare Strassen, welche für herkömmliche Motorhome-Modell meist verboten sind, eben befahren werden können. «So lässt sich zum Beispiel der Canyonlands Nationalpark optimal erleben», sagt Dähler. Er ist sich bewusst, dass damit eine Nische bedient wird, die speziell auf Jeep-Fans ausgerichtet ist, doch die Nachfrage sei gut. Bereits wird an einem Modell getüftelt, wo eine Wohnkabine auf einen Jeep fix aufgebaut wird. Damit können Schotterpisten befahren werden, ohne dass man die Wohneinheit abtrennen muss. Auch hier wolle man zunächst testen, wie das Produkt ankommt, bevor ein grosser Rollout gemacht werde.

Zwei Stationen in Vancouver

Eine weitere Innovation bietet Best Time im Bereich seiner Stationen: Im Frühjahr startete die Expansion in den kanadischen Markt, mit neuen Mietstationen in Vancouver, Calgary und Toronto - Letzteres vor allem, weil die Hymer-Gruppe in Toronto Fahrzeug-Bauwerke betreibt und somit von dort einfach auf den kanadischen Markt lancieren kann. In Vancouver selber betreibt Best Time RV übrigens nicht eine, sondern gleich zwei Stationen: Eine im Vorort Delta, die andere im Vorort Point Roberts, welcher allerdings auf US-Territorium liegt, auf einer Halbinsel südlich von Vancouver. «Ich bin schon lange der Meinung, dass es besser ist, zwei Stationen mit je 300 Fahrzeuge zu betreiben als eine Station mit 600 Fahrzeugen», sagt Dähler. Aktuell seien rund 150 Fahrzeuge in Point Roberts verfügbar, dazu rund 100 in Delta.

Zwar muss bei einer Miete in Point Roberts gleich nach der Fahrzeug-Übernahme erst einmal die Grenze von den USA nach Kanada passiert werden. Dies sei jedoch ohne grössere Umstände möglich. Der Vorteil der Station auf US-Boden nahe der Stadt Vancouver liegt auf der Hand: Zum einen kann Best Time preislich ganz anders operieren (Rentals in den USA sind in der Regel günstiger als in Kanada) und zudem kann man somit ab «Vancouver» Einwegmieten in die USA anbieten. Bei einer Fahrzeugübernahme auf kanadischem Boden, im richtigen Vancouver, wäre dies nicht erlaubt.

Diesen Vorteil hat Best Time RV bislang fast allein - einzig Jucy Rentals bietet auch (kleine) RVs ab Point Roberts an. Und mit der Expansion nach Kanada unterstreicht die Erwin Hymer Group ihren Anspruch, im Motorhome-Vermietungs-Bereich zu einem «Global Player» aufzusteigen, nebst THL und Apollo. Die Übernahme von Best Time RV fusste ja darauf, dass man sich in Nordamerika im Vermietungsgeschäft etablieren wollte. In Europa ist man mit 2500 Fahrzeugen bereits einer der grossen Player.

Das Konzept scheint aufzugehen. Mit nunmehr sieben Stationen in Nordamerika ist Best Time RV ein gewichtiger Player geworden. Natürlich verdient die familiengeführte Ernst Hymer Group mit Sitz in Isny (Allgäu, nahe der Schweizer Grenze) ihr Geld hauptsächlich noch mit Manufaktur und Verkauf von Camper-Fahzeugen, doch setzt man klar auf Expansion im Vermietungs-Business. Mit Erfolg.

(JCR)