Rail & Road

Thorsten Lehmann (Geschäftsleiter), Mareen Lipkow (Marketingleiterin) und Kai Sannwald (Gründer und Geschäftsleiter): gut aufgestellt fürs neue Sunny-Cars-Jahr. Bild: TN

Mit Spass, Sprit und Spirit

Gregor Waser

Die Wachstumskurve bei Sunny Cars hält an. Wie machen die das? Und wohin führt die Reise des Mietwagen-Brokers? Ein Besuch in München.

Verbringen denn alle Touristen ihre Ferien im Mietwagen? Woher kommt dieses Wachstum bei Sunny Cars? Und haben die einen Zaubertrank am Münchner Firmensitz an der Paul-Gerhardt-Allee 42?

Traditionell zum Jahresbeginn erläutert die Sunny-Cars-Crew vor einem Dutzend Fachjournalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die aktuelle Roadmap, spricht über die neusten Pläne und gewährt Einblicke in die DNA des 27 Jahre alten Unternehmens.

Die Million in Sicht 

Die anhaltende Wachstumskurve ist eindrücklich: Nach 580'000 Mietwagen-Buchungen im 2015, 650'000 im 2016 verzeichnete Sunny Cars im vergangenen Geschäftsjahr, das am 31. Oktober 2017 endete, 770'000 Buchungen – ein neuerliches Plus von über 18 Prozent.

Hält diese Kurve an? Wie Kai Sannwald (Gründer und Geschäftsleiter), Thorsten Lehmann (Geschäftsleiter) und Mareen Lipkow (Marketingleiterin) am Donnerstag erläuterten, geht die Reise in diesem Stil weiter.

Nach den ersten drei Monaten im neuen Geschäftsjahr legt der Broker ungebremst zu: Bei Buchungen und Umsatz beträgt das Plus 22 Prozent. Und mit einem Plus von 10 bis 20 Prozent rechnet Thorsten Lehmann bis Ende Jahr: «Mit Engpässen an den Top-Destinationen Spanien und Griechenland rechnen wir nicht. Einzig bei den USA orten wir eine gewisse Buchungszurückhaltung.»

Derzeit präsentieren sich die Top 10-Destinationen bezüglich den Vorausbuchungen für das Sommer-Halbjahr wie folgt:

  1. Spanien, + 18%
  2. Italien, + 18%
  3. Portugal, + 23%
  4. USA, + 1%
  5. Griechenland, + 38%
  6. Deutschland, + 9%
  7. Frankreich, + 27%
  8. Grossbritannien, + 70%
  9. Kanada, + 21%
  10. Südafrika, + 50%

Bereits schielt Thorsten Lehmann Richtung 2019: «Hält unser Wachstum an, erreichen wir 2019 möglicherweise die Grenze von einer Million Mietwagen-Buchungen.»

Marktwachstum oder Shift?

Woher rühren die anhaltenden Wachstumsraten im Bereich von 20 Prozent? Alleine auf ein Marktwachstum ist der Anstieg kaum zurückzuführen. Legt Sunny Cars bei Buchungen zu, die bisher direkt zu den Anbietern wie Avis, Hertz & Co. oder über Reiseveranstalter liefen? Und wie stellt sich für den Münchner Vermittler das Verhältnis zu diesen Partnern dar, die auch selber Wachstumspläne verfolgen?

Kai Sannwald fragt zurück: «Haben diese Anbieter die richtigen Tools für den Reisebüro-Kanal? Keiner der grossen Mietwagen-Anbieter verfügt über die Systeme, die den Reisebüro-Kanal so ohne weiteres unterstützen würden.» Für B2B-Partner sei eben nicht nur der Preis oder die Provision relevant: «Reisebüros möchten schnell und einfach buchen können. Wir gehen auf jeden Reisebüro-Kunden spezifisch ein bis hin zu den bevorzugten Abrechnungsmodellen. Das wirkt sich aus.» Wer auf den Reisebüro-Kanal setzen wolle, müsse investieren und könne nicht einfach so nebenbei diesen kleinteiligen Markt bearbeiten.

Wir konsequent und glaubwürdig Sunny Cars auf Reisebüros setzt, verdeutlicht eine erstmals durchgeführte Radio-Werbekampagne in Deutschland. «Der Spot endet mit dem Satz: Wir sind die Experten für Mietwagen – buchbar im Reisebüro», erläutert Mareen Lipkow den bewussten Verzicht auf die Nennung der eigenen Telefonnummer oder Webseite. Die Kampagne habe bei Reisebüros für grosses Erstaunen und Zuspruch gesorgt.

Kundengeldabsicherung als Statement

Neu verfügt Sunny Cars zudem über eine Kundengeldabsicherung. «Bei Kunden gibt es ein generell grösseres Sicherheitsbedürfnis», sagt Thorsten Lehmann. Die Versicherung sei auch ein Zeichen der Bonität, um das Vertrauen noch weiter zu stärken. Mit dem holländischen Versicherer Stichting Garantiefonds Reisgelden (SGR) sichert Sunny die Kundengelder ab. Dafür hinterlegt werden musste ein siebenstelliger Euro-Betrag.

Ebenfalls neu: Sunny Cars lanciert ein Reisebüro-Partnerprogramm, das sich «Sunny Stars» nennt. In der Schweiz werden künftig Reisebüros mit einem Umsatz von über 40'000 Franken zu Silver-Members ernannt, die Top 30 erhalten den Status Gold-Member. Es winken Einladungen zu regionalen Events und weitere Aufmerksamkeiten.

Eine WG für neue Mitarbeiter

Doch wie kann Sunny Cars das schnelle Wachstum abfedern? Mit erhöhten Aktivitäten beim Anheuern neuer Leute: Allein im letzten Jahr stiessen 25 neue Mitarbeiter hinzu, die Mitarbeiterzahl beläuft sich nun auf 155.

Kai Sannwald sagt aber, wie schwierig es geworden ist, neue Mitabeiter zu gewinnen. Und hier hat sich Sunny Cars einiges ausgedacht, um neue Leute zu gewinnen. Neben einer eigens eingerichteten Webseite unter dem Motto «Work with a Smile» und dem direkten Gespräch mit Hochschulen, baut Sunny Cars 700 Meter vom Firmensitz entfernt ein eigenes Mitarbeiter-Haus.

Kai Sannwald (rechts) und Thorsten Lehmann stellen das neue Mitarbeiter-Haus vor – ein künftiger Trumpf beim Anheuern neuer Kräfte.

In zwei Vierer-WGs finden bis acht Mitarbeiter Platz. Die Idee ist: neue Leute nicht nur mit der Attraktivität des neuen Jobs sondern auch mit einer Wohn-Option nach München zu locken, die diese zunächst für ein halbes oder ganzes Jahr nutzen können. Zudem zeigt sich Sunny Cars auch sehr offen zu Home-Office-Modellen. Und bereits grünes Licht hat das Unternehmen für die Erweiterung des Hauptsitzes erhalten. Auf einem zusätzlichen Stockwerk eröffnen sich neue Büroräumlichkeiten.

Beim Gang durch den Firmensitz und im Gespräch mit Mitarbeitern der Reservations-, Marketing- und Customer-Service-Abteilung wird klar: hier in München am Firmensitz von Sunny Cars wird zwar hart gearbeitet, doch der Spass-Faktor scheint ebenfalls hoch zu sein. Das dürfte aber auch damit zu tun haben, dass Sunny Cars zwar vom Drive und der Agilität eines eigentümergeführten Unternehmens profitiert, sich aber fern von patriarchalischen Strukturen bewegen kann.