Rail & Road

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: So lautet ein altes Sprichwort, welches sich im Massentransport allerdings nur schwierig umsetzen lässt. Bild: Fotolia

Körperscanner bald überall?

Los Angeles testet «Body scanners», um die Sicherheit im städtischen Metrosystem zu erhöhen. So verständlich solche Massnahmen auch sind: Sie stellen den Massentransport ernsthaft in Frage.

Leider sind Transportmittel, vom Flugzeug bis hin zur Untergrundbahn, immer wieder gerne Ziel von Terroristen, da viele Menschen auf engem Raum transportiert und so effektiv getroffen werden können. Angesichts dieser Tatsache suchen Transportbehörden weltweit nach Massnahmen, welche die Sicherheit der Fahrgäste gewährleistet, ohne aber den Passagierfluss zu sehr zu beeinträchtigen. Eine schwierige Gratwanderung.

Neustes Beispiel: Letzte Woche wurde in Los Angeles ein zweitägiges Pilotprogramm durchgeführt, bei welchem die Pendler im Metrosystem durch Körperscanner gehen mussten. Laptops mussten nicht ausgepackt werden, Schuhe nicht ausgezogen – man musste lediglich ein paar Sekunden im Scanner stillstehen. Dieser untersuchte auf Waffen oder Sprengstoff.

Ob die Scanner nun überall im System eingerichtet werden, muss die Los Angeles County Metropolitan Transportation Authority entscheiden. Diese spricht von gutem Feedback und weitgehend reibungslosen Abläufen, mit Ausnahme eines technischen Defekts, welcher einen Scanner zeitweise lahmlegte. Trotz des ärgerlichen Problems hätten die Scanner fehlerfrei angezeigt, wer eine Handfeuerwaffe oder sonstwie verdächtige Gegenstände bei sich trug.

Die Probleme überwiegen

Auch wenn das subjektive Sicherheitsgefühl erhöht wird: Die Probleme dürften überwiegen. Pro Stunde können rund 600 Personen gescannt werden. Allein auf der Red Line in Los Angeles fahren aber 150‘000 Personen täglich. Man müsste also mit Zufallskontrollen operieren, was das Sicherheitsrisiko massiv erhöht und auch Tür und Tor zu Diskriminierung öffnet (wer wird gescannt und weshalb?). Zudem waren die Scans im Test noch freiwillig – würden aber alle bei einem obligatorischen Scan mitmachen? Die Debatte um Körperscanner, welche etwas gar viel von der Anatomie preisgeben, liegt noch nicht weit zurück. Und was ist mit all den Amerikanern, welche legal eine Waffe auf sich tragen dürfen?

Richtig praktikabel dürften solche Lösung für Massentransportsysteme also kaum sein. Bei einem Preis von rund 60‘000 Dollar pro Scanner sollte dieser mehr bieten als nur relative oder «gefühlte» Sicherheit. Will man aber auch in Zügen und Metros komplette Kontrollen wie an Flughäfen durchführen, erliegt der Passagierfluss. Man darf gespannt sein, wie in Los Angeles – aber auch anderswo – hinsichtlich der Sicherheit im Massentransport entschieden wird.

(JCR)