Rail & Road

Ein Elektroauto wird oftmals noch als lokal beschränkter Luxus angesehen. Doch mit der Einrichtung von «electric highways» werden vermehrt extrem lange Strecken möglich, was auch die Mietwagenindustrie beeinflussen wird. Bild: Blomst

Queensland und Kanada bauen «electric highways»

Jean-Claude Raemy

Elektroautos sind weltweit auf dem Vormarsch. In Australien und Kanada werden jetzt praktisch zeitgleich auf langen Strecken Aufladestationen eingerichtet. Das hat auch Implikationen für die Tourismusbranche.

Der australische Bundesstaat Queensland, eines der beliebtesten Ziele der Touristen in «Down Under», baut einen «electric highway». Damit gemeint ist, dass auf der 2000 Kilometer langen Strecke von Cairns ganz im Norden bis nach Coolangatta an der Gold Coast, im Süden des Staates, in den kommenden Monaten 18 Aufladestationen installiert werden. An diesen können Besitzer von Elektroautos bzw. Autos mit Hybridantrieben während mindestens einem Jahr gratis Strom tanken. Eine «Batteriefüllung» dauert dabei rund 30 Minuten. Die Investitionssumme beträgt 3 Millionen AU-Dollar.

Das ist noch nichts im Vergleich zu Kanada: Dort werden für 13,6 Millionen CA-Dollar 34 Aufladestationen für Elektro-Autos entlang dem 7800 Kilometer langen Trans-Canada Highway eingerichtet. Dieser führt von Victoria in British Columbia, ganz im Westen, bis nach St.- Johns auf Neufundland, im Osten des zweitgrössten Landes der Welt. Die Fertigstellung des Projekts soll Anfang 2019 erfolgen.

Die E-Revolution ist in Gang

Das Ziel ist natürlich, die Anzahl Elektroautos in beiden Ländern deutlich zu erhöhen. Aktuell gibt es in Queensland, das fast 5 Millionen Einwohnern zählt, lediglich 700 registrierte Elektroautos. Kanada ist schon etwas weiter, dort sind bereits über 20‘000 Elektroautos im Einsatz. Mit der neuen Initiative erhofft Kanada, die Einsparung von bis zu 700‘000 Tonnen CO2-Ausstoss pro Jahr zu schaffen – ein wichtiges Klimaziel.

Natürlich sind Queensland und Kanada bei Weitem nicht die Ersten, die solche Initiativen ergreifen. In den USA gibt es bereits den «West Coast Electric Highway», der die progressiven Bundesstaaten Oregon und Washington durchläuft, bis hinein nach Vancouver (Kanada) im Norden und das nördliche Kalifornien im Süden.

Die numerisch höchste Anzahl an Elektroautos gibt es in China, wo aktuell 600‘000 Elektroautos unterwegs sind, wobei das Ziel ist, bis 2020 über 5 Millionen davon auf den Strassen zu haben. Weltweit führend ist aber Norwegen: Im 5,2-Millionen-Einwohner-Land sind über 100‘000 Elektroautos unterwegs, das sind fast 30 Prozent aller Autos im Land. Bis 2025 will der Staat Norwegen sogar ausschliesslich Elektroautos auf den Strassen sehen.

Lange Strecken im E-Mietwagen immer öfter möglich

Die elektrische Revolution hinterlässt natürlich auch Spuren bei den Mietwagen-Anbietern. Schon jetzt lassen sich teilweise Tesla oder andere moderne Elektro-Automodelle mieten. Das Problem war aber bislang, dass Kunden, welche längere Strecken zurücklegen wollen, diesen Autotypen nicht trauen. Tatsächlich ist es in vielen Ländern so, dass das Netz an «Elektro-Tankstellen» dünn oder geografisch konzentriert ist.

In Kalifornien etwa sind zwar die Grossstädte San Francisco, Los Angeles und San Diego gut mit Elektro-Tankstellen versorgt; es gibt aber kein durchgehendes Netz über längere Strecken. Immerhin: In den USA gibt es bereits 16‘107 Stationen mit 43‘828 Anschlüssen, und es werden immer mehr. Grössere Strecken im Tesla oder E-Golf sollten künftig keine Probleme mehr darstellen. In Kanada oder in Queensland können umweltbewusste Reisende sogar schon im nächsten Jahr sehr lange Strecken im leisen und umweltfreundlichen «E-Vehicle» unternehmen.