Rail & Road

Der Osterstau lässt sich auch mit dem besten Navi nicht verhindern. Bild: Fotolia

Einwurf Krise im Stau

Tamara Cantieni

Unsere Autorin verbrachte ihr Wochenende stundenlang im Auto – und braucht bald wieder Ferien.

An Feiertagen setzt sie regelmässig ein: Die Völkerwanderung. Die Hälfte der Bevölkerung hechtet ins Auto und setzt sich in Bewegung, um ihren Haushalt in die Zweit- und Drittwohnsitze zu schleppen. Vor allem aber setzt die halbe Menschheit sich in Bewegung, um die nationalen Strassen zu verstopfen.

Das macht die halbe Menschheit auch immer gleichzeitig. Vor allem die Rückreise wird wohl mittels einer geheimen Absprache zeitgleich gestartet, damit auch ja alle zur selben Zeit auf der selben Strecke kollabieren und kilometerlange Staus produzieren.

Der MANN hat dabei allerdings sein Hirn eingeschaltet. Er ist ja nicht blöd und lässt sich nicht von Mutmassungen oder gar Gefühlen leiten – nein. Er hat sein Navi. Und sein Navi weiss, was es tut. Es meldet ihm den kilometerlangen Stau in weiser Voraussicht und schlägt ihm eine Umfahrungsstrecke vor. Die führt zwar über 7 Bergpässe, den bereits gefahrenen Weg um 2/3 zurück und in einem Riesenumweg auf die Mitte der ursprünglichen Strecke zurück, aber hey, wenigstens steht man nicht im Stau!

Die FRAU wendet zögerlich ein, dass man eigentlich genauso gut im Stau stehen könnte, denn dies kostet eine Stunde laut Verkehrsmeldung, der Umweg hingegen 1 Stunde 40. ICH FAHRE, UND WENN DAS NAVI SAGT, WIR SOLLEN DEN UMWEG NEHMEN, DANN NEHMEN WIR DEN UMWEG!!! und sie kapituliert. Er ist schliesslich der Fahrer.

«Er hat sein Navi. Und sein Navi weiss, was es tut»

Also fahren sie über die 7 Bergpässe, was andere findige Navi-Besitzer natürlich auch tun und all die bescheuerten Postautos auch, so dass aus der 1 Stunde 40 weit über 2 werden, die Kinder sich auf dem Rücksitz 3 mal übergeben haben und allen zusammen schlecht ist.

Wenn der Navi-Gläubiger dann zurück auf der Autobahn ist, stolz, dass er es allen gezeigt hat mit seinem supertollen Umweg während 2 Stunden 23, wird er mutig. Er fährt kess bei einer Ausfahrt heraus, weil er mit dem stockenden Kolonnenverkehr nichts am Hut haben will, und nimmt die Landstrasse. So zeigt es schliesslich auch das Navi. Und auf der Landstrasse stapeln sich die Rotlichter, stockender als auf der Autobahn, weil an solchen Feiertagen eben ziemlich viele Genies unterwegs sind, deren Navi die Landstrasse ebenfalls für eine brillante Alternative hält.

Wir hätten einfach den normalen Weg nehmen sollen, wimmert sie. DU WEISST ES NATÜRLICH IMMER BESSER! bellt er los, MANCHMAL MUSS MAN EBEN ETWAS WAGEN IM LEBEN! Sie erinnert ihn daran, dass sie beim letzten Wagnis dank dem Navi 1 Stunde Umweg fuhren, um danach die gleiche Strecke wieder zurückzufahren, weil der Autoverlad bereits geschlossen war. 

Die Kinder übergeben sich erneut vor lauter Angst, die Eltern könnten sich bei diesen Streitereien scheiden lassen, um an Ende wird aus der eigentlich 2-stündigen Heimreise ein Tagestrip. Alle sind fix und foxi  und könnten gut ein paar freie Tage gebrauchen, um sich zu erholen.

Aber hey, bald ist ja Auffahrt! Und Pfingsten. Wir freuen uns!