Rail & Road

Personenkontrollen vor der Abfahrt des Eurostar gibt es in England schon. Kommen solche Kontrollen bald europaweit?

Vor der Zugfahrt durch die Security

Im Rahmen eines Pilotprojekts sollen bei Passagieren des Eurostar und des Thalys künftig Pre-Checks durchgeführt werden.

Die Regierungen von Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden und Belgien haben sich im Rahmen des EU-Gipfels auf Malta über ein neues Sicherheitsprojekt geeinigt. Diesem zufolge soll bis Ende Jahr eine automatisierte und vor dem Reiseantritt durchgeführte Personenkontrolle für alle Passagiere der Thalys- und Eurostar-Züge durchgeführt werden.

Ziel ist es, «Risiko-Passagiere» frühzeitig zu erkennen. Bislang sind Züge im Gegensatz etwa zu Flugzeugen noch sehr schwach vor terroristischen Anschlägen geschützt. Grundsätzlich wird es bei dem Projekt darum gehen, die bereits zum Zeitpunkt des Ticketkaufs erhaltenen Personendaten unter den vier Ländern auszutauschen, sowie im gesamten Wegnetz auch eine physische Kontrolle der Identitätspapiere einzurichten, wie das französische Mobilitätsportal «MobiliCités» meldet. Die Schwierigkeit hierbei wird sein, den Personenfluss nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Bisher war der freie Zugang zu Zügen ein wesentlicher Reisekomfort-Vorteil gegenüber Flugzeugen.

Inwiefern dieser unter den neuen Sicherheitsbemühungen eingeschränkt wird, ist noch unklar. Eine länderübergreifende staatliche Task Force soll in Zusammenarbeit mit Privatfirmen bis Ende Jahr definieren, wie sich die Ziele des Projekts am besten umsetzen lassen. Bahngewerkschaften haben bereits auf praktische Probleme verwiesen und betont, dass der Zug nicht prinzipiell gegenüber dem Auto benachteiligt werden dürfe.

Deutschland macht nicht mit

Zur Erinnerung: Der Eurostar verkehrt zwischen London und durch den Eurotunnel nach Lille und weiter nach Paris oder Brüssel. Da Grossbritannien nicht Teil des Schengen-Raums ist, werden dort schon jetzt Pass- und Sicherheitskontrollen durchgeführt. Doch das Projekt würde die Sicherheitskontrollen ausweiten und wie erwähnt einen Datenaustausch garantieren.

Der Thalys, wie der Eurostar eine TGV-Variante, verbindet hauptsächlich Paris mit Brüssel, aber auch mit Amsterdam und Köln. Hier finden keine Kontrollen statt. Im August hatte ein marokkanischer Dschihadist ein Attentat in einem Thalys verüben wollen, welches aber glimpflich ausging. Dies gab den Anlass zum Projekt. Bekräftigt wurde der Sinn des Projekts durch die Tatsache, dass der Attentäter auf den Berliner Weihnachtsmarkt nach dem Anschlag mit Bus und Bahn durch mehrere europäische Länder nach Italien reisen konnte.

Die Deutsche Bahn (DB) ist nicht involviert. Allerdings wünschen sich die vier genannten Staaten, dass sich auch Deutschland vermehrt mit Sicherheitsaspekten im Bahnverkehr auseinandersetzt, gerade weil etwa die ICE-Hochgeschwindigkeitszüge internationale Strecken befahren.

(JCR)