Rail & Road

Das Anzahl Buchungen bei Sunny Cars sind nach zweijähriger Delle zuletzt wieder deutlich angestiegen. Grafik: Sunny

Sunny Cars mit Schwung aus der Talsohle

Das Mietwagengeschäft läuft wieder auf Hochtouren. Sunny Cars profitiert von einer sehr guten Nachfrage und wieder deutlich besseren Verfügbarkeiten bei den Flottenanbietern. Die Ampel für ein gutes Jahr 2023 steht auf grün.

28 Jahre lang hat der Münchner Mietwagen-Veranstalter Sunny Cars eine kontinuierliche Bergfahrt hingelegt, bis hinauf auf über 830'000 Buchungen in den Jahren 2018 und 2019. Und die Zielsetzung für das Geschäftsjahr 2019/2020 lautete damals: erstmals sollten es über 900'000 Buchungen im Jahr werden. Es kam bekanntlich anders, ab März 2020 stand die Reisewelt mehrheitlich still, gerade mal noch 230'000 Mietwagen-Buchungen kamen im ersten Corona-Jahr zustande.

Doch die beiden Gesellschafter, Gründer Kai Sannewald und Geschäftsführer Thorsten Lehmann, zeigten sich auch in der Krise vorwärtsgerichtet und innovativ. Zwar gab es bei den 180 Mitarbeitenden in der Hochphase vor der Pandemie einen schmerzhaften Stellenabbau und personelle Abgänge, wie Thorsten Lehmann einräumt, doch nun sei die Crew mit 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stabil: 74 in Deutschland, 39 in den Niederlanden, 3 in Österreich, 10 in der Schweiz und 4 in Belgien. Gleichzeitig sei es in der Corona-Zeit gelungen, die Zeit zu nutzen, die digitalen Abläufe und weitere Prozesse zu optimieren.

Lag zunächst im Jahr 2020 ein Rekordverlust von 9,6 Millionen Euro vor, konnte im darauffolgenden Jahr bereits wieder ein Gewinn von 7,1 Millionen erwirtschaftet werden. 2022 fiel nun sogar besser aus als 2019. Nach anfänglich zurückhaltenden Buchungen anfangs 2022 schwappte im Sommer und Herbst 2022 bekanntlich eine grosse Buchungswelle über die Reisebranche herein.

Wiederaufleben der Ferndestinationen

«Wir sehen durchwegs optimistisch in das neue Geschäftsjahr», sagt Kai Sannwald. «Denn 2023 kommen zwei wichtige Faktoren zusammen. Erstens: Am Mietwagenmarkt gibt es viel Nachfrage und nun auch wieder genug Autos, um diese zu bedienen. Zweitens: Während der Pandemie passten wir unsere Kostenstruktur an, optimierten Prozesse und setzten weiter auf einen hohen Grad an Automatisierung. Dabei richteten wir unseren Fokus weiter auf Qualität und Service. Damit sind wir auf die Marktsituation bestens vorbereitet, zumal Gewinne auch im Unternehmen bleiben und reinvestiert werden.»

Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum liegt das durchschnittliche Umsatzplus aktuell im November, Dezember und Januar bei 85 Prozent. Das Wiederaufleben der Ferndestinationen spielt dabei eine grosse Rolle. Die USA legten 73, Kanada 118 und Südafrika 191 Prozent zu. Neben dem Anstieg der Buchungszahlen führt auch das veränderte Preisniveau zum Umsatzanstieg. «Vor Corona führten Flottenanbieter einen starken Preiskampf. Daraus folgte oftmals ein margenschwacher und niedriger Durchschnittspreis,» so Kai Sannwald. «Der Mangel an Mietwagen im Geschäftsjahr 2022 liess die Mietkosten dann explodieren. Aktuell pendeln sich die Preise auf einem gesunden Niveau ein.» Dennoch gibt es Unterschiede: So bleiben beispielsweise die Mietkosten in Nordamerika auf einem hohen Stand. In den klassischen Mittelmeerdestinationen hingegen entspannen sie sich gegenüber dem Vorjahr.

Die ersten Monate des neuen Geschäftsjahres bestärken Thorsten Lehmann (links) und Kai Sannwald: 2023 dürfte gut ausfallen. Bild: Sunny

«Als wichtigster Partner für das Team von Sunny Cars gelten auch 2023 die Reisebüros», hebt Geschäftsführer Thorsten Lehmann hervor. «Aktuell bilden sie nach Volumen den grössten Vertriebskanal. Um dem zu entsprechen, stellen wir weiterhin ein starkes Sales-Team mit über 20 Mitarbeitenden.» Davon sind neun Kolleginnen und Kollegen im Aussendienst im DACH-Raum unterwegs, vier weitere in den Niederlanden und Belgien.

«Aus der Sicht von Sunny Cars nahm die Bedeutung des stationären Vertriebs durch Corona weiter zu. Denn die Auswirkungen der Pandemie auf den Tourismus verunsicherte Kundinnen und Kunden. Daher brauchen sie nun mehr Beratung, da sie genauer auf Qualität, die einzelnen Angebote und das Preis-Leistungs-Verhältnis schauen», sagt Lehmann. Sunny Cars halte weiterhin am wichtigen Grundsatz «gleiches Produkt - gleicher Preis» für alle Vertriebswege fest.

USA vor Spanien und Portugal

Im Vergleich der fünf Quellmärkte Österreich, Belgien, Niederlande, Deutschland und Schweiz fällt auf: der durchschnittliche Umsatz ist weiterhin in der Schweiz am höchsten. Pro Sunny-Mietwagen-Buchung im Jahr 2022 wurden hierzulande im Durchschnitt 849 Euro aufgeworfen. Im Vergleich dazu: in Österreich waren es 623 Euro, in Deutschland 494 Euro.

Dass Schweizerinnen und Schweizer nicht primär die tiefste Mietkategorie buchen, hat für das laufende Jahr den Vorteil, dass sie von knappen Verfügbarkeiten wohl weniger betroffen sind. Wie seitens Sunny zu hören ist, sind es insbesondere die tiefen Mietwagen-Kategorien, bei denen es da und dort noch an Verfügbarkeiten fehlen kann. Thorsen Lehmann erklärt diesen Umstand mit der weltweiten Lieferkette: «Gibt es Engpässe bei gewissen Ersatzteilen» - er nennt das Beispiel von Kabelbäumen - «werden diese vorzugsweise zunächst bei den höheren Mietwagen-Kategorien eingebaut.

Doch wie sieht es mit dem Buchungs-Ranking in der Schweiz aus? Von November 2022 bis Januar 2023 schwingt eine Ferndestination oben auf:

  1. USA
  2. Spanien
  3. Portugal
  4. Italien
  5. Kanada
  6. Griechenland
  7. Südafrika
  8. Norwegen
  9. Grossbritannien
  10. Schweden

(GWA)