Rail & Road

Die Bahnreise zwischen der Schweiz und Deutschland ist in diesem Jahr von Verspätungen geprägt. Bild: Pixabay

Die verpasste Chance der Bahn

Dieses Reisejahr wäre angerichtet für den grossen Bahnboom. Doch Zugausfälle, Verspätungen und überhitzte Züge animieren nicht sonderlich, den Flieger mit der Bahn zu tauschen.

Richtung Deutschland und Frankreich macht Bahnfahren derzeit keinen Spass. Zugausfälle, Verspätungen und überhitzte Züge prägen diesen Reisesommer. Dabei hat sich für DB, SBB, TGV, ÖBB & Co. in diesem Jahr eine historische Chance geboten, im Europaverkehr viele Leute vom Flieger rüber in die Bahn zu ziehen - und zwar auch über diesen Sommer hinaus.

Das CO2-Shaming bei Flugpassagieren ist da mit ein Grund, aktuelle Verzögerungen und Ungemach an den Flughäfen ein weiterer. Wenn nicht jetzt Bahn, wann dann?

Doch das Zwischenfazit sieht leider nicht gut aus. Wie eine Analyse von «CH Media» (Abo) nun zeigt, nehmen die aktuellen Verspätungen und Zugausfälle im internationalen Bahnverkehr ein Ausmass an, das jeden, zwei Stunden am Flughafen-Check-In wartenden Flugpassagier sogleich wieder relaxen lässt.

Etwa zwischen Zürich und Stuttgart fahren wegen einem Stellwerkschaden aktuell gar keine Züge mehr. Das Problem soll gemäss der Deutschen Bahn zwar bis am 24. Juli behoben werden. Doch nur für eine Woche: ab dem 30. Juli fallen die Züge wegen Bahnarbeiten wieder aus. Wenig erfreulich sind auch die vielen Verspätungen der ICE-Züge zwischen der Schweiz und Frankfurt, Hamburg und Berlin.

Nur 5 von 42 Zügen pünktlich

Wie die CH-Media-Analyse der ICE-Züge aus Deutschland für die Woche vom 13. bis 19. Juli zeigt, erreichten von 42 Zügen nur gerade fünf pünktlich ihr Ziel in der Schweiz. Weitere 17 kamen mit einer durchschnittlichen Verspätung von 25 Minuten an. Ganze 20 Züge hingegen erreichten ihren Schweizer Endbahnhof gar nie, sondern wurden wegen Verspätungen vorzeitig in Basel gestoppt. Zwischen Samstag und Dienstag erreichte laut den Daten der SBB beispielsweise kein einziger ICE-Zug aus Deutschland wie vorgesehen Bern und Interlaken.

Doch auch der Bahnverkehr Richtung Frankreich ist frustrierend. Wegen Bauarbeiten sind in den Sommerferien die direkten TGV-Züge von Zürich nach Paris eingestellt. Und dem TGV von Bern nach Frankreich hat die Betreibergesellschaft TGV Lyria schon 2019 aus wirtschaftlichen Gründen den Stecker gezogen.

Immerhin klappen die Bahnverbindungen Richtung Italien und Österreich in diesem Sommer einigermassen zuverlässig. Wobei sich bei der achtstündigen Strecke Zürich - Wien dann die grundsätzliche Frage stellt, bis zu welcher Reisezeit Fluggäste willens sind, auf die Bahn umzusteigen.

(GWA)