Rail & Road

Schweizer Busreise-Anbieter verzeichnen viele Buchungen – müssen nun aber die höheren Treibstoffpreise bei Neubuchungen verrechnen. Bild: Adobe Stock

Werden Ferien mit dem Reisecar jetzt teurer?

Gregor Waser

Was bedeuten die höheren Treibstoffpreise für Busreisen-Anbieter wie Twerenbold Reisen, Eurobus oder Ernst Marti AG? Die drei Geschäftsführer Thomas Meier, Daniel Dicke und Heinrich Marti äussern sich zur aktuellen Situation.

Der Stopp an der Tankstelle geht in diesen Tagen ins Geld. Und die hohen Treibstoffpreise werden auch nicht über Nacht verschwinden. Dies dürfte den Reisecar-Spezialisten in diesen Tagen Kopfzerbrechen bereiten. Schliesslich sprechen sie die Ferienwilligen mit einem guten Preis-/Leistungsangebot an.

Wie sehen die Erwartungen bei den führenden Schweizer Busreise-Anbietern in diesem Jahr aus? Welche Auswirkungen haben die höheren Treibstoffpreise auf die Carreise-Preise? Und welche Routenänderungen wegen Osteuropa und welche Neuerungen sind für dieses Jahr geplant?

Wir haben dazu die drei Geschäftsführer Heinrich Marti (Marti Reisen), Thomas Meier (Twerenbold Reisen) und Daniel Dicke (Eurobus) befragt.

Thomas Meier, Twerenbold Reisen

«Für 2022 erwarten wir natürlich massiv höhere Umsätze als für die Jahre 2020 und 2021. Jedoch erreichen wir auch noch nicht das Niveau vor Corona. Ab Februar verzeichneten wir einen wahren Buchungs-Boom. Man spürte, dass die Kunden wieder reisen wollen.

Mit unseren erdgebundenen Reisen in Europa sind wir da sicher sehr gut aufgestellt. Mit dem Angriff auf die Ukraine hat dieser Boom wieder einen Dämpfer erhalten. Wir haben noch immer regelmässig gute Buchungseingänge jedoch auf etwas tieferem Niveau.

Die Reise nach St. Petersburg haben wir umgehend annulliert. Leider sind indirekt aber auch Reisen in andere Länder Osteuropas betroffen. Insbesondere Reisen ins Baltikum haben einen sehr schweren Stand, was uns vor allem im Hinblick auf unsere Partner im Baltikum sehr traurig stimmt.

Einen Teil unseres Treibstoffbedarfs decken wir natürlich frühzeitig ab. Aktuell sehen wir aber massive Erhöhungen, die es so in diesem Ausmass schon lange nicht mehr gegeben hat. So entstehen auch bei uns Mehrkosten, die wir nicht alle alleine tragen können. Entsprechend haben wir für Neu-Buchungen den moderaten Treibstoffzuschlag von Fr. 2.- pro Person und Reisetag für unsere Bus-Reisen festgelegt. Bereits getätigte Buchungen werden nicht nachbelastet.

Die wichtigste Neuerung für 2022 ist für uns, dass wir bereits jetzt im März wieder einen richtig guten Saisonbeginn haben. Ein Grossteil unserer Flotte ist wieder gestartet und auf den Strassen unterwegs. In den beiden Vorjahren war dies coronabedingt erst ab Juni oder Juli möglich.»

Daniel Dicke, Eurobus

«Wir sind mit den Buchungszahlen sehr zufrieden. Im Tour Operating waren wir bis vor kurzem noch sehr stark gefordert auf Grund der sich ständig verändernden Covid-Massnahmen in den Destinationsländern, aber auch hier ist nun eine erfreuliche Ruhe eingetreten. Ich glaube wir dürfen sagen, dass schönen Ferien nun wirklich nichts mehr im Wege steht.

Wir sichern die Preise weitgehend ab, dies allerdings nur für die Betankung der Fahrzeuge in der Schweiz. Ist ein Bus einmal auf Reisen, muss er unterwegs zum Tagespreis tanken. Uns hilft sicher dass wir die modernste Busflotte der Schweiz haben, welche über hocheffiziente Antriebe verfügen.

Zumindest kurzfristige Erhöhungen der Treibstoffpreise können wir so gut bewältigen. Die Problematik ist aber anhaltend und wir werden nun mit einem kleinen Treibstoffzuschlag im Rahmen von Fr. 2.00/Reisetag bei Neubuchungen reagieren.

Zur Zeit planen wir mit einem angepasstem Programm in Osteuropa. Der Kunde kann sich in jedem Fall darauf verlassen, dass wir Reisen nur durchführen wenn diese absolut sicher und auch touristisch Sinnvoll sind. Wir haben wunderschöne neue Reisen in diesem Jahr im Programm. Zum Beispiel auf der Postschiffroute den Fjorden Norwegens entlang, welche wir erstmals mit Havila durchführen. Oder die Färöer Inseln als Destination für einen Mehrtäger, aber auch in den klassischen Destinationen wie Italien, Frankreich und Deutschland haben wir sehr viel an neuen Reisen gearbeitet. Wir haben grosse Freude wie sich die neuen Reisen verkaufen und sind dort auf einem guten Weg.»

Heinrich Marti, Ernst Marti AG

«Pandemiebedingt konnte der Vertrieb für die Saison 2022 erst mit dem Katalogversand im Januar so richtig lanciert werden. Wenn auch noch nicht auf dem Niveau vorpandemischer Zeitrechnung, verzeichneten wir über alle Angebotsbereiche eine erfreuliche Nachfrage. Der Krieg gegen die Ukraine führte ab Ende Februar zu einer spürbaren Abkühlung der Buchungstätigkeit. Diese hat sich bis heute nicht normalisiert. Im Angebotsbereich Rundreisen werden die osteuropäischen Destinationen wahrscheinlich mehrheitlich ausfallen.

Für das übrige Europa hängt die Entwicklung stark vom Verlauf des kriegerischen Konflikts ab. Reisegäste die jetzt nicht, bzw. noch nicht buchen bekunden nicht etwa Angst, oft haben sie einfach nicht die Lust sich ein Vergnügen zu gönnen, während anderswo Menschen unbeschreibliches Leid wiederfährt. Eine Befriedung des Konflikts könnte die Tür zu einer erfolgreichen zweiten Saisonhälfte und damit zu einem auskömmlichen Ergebnis öffnen.

Die Verteuerung der Treibstoffe hat kurzfristig zu Preiserhöhungen von Auftragsfahrten geführt. Für das Kataloggeschäft haben wir bislang keine Erhöhungen vorgenommen.

Das Angebot der Saison 2022 enthält viele neue Reiseprogramme für Rundreisen, die sich auf das beliebte Konzept von inbegriffenen Ausflüge und doppelt besetzter Reiseleitung stützen. Im 11. Jahr unserer exklusiven E-Bike Reisen ist ein Drittel der Destinationen neu, was auch für die Wanderreisen gilt. Kostenloses Internet im Marti Car ist Standard und somit genauso selbstverständlich wie wirksame antivirale Raumluftreinigung.»