Rail & Road

Komfortabel nach Frankreich inklusive Aussicht und Arbeitsmöglichkeit, und das noch umweltfreundlich: TGV Lyria bringt sich nochmals in Stellung. Bild: TGV Lyria/(c) Pierre Julien

Am umweltfreundlichsten nach Frankreich im... Zug

Dass der Zug einen geringeren CO2-Abdruck hinterlässt als Flugzeug oder Auto wird allgemein angenommen. Die Bahngesellschaft TGV Lyria hat dies nun im Rahmen einer Infras-Studie belegen lassen.

Frankreich hat die Einreisebestimmungen gelockert und zieht nun wieder verstärkt Reisende an. Wie sollen diese anreisen? Wer aus Nachbarländern wie der Schweiz kommt, soll dies mit dem Zug machen - sagt die Bahngesellschaft TGV Lyria, natürlich nicht ganz überraschend. Doch sie liefert nun auch mittels Studie untermauerte Argumente mit.

Eine Studie von Infras, einem unabhängigen Schweizer Forschungs- und Beratungsunternehmen, hat den CO2-Fussabdruck von fünf TGV-Lyria-Fahrten zwischen der Schweiz und Frankreich berechnet und mit den Ergebnissen von vier anderen Verkehrsmitteln - Fernbus, Auto mit Verbrennungsmotor, Elektroauto und Flugzeug - auf denselben Strecken verglichen. Die Analyse bezieht sich nicht nur auf den Betrieb des Fahrzeugs, sondern auch den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs, der Energieproduktion und der benötigten Infrastruktur. Je nach analysierter Strecke ergab sich, dass ein Reisender von TGV Lyria 16- bis 20-mal weniger CO2-Äquivalente in kg pro Fahrt erzeugt als mit dem Flugzeug oder dem Auto mit Verbrennungsmotor. Unter Berücksichtigung der angebotenen Kapazitäten der neuen doppelstöckigen Hochgeschwindigkeitszüge von Lyria, die seit Ende 2019 in Betrieb sind, wird im Zug bis zu 30-mal weniger Kohlenstoff pro Reisender ausgestossen als im Flugzeug.

«Angesichts des Klimanotstands können heute alle handeln», meint Fabien Soulet, Geschäftsführer von TGV Lyria, «aber um Fahrgäste für ein umweltfreundlicheres Verkehrsmittel zu gewinnen, müssen wir ihnen auch ein ansprechendes Angebot machen.» Umwelt, Komfort, Streckennetz im Stadtzentrum, Fahrpläne, Bordservice etc.: Mit diesen Argumenten präsentiert sich TGV Lyria als besten Verkehrsservice zwischen der Schweiz und Frankreich.

Um Geschäftsreisende zu überzeugen, wird in der Studie auch die freie Arbeitszeit während der einzelnen Fahrten bewertet. Es hat sich gezeigt, dass man im TGV Lyria bis zu 83% der Reisezeit arbeiten kann, im Vergleich zu unter 35% im Flugzeug - und das mit kostenlosem WLAN in allen Reiseklassen. «Auch preislich sind wir absolut wettbewerbsfähig. Wie bei Flugreisen müssen Sie Ihre Reise nur ein wenig vorausplanen, um einen günstigen Preis zu bekommen. Ohne Zuschläge und ohne versteckte Steuern», führt er weiter aus.

Bis zu 20 Mal weniger CO2 pro Reisender

Die Infras-Studie bestätigt die zentrale Bedeutung der Schiene auf den grossen europäischen Strecken: «Der Kontext ist sowohl durch die Suche nach umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln als auch durch einen steigenden Mobilitätsbedarf gekennzeichnet. Die Bahn ist das einzige Verkehrsmittel, das eine unmittelbare Antwort auf diese doppelte Herausforderung bietet», erläutert Soulet. Im Jahr 2017 prognostizierte die ETH Lausanne einen Anstieg der Passagierzahlen auf der Strecke Paris-Schweiz in den nächsten 5 oder 8 Jahren um 25 Prozent.

Auf der Strecke Lausanne-Paris stösst jeder Lyria-Reisende pro Fahrt 20-mal weniger CO2 als mit dem Flugzeug und 19-mal weniger als mit dem Auto aus. Auch wenn die anderen untersuchten Verkehrsmittel, Fernbusse und Elektroautos, besser abschneiden, so bleibt ihre Klimabelastung doch deutlich höher als die des TGV Lyria.

Verbesserungsdynamik

Rund 73 Prozent der CO2-Emissionen von TGV Lyria stammen aus der Herstellung, Wartung und Entsorgung von Infrastruktur und Fahrzeugen. Andererseits sind mehr als 80 Prozent der CO2-Emissionen eines Flugzeugs allein auf den Betrieb (Energieverbrauch durch Kerosinverbrennung) zurückzuführen. Mit anderen Worten: Die Möglichkeiten, auf eine Verbesserung der CO2-Bilanz von TGV Lyria hinzuwirken, sind zahlreich und lassen sich ohne den Einsatz von disruptiven Technologien umsetzen. Die Schulung der Fahrer in Bezug auf eine ökologische Fahrweise unter anderem kann in Frankreich zu 7 bis 8 Prozent weniger CO2-Emissionen führen. Ebenso werden neue «Zugnasen» die Aerodynamik der Züge ab 2022 verbessern.

Ab sofort haben die neuen doppelstöckigen Züge von TGV Lyria, die seit Ende 2019 in Betrieb sind, also das Potential, die Kohlenstoffemissionen pro Reisenden vor allem durch die Erhöhung der Transportkapazität um 30 Prozent zu reduzieren.

Die Bahn als Energiesparmeister

Neben der CO2-Bilanz untersucht die Infras-Studie die Endenergiebilanz pro Reisender für jedes Verkehrsmittel, d.h. den Energieverbrauch pro Person und pro Fahrt in Kilogramm Benzin-Äquivalenten. Bei jeder Energieproduktion, auch der elektrischen, wird während des Herstellungsprozesses CO2 ausgestossen. Das energieeffizienteste Verkehrsmittel ist also das nachhaltigste. Der TGV Lyria gewinnt den Vergleich haushoch, mit einem Verhältnis von 8 bis 10 im Vergleich zum Flugzeug, von 5,5 bis 6,5 im Vergleich zum Verbrennungsmotor und von 1,5 bis 2,3 im Vergleich zum Elektroauto. Unabhängig davon, wie sich andere Verkehrsmittel in Richtung elektrische Energie entwickeln können, wird der ökologische Fussabdruck des Zuges daher weiterhin deutlich geringer ausfallen.

(JCR)