Rail & Road

Auch die SBB hat kein einfaches Jahr hinter sich. Bild: SBB.ch / Gian Vaitl

Die Folgen der Covid-19-Pandemie sind bei der SBB erheblich

Die Corona-Pandemie prägt das Geschäftsjahr der SBB. Personenkilometer sind zurückgegangen, durch die Schliessung der Geschäfte blieben Personen an den Bahnhöfen aus und weniger Schweizer/innen wollten im vergangenen Jahr ein GA lösen. Doch Sicherheit, Pünktlichkeit, Kundenzufriedenheit und auch das Image der SBB haben sich verbessert.

Die Schweizerische Bundesbahn SBB, blickt auf ein äusserst herausforderndes Jahr zurück: Nach einem guten Start ins Jahr 2020 hat Covid-19 die SBB massiv getroffen: Pro Tag wurden im vergangenen Jahr durchschnittlich 843‘000 Reisende befördert, über ein Drittel weniger als im Vorjahr 2019 (1,32 Millionen Reisende). Auch die Personenkilometer sanken: im Fernverkehr um 43,7 Prozent und im Regionalverkehr um 32,4 Prozent. Dies kommt, da viele Pendlerinnen und Pendler im Homeoffice arbeiteten, aber auch Freizeitreisende aus der Schweiz und aus dem Ausland waren aufgrund der Einschränkungen deutlich weniger unterwegs.

Im internationalen Personenverkehr ist die Nachfrage noch stärker gesunken: bei den Personenkilometern um 51,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, dies aufgrund von Reisebeschränkungen und Angebotsreduktionen. Wegen der angeordneten Schliessung von Geschäften kam es auch zu einem starken Rückgang der Kundinnen und Kunden in den Bahnhöfen; insgesamt waren es ein Drittel weniger als im Vorjahr.

Im Jahr 2020 besassen gleich viele Reisende ein Halbtaxabonnement wie im Vorjahr, insgesamt 2,72 Millionen. Ein Generalabonnement hingegen besassen noch 439 000 Personen, 12,2 Prozent weniger als im Vorjahr (500 000).

Die finanzielle Lage bleibt auch im 2021 angespannt

Der Nachfragerückgang hat einschneidende finanzielle Folgen: Im Vergleich zum Vorjahr resultierten tiefere Personenverkehrserträge, tiefere Drittumsätze in den Bahnhöfen, tiefere Trassenerträge bei der Infrastruktur und weniger Gütertransporte. Zudem hat die SBB während des Lockdowns Mieten erlassen oder reduziert sowie zusammen mit der ÖV-Branche umfangreiche Kulanzmassnahmen für Abo-Kundinnen und -Kunden umgesetzt. All dies schlägt sich im Konzernergebnis von -617 Millionen Franken nieder (Vorjahr: +463 Millionen Franken). Es ist der grösste Verlust seit der Ausgliederung der SBB vom Bund in eine Aktiengesellschaft. Die verzinsliche Nettoverschuldung ist um 1,5 Milliarden Franken gestiegen. Aufgrund des tiefen operativen Cashflows (EBITDA) und der erhöhten Verschuldung liegt der Schuldendeckungsgrad bei 21,6 und damit deutlich über der vom Bund geforderten Höchstgrenze von 6,5.

Die SBB hat im Frühling 2020 mit Sparmassnahmen auf die Einnahmeausfälle reagiert, etwa mit einem Einstellungsstopp in der Verwaltung, dem Abbau von Gleitzeit- und Ferienguthaben und der Verschiebung respektive Streichung von Projekten und Investitionen. Diese Massnahmen leisteten einen Beitrag in dreistelliger Millionenhöhe. Zur Absicherung der Zahlungsfähigkeit hat der Bund die Kreditlimite um 550 Millionen Franken erhöht. Zudem haben Bund und Parlament im zweiten Halbjahr 2020 eine Unterstützung für den ÖV verabschiedet, um bei den Transportunternehmen die Covid-bedingten Einnahmeausfälle in den abgeltungsberechtigten Bereichen Infrastruktur und Regionalverkehr sowie beim Güterverkehr abzufedern. In den eigenwirtschaftlichen Bereichen Fernverkehr und Immobilien muss die SBB die Einnahmeausfälle selbst tragen.

Die finanzielle Lage der SBB bleibt auch in den nächsten Jahren sehr angespannt. Die SBB wird die Sparmassnahmen konsequent weiterführen und auf allen Ebenen das Kostenbewusstsein schärfen.

Mit weniger Zugunfälle und pünktlicher unterwegs

Die Sicherheit, Pünktlichkeit, Kundenzufriedenheit und auch das Image (2020: 66,6 Punkte, 2019: 64,7 Punkte) haben sich jedoch verbessert. Die SBB verzeichnete im Jahr 2020 weniger Berufs-, Rangier- und Zugunfälle als im Vorjahr. Die Kundenpünktlichkeit lag bei 93,4 Prozent (Vorjahr: 90,6 Prozent) und die Zugpünktlichkeit bei 95,7 Prozent (Vorjahr: 94,2 Prozent). Auch die Sendungspünktlichkeit von Cargo hat sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Gestiegen sind im Vergleich zum Vorjahr auch die Personalzufriedenheit und auch die Personalmotivation der SBB Mitarbeitenden.

Der Fachkräftemangel hat sich im Jahr 2020 wegen der Pandemie aber verschärft. Aufgrund von fehlendem Lokpersonal fielen Zugverbindungen aus, wofür sich die SBB entschuldigt. Ab Mitte 2021 wird sich die Situation entspannen, die Ausbildungsklassen sind voll. Lokführerinnen und Lokführer werden künftig für mehr Strecken und Fahrzeugtypen geschult und flexibler einsetzbar sein.

(TN)