Rail & Road

Der TCS erwartet in diesem Sommer mehr lokale Verkehrsüberlastungen als sonst üblich. Bild: Schwoaze

Die Schweizer Stausituation wird diesen Sommer anders sein

Mehr Stau an den üblichen Problempunkten, dafür weniger Stau am Gotthard: Das Im-Land-bleiben vieler Schweizer im Sommer 2020 wird sich auch auf der Strasse bemerkbar machen.

Für Daheimgebliebene waren die Sommermonate bisher immer wunderbar: Weniger Verkehr auf der Strasse, weniger Leute im ÖV, mehr Platz in den eigenen Städten. Dies natürlich, weil ein Gros der Schweizer Bevölkerung im Ausland Sommerferien genoss. Lediglich an neuralgischen Punkten wie dem Gotthardtunnel war die Verkehrsbelastung noch höher als üblich, dort jeweils vor allem Samstags im Juli südwärts und an Wochenenden im August nordwärts.

Dieses Jahr dürfte die Situation auf den Strassen eine ganz andere sein. Dies, weil mehr Schweizer als sonst Ferien im Heimatland verbringen werden, natürlich aufgrund der Corona-Krise, und und aus ebendiesem Grund werden auch weniger Ausländer südwärts (und später nordwärts) durch die der Schweiz fahren. Der Touring-Club Suisse (TCS) kann das Interesse der Schweizer an Ferien im eigenen Land belegen: Die Auslastung der TCS-Campingplätze anhand der Buchungen wird in den kommenden Monaten zwischen 50% und 70% über Vorjahr liegen; viele Plätze seien bereits ausgebucht. Besonders beliebt sind Plätze an Gewässern oder in den Bergen.

«Da Viele ihre Ferien in der Schweiz verbringen werden, ist damit zu rechnen, dass es vermehrt zu lokalen Verkehrsüberlastungen bei Ausflugszielen kommt», schreibt der TCS. Vermehrt zu Staus dürfte es laut ViaSuisse auf den Autobahnabschnitten Zürich-Winterthur, Flums-San Bernardino und Morges-Lausanne kommen. Aufgrund der Einreisvorschriften der Nachbarländer aber auch der Schweiz, könnte es auch an den Schweizer Grenzen teilweise zu grösseren Staus kommen, insbesondere an den Grenzübergängen Genf-Bardonnex, Chiasso-Brogeda sowie an den Grenzübergängen Basel-St. Louis und Basel-Weil.

Entspanntere Lage am Gotthard

Demgegenüber wird sich die Stausituation am Gotthard wohl anders zeigen. «Es ist sicher mit weniger Stau zu rechnen», schreibt der TCS. Wie bereits erwähnt aus dem Grund, dass nicht nur Schweizer zu Hause Ferien machen, sondern die ganze europäische Bevölkerung.

Ein Indiz dafür, dass weniger Transitverkehr stattfinden wird, könnten folgende Zahlen sein: Der deutsche ADAC wertete die Routenplanungen seiner Mitglieder zwischen Januar und Mai 2020 aus. Dabei fiel auf, dass dieses Jahr 48,5% der Anfragen Routen in Deutschland betrafen. Das sind markant mehr, als Routen in Italien angefragt wurden (9,5%), oder in Österreich (5,3%) oder Kroatien (5,1%). Zum Vergleich: In derselben Zeitperiode 2019 fragten ADAC-Mitglieder zu 36,5% nach Routen in Deutschland, massiv weniger als dieses Jahr – das Interesse nach Reiserouten in Italien war hingegen mit 18,4% fast doppelt so gross wie dieses Jahr. Ebenso wurden 2019 mehr Fahrrouten in Kroatien (6,7%) und Österreich (6,4%) abgefragt.

(JCR)