Rail & Road

Am Wochenende eine malerische Zugfahrt nach Chillon unternehmen? Das BAG rät noch immer von touristischen Reisen ab. Bild: SBB CFF FFS

«Wichtig für den Öffentlichen Verkehr ist im Moment, das Vertrauen zurückzugewinnen»

Schweizerinnen und Schweizer sind seit dem Lockdown wieder mehr mit dem Velo und Auto unterwegs. Travelnews hat bei der SBB und dem Verband öffentlicher Verkehr nachgefragt, wie dieser Entwicklung entgegengewirkt werden soll.

Die Coronavirus-Krise hat den öffentlichen Verkehr hart getroffen. Das Bundesamt für Gesundheit rät noch immer von Freizeitreisen ab und empfiehlt, wenn immer möglich, im Homeoffice zu arbeiten. Mit Folgen: Nachdem der Lockdown am 17. März ausgerufen wurde, gingen die Passagierfrequenzen der SBB um 90 Prozent zurück. Als das Angebot ab Ende April wieder langsam hochgefahren wurde, verzeichnete das Unternehmen noch ein Minus von 70 Prozent. Am 11. Mai erfolgte der zweite Ausbauschritt auf dem Weg zurück zum Normalangebot; erste Rückmeldungen des SBB-Personals zeigen einen weiteren Anstieg der Passagierfrequenzen, jedoch können dazu noch keine genauen Zahlen genannt werden, wie SBB-Sprecher Oliver Dischoe auf Anfrage von Travelnews sagt.

In einem Beitrag vom 10. Mai 2020 veröffentlichte die «NZZ am Sonntag» jedoch Daten der «Swiss Climate Challenge», welche belegen, dass die Schweizer Bevölkerung während des Lockdowns besonders oft auf das Velo und und Auto umgestiegen sind. In China zeichnet sich ein ähnliches Bild ab - und setzt sich auch nach diversen Lockerungen fort. Dieser Trend bereitet dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) zwar Sorgen, er hat aber dennoch Hoffnung: «Mittel- und langfristig gibt es nur eine klimafreundliche Alternative für den Verkehr: den öffentlichen Verkehr. Darum ist es richtig und wichtig, dass Bund und Kantone weiterhin in die Leistungsfähigkeit des Öffentlichen Verkehrs investieren», sagt Roger Baumann, Verantwortlicher Kommunikation beim Verband Öffentlicher Verkehr gegenüber Travelnews. Es sei aber durchaus denkbar, dass die Pandemie das Nutzungsverhalten vom ÖV aktuell beeinflusse.

Vertrauen zurückgewinnen

Die SBB und PostAuto haben Ende April als Systemführerinnen in der ausserordentlichen Lage das Schutzkonzept in Absprache mit den Bundesämtern für Verkehr und Gesundheit für den öffentlichen Verkehr vorgestellt. Das Konzept basiert auf Eigenverantwortung und Solidarität der Reisenden und so wird beispielsweise empfohlen, Hygienemasken zu tragen, falls der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Dies ist aber lediglich eine Empfehlung und keine Pflicht. «Das Personal der SBB hat keine Überwachungsfunktion. Unsere Mitarbeitenden werden Reisende aber wenn nötig auf die empfohlenen Massnahmen hinweisen», erklärt Dischoe gegenüber Travelnews.

Wann der Öffentliche Verkehr wieder das gleiche Volumen haben wird, «kann niemand sagen», gibt Roger Baumann zu bedenken, «wichtig für den öffentlichen Verkehr ist im Moment, das Vertrauen der Kundinnen und Kunden zurückzugewinnen». Um wieder vermehrt Menschen in den ÖV zu locken, versucht der Verband das Schutzkonzept in der öV-Branche bekannt zu machen und zeigt mit verschiedenen Kommunikationsmassnahmen auf, dass der öffentliche Verkehr völlig unbedenklich genutzt werden kann.

Fakt ist aber, dass dem gesamten öffentlichen Verkehr zurzeit noch die Hände gebunden sind. Das BAG empfiehlt der Schweizer Bevölkerung noch immer, auf touristische Reisen zu verzichten. Gleichzeitig rät der Bundesrat, in diesem Jahr die Ferien in der Schweiz zu verbringen. Um Kunden für die Anreise im Zug zu begeistern, sind in Zukunft Werbekampagnen geplant, wie Baumann gegenüber Travelnews bestätigt.

(NWI)