Rail & Road

Gemäss Andreas Meier, dem Geschäftsleiter von Eurobus, schneiden Reisebusse im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern bei der Klimadiskussion gut ab. Bild: Eurobus

«50 Prozent der Firmen und Vereine kompensieren den CO2-Ausstoss»

Gregor Waser

Wie klimaschädlich sind Reisebusse? Eurobus-Geschäftsleiter Andreas Meier nimmt Stellung und sagt, für welche Distanzen Reisebusse geeignet sind.

Herr Meier, Flugscham greift um sich. Airlines sehen sich der Klimakritik ausgesetzt. Hat die Klimadiskussion auch die Busreise-Veranstalter erreicht?

Andreas Meier: Ja, durchaus. Wir erhalten derzeit einige Reaktionen von Kunden zum Thema. Wir können gleichzeitig feststellen, dass unsere Gäste vermehrt den CO2-Ausstoss kompensieren. Die Kunden haben bei uns bei jeder Buchung die Möglichkeit, mit einem Klick ihren CO2-Ausstoss über myClimate zu kompensieren. Wir arbeiten seit 10 Jahren mit myClimate zusammen und erhalten jedes Jahr ein Zertifikat über die kompensierte CO2-Menge.

Wieviele Eurobus-Gäste kompensieren den CO2-Ausstoss?

Bei den Gruppenreisen ist der Anteil deutlich angewachsen. Schon 50 Prozent der Firmen und Vereine, die mit uns reisen, bezahlen den Kompensationsbeitrag. Wobei man auch sagen muss: dieser Betrag ist bei einer Reise mit uns nicht hoch. Zum Beispiel bei einer Nordkapreise fallen 15 Franken pro Person an. Bei Einzelbuchungen ist der Anteil jener, die den CO2-Ausstoss kompensieren, noch geringer; da liegt der Anteil bei etwa zehn Prozent.

«Der Reisebus verbraucht pro Person mit Abstand am wenigsten Energie»

Wo sehen Sie den Reisebus im Vergleich der Verkehrträger?

Der Reisebus zählt zu den umweltfreundlichsten motorisierten Verkehrsmitteln und schneidet im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern in der CO2-Bilanz sehr gut ab. Er verbraucht pro Person mit Abstand am wenigsten Energie. Daraus resultiert der geringe Schadstoffausstoss. Wir haben den Vergleich auf Eurobus.ch bildlich festgehalten.

Auf 100 Kilometern verbrauchen moderne Reisebusse nur noch 25 Liter Diesel. Bei 50 Personen an Bord ist das dann noch ein halber Liter pro Passagier - da muss sich der Reisebus im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern nicht verstecken. Der geringere CO2-Ausstoss ist das eine. Genauso wichtig für uns ist die Investition in moderne Reisebusse. Im Mai erhalten wir nun zehn modernste Mercedes-Busse, die in unserer Flotte von total 60 Reisebussen die älteren Modelle ersetzen und mit den mordernsten Antrieben und Sicherheitssystemen ausgestattet sind.

Wann kommt der erste Elektro-Bus?

Neben den 60 Reisebussen haben wir auch noch 180 Busse im Linienverkehr im Einsatz, davon 12 Hybridbusse. Zum Beispiel betreiben wir in Kreuzlingen TG den Stadtbus mit sechs Hybrid-Fahrzeugen, die einen Drittel weniger Treibstoff benötigen und somit weniger Schadstoffe ausstossen. Ein weiterer Vorteil von Hybrid-Bussen ist, dass die Bremswirkung in Energie umgewandelt werden kann. 2020 erhalten wir den ersten Elektrobus für unseren Linienbetrieb. Bei Reisebussen sind die Reichweite und die verfügbaren Ladestationen noch eine technische Herausforderung. Während der Linienbus nachts im Depot die grosse Batterie laden kann, ist dies bei einer Reise ans Nordkap nicht möglich. Für Tagesetappen von 600 oder 700 Kilometern sind die Batterien noch nicht ausreichend. In Deutschland hat Flixbus auf der Strecke Frankfurt - Mannheim einen vollelektrischen Bus als Versuch im Einsatz, das ist ein Anfang.

«Das Badeferien-Geschäft ist bei uns massiv eingebrochen»

Profitieren Sie als Busreiseanbieter davon, dass sich so etwas wie Flugscham verbreitet?

Jedes Verkehrsmittel hat seine Berechtigung. Bei Distanzen bis 600 Kilometern ist der Reisebus sehr sinnvoll. Auch Strecken bis nach Hamburg, also knapp 900 Kilometer, funktionieren bei uns gut.

Wie wichtig ist Ihnen der Schutz der Umwelt?

Glaubwürdiger Umweltschutz ist ein fester Bestandteil unserer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmenskultur. Wir sind ISO 14001 zertifiziert – die internationale Umweltmanagementnorm definiert weltweit gültige Kriterien für effiziente Umweltmanagementsysteme. Wir haben das Audit 2019 gerade vergangene Woche bestens bestanden.

Badeferien-Veranstalter verzeichnen bisher eine eher zurückhaltende Buchungslage. Wie läuft es bei Ihnen in diesem Jahr?

Das Badeferien-Geschäft ist bei uns in den letzten zehn Jahren massiv eingebrochen. Das Costa-Brava-Geschäft hat sich für Busreise-Veranstalter wegen den tiefen Flugpreisen praktisch erübrigt. Ansonsten verzeichnen wir eine sehr erfreuliche Buchungsentwicklung bei unseren Busreisen quer durch Europa, auch bei den Themenreisen und den Fluss-Bus-Kombinationen wird das ein gutes Jahr.