Rail & Road

Schweden liegt nicht gerade um die Ecke - und doch will das Land vermehrt Reisende per Zug zu sich locken. Bild: Svenske Jernbaner

Schweden lanciert Nachtzüge nach Europa

Das skandinavische Land macht weiterhin gegen Luftverkehr mobil. Die Regierung hat jetzt Nachtzüge ausgeschrieben.

Ein schwedisches Wort, welches jüngst weltweit für Aufsehen sorgte, ist «flygskam», also die «Flugscham». Immer mehr Schweden schämen sich zu fliegen, wegen dem ökologischen Abdruck, den die kommerzielle Fliegerei hinterlässt. Dass dies nicht nur Parolen von jugendlichen Idealisten sind, sondern durchaus ernst gemeintes politisches Programm, unterstreicht die neuste Initiative der schwedischen Regierung.

Nachtzüge von Schweden nach Kontinentaleuropa sollen schon in Kürze Realität werden. Die rot-grüne schwedische Regierung hat allein für dieses Jahr 50 Millionen Kronen (rund 5,37 Millionen Franken) im Budget für das Vorantreiben dieses Projekts und für eine Ausschreibung bei Eisenbahngesellschaften vorgesehen. Damit hat die Grüne Partei Schwedens ein Wahlkampfversprechen eingelöst.

Während die Grünen klimafreundliche Transport-Alternativen für Reisen quer durch Europa vorantreiben, tritt ausgerechnet die staatliche schwedische Eisenbahngesellschaft SJ auf die Euphoriebremse. Dieser zufolge will man künftig durchaus Nachtzüge nach Europa anbieten, doch dürfte es bis zur Realisierung nochmals rund zehn Jahre dauern. Dies, weil primär noch infrastrukturelle Projekte fertiggestellt werden müssen, etwa eine Brücke und ein Tunnel zwischen Lolland (Dänemark) und Fehmarn (Deutschland).

Regierung ignoriert Vorbehalt der Bahn

Trotz der Vorbehalte der eigenen Bahngesellschaft macht die schwedische Regierung aber schon jetzt Nägel mit Köpfen und verweist darauf, dass sich die SJ gerne am Bieterverfahren für Nachtzug-Lizenzen beteiligen könne. Die 50 Millionen Kronen sollen fest im Budget (welches am 10. April verabschiedet wird) verankert werden. Das Ziel seien ganz klar tägliche Nachtzüge zwischen Schweden und Europa, und dies in absehbarer Zukunft, wird Jakob Lundgren, Sprecher der schwedischen Vizepreministerin Isabella Lövin, in der Zeitung «The Local» zitiert.

Aktuell sei das schwedische Transportministerium damit beauftragt herauszufinden, welche europäischen Städte eine Bahn-Direktverbindung mit Schweden erhalten sollen.

(JCR)