Rail & Road

Geschäftsführer Roger Müri gibt in der Hauptzentrale in Bassersdorf einen Einblick in die ersten acht Monate von Eurobus swiss-express und einen Ausblick auf die Zukunft. Bild: TN

Eurobus swiss-express will das Fernbus-Angebot ausweiten

Nadine Billeter

Linienanpassungen, neue Doppelstockbusse, revolutionäre Pläne und noch viel Luft nach oben – Geschäftsführer Roger Müri zieht im Video-Interview Bilanz nach acht Monaten im nationalen Fernbus-Geschäft.

Acht Monate ist es nun her, seit der Busreisespezialist Eurobus mit der Tochterunternehmung Eurobus swiss-express ins nationale Fernbus-Geschäft eingestiegen ist. «Wir sind zwar noch weit von unserem Ziel entfernt, aber wir entwickeln uns in die richtige Richtung. Es dauert etwa zwei bis drei Jahre bis ein Unternehmen richtig im Markt etabliert ist – da sind wir keine Ausnahme», verkündete Roger Müri, Geschäftsführer von Eurobus swiss-express, an der gestrigen Medienkonferenz in der Hauptzentrale in Bassersdorf, «Die Weiterentwicklung des Angebots sowie die Bekanntheitssteigerung von Eurobus swiss-express stehen zurzeit im Fokus.»

Am 10. Juni 2018 nahm Eurobus swiss-express die ursprünglich geplanten Linien von Domo swiss-express mit 36 Haltestellen in der gesamten Schweiz in Betrieb. Am 9. Dezember 2018 wurden bereits erste Anpassungen vorgenommen. Einerseits wurde der Hub in Rothrist aus dem Liniennetz genommen, da die Hub-Funktion in der Praxis nicht wirklich funktionierte – Passagiere strandeten vermehrt in Rothrist, da sie infolge Verspätungen die Anschlussverbindungen verpassten. Zudem wurden die ursprünglichen 36 Haltestellen auf 19 gut stationierte und frequentierte Haltestellen reduziert. Diese Anpassung sorgte für eine Verkürzung der Fahrzeit sowie eine Erhöhung der Frequenz. Laut Roger Müri haben diese Linienanpassungen das Schweizer Fernbus-Angebot deutlich attraktiver gemacht.

Die neuen Doppelstockbusse

Ein weiteres Highlight, über dass sich Eurobus swiss-express freuen kann, sind die sechs neuen Doppelstockbusse mit jeweils 69 Plätzen, die seit Januar 2019 auf den Schweizer Strassen unterwegs sind. Die modernen Busse bieten gratis WLAN, einen Snackautomaten an Bord, hohen Komfort und viel Beinfreiheit. Die Besonderheit: Jeder Bus ist mit einer geräumigen Rollstuhltoilette sowie zwei Plätzen für Rollstühle ausgestattet. Diese zwei Plätze sind erst seit wenigen Tagen buchbar, daher kann noch kein Fazit über die Auslastung der Rollstuhlplätze gezogen werden.

Eine weitere Zusatzleistung, die Eurobus swiss-express seinen Kunden bietet, ist die Bus-Ortung in Echtzeit. Über das Smartphone kann auf der Webseite nachgeschaut werden, wo sich der Bus derzeit befindet und wann er ungefähr eintreffen wird.

Rund 4 Millionen Franken wurden in die Entwicklung und Herstellung der sechs Busse investiert. «Diese Summe spricht für unser Commitment. Wir glauben daran, dass dies mittelfristig gesehen eine tolle Geschichte ist», bekräftigte Roger Müri.

«Etablierte Partner sind wichtig für uns»

Die Kooperation mit Flixbus war ein wichtiger Schritt für das junge Tochterunternehmen von Eurobus. Die Fernbus-Tickets sind nicht nur über die Webseite von Eurobus swiss-express buchbar, sondern auch über die Webseite, die App sowie über die Verkaufsstellen von Flixbus. Auch die Partnerschaft mit der SBB als Vertriebspartner trägt zu einer positiven Entwicklung bei.

Eurobus swiss-express ist gut in das Schweizerische ÖV-Netz eingebunden: Passagiere können ein einziges Ticket kaufen, dass sowohl für den Fernbus wie auch für den normalen Bus, um an die Enddestination zu gelangen, benutzt werden kann. Zudem sind das GA und das Halbtax auf den Fahrten mit dem Doppelstockbus gültig. Bisher zeigt sich keine Kannibalisierung mit bestehenden ÖV-Angeboten, da der Anteil an Fahrgästen mit einem GA unter einem Prozent und der Anteil an Fahrgästen mit einem Halbtax unter fünf Prozent liegt.

Auch im Fernbus-Netz von Flixbus ist das Schweizer Unternehmen gut eingebunden, was den Fahrgästen die Möglichkeit gibt, auf eine Flixbus-Linie umsteigen zu können – ein einziges Ticket ist hier ebenfalls ausreichend.

«Wichtiger Schritt für das ÖV-Land Schweiz»

Ein wichtiger nächster Schritt, den Eurobus swiss-express gehen will, ist die Frühanbindung an Flughäfen sowie das Einführen von Nachtlinien. Das Team von Eurobus swiss-express hat die Problematik erkannt, dass die ersten ÖV-Verbindungen nicht auf die ersten Flugverbindungen reichen. Nun will der Busspezialist Verbindungen anbieten, die es Reisenden ermöglichen, vor 5 Uhr morgens an den Flughafen zu gelangen. Im Fokus steht der Flughafen Zürich, aber auch Genf und Basel sollen künftig erschlossen sein. «Dieses Angebot muss kommen und wird auch kommen. Die Schliessung dieser Angebotslücke ist für das ÖV-Land Schweiz ein wichtiger Schritt», bekräftigte Roger Müri gestern.

Doch wann genau dieses Angebot auf den Markt kommt, ist noch nicht bekannt. Zuerst muss eine Konzession eingeholt sowie das Gespräch mit den ÖV-Verbunden gesucht werden. Der Transportdienst innerhalb eines Verbundes wie dem ZVV ist dem Fernbus-Spezialist untersagt. Doch Roger Müri hofft darauf, dass sich die Verbunde für Verhandlungen bereit zeigen, da das geplante Angebot von Nacht- und Frühverbindungen für die Verbunde keine Konkurrenz bedeutet. Ausserdem muss eine Umschichtung des Tagesangebots stattfinden, um eine Zyklus zu schaffen, in den auch Nacht- und Frühverbindungen hinein passen.

Für dieses Vorhaben sind auch personelle Resourcen von Nöten. Für das Aufgleisen des neuen Produktes sowie die Steigerung der Bekanntheit von Eurobus swiss-express wird momentan eine Marketing-Stelle geschaffen.