Rail & Road

Die Geschäftsführer Kai Sannwald (l.) und Thorsten Lehmann (r.) schauen optimistisch in die Zukunft. Bild: TN

Sunny Cars mit Vollgas in ein schwieriges Reisejahr

Nadine Billeter

Am Hauptsitz in München verrieten die Sunny-Cars-Geschäftsführer Kai Sannwald und Thorsten Lehmann, wie sie ihr Mietwagen-Business trotz grossen Herausforderungen vorantreiben wollen – und wie wichtig Kunden- und Mitarbeiter-Zufriedenheit für den Geschäftserfolg sind.

«Abwarten war noch nie eine gute Strategie. Wir geben Vollgas», bekräftigte Thorsten Lehmann, Geschäftsführer von Sunny Cars, beim gestrigen Medien-Roundtable am Hauptsitz in München. Vor den versammelten Fachjournalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sprachen die Mietwagenunternehmer über die Herausforderungen, die sie im Jahr 2019 erwarten und erläuterten, mit welchen Massnahmen sie vorangehen wollen.

Aktuelle Marktsituation

«Es ist ein schwieriges Jahr zu erwarten, denn die aktuellen Buchungszahlen in der Gesamttouristik für das Reisejahr 2019 sind bislang nicht zufriedenstellend. Dennoch liegen wir mit der gesamten Sunny Cars Group im Vergleich zum Vorjahr nur leicht im Plus», stellte Firmengründer und Geschäftsführer Kai Sannwald fest. Da die Buchungszahlen von November 2017 bis Februar 2018 überdurchschnittlich hoch waren, verzeichnet der Mietwagenvermittler momentan nur ein geringes Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Der Monat Februar habe jedoch gut angefangen, liessen die Mietwagenunternehmer verlauten.

Beim letztjährigen Roundtable rechnete Thorsten Lehmann mit keinen Engpässen in den Top-Destinationen Spanien und Griechenland. Die aktuelle Buchungssituation zeigt einen Einbruch bei der wichtigsten Mietwagendestination Spanien. Hier bleibe abzuwarten, wie sich das Last-Minute-Geschäft entwickeln werde, meinte Kai Sannwald. Hingegen verzeichnet Griechenland ein überraschendes Plus von 16'500 Buchungen mehr als im Vorjahr.

Die Schweiz zeigt sich einmal mehr als lukrativer Quellmarkt für Sunny Cars. Vor allem was die Vorausbuchungsdauer angeht, werden Schweizer Kunden sehr geschätzt. Durchschnittlich drei Monate im Voraus buchen die Schweizer einen Mietwagen bei Sunny Cars. Auch bringen Mietwagenreisende aus der Schweiz den grössten Umsatz und sind am längsten mit dem Auto unterwegs.

«Wir geben Vollgas»

Mit dem Brexit und den anhaltenden Unruhen im Luftverkehr kommen einige Herausforderungen auf Sunny Cars zu. Die Flugverspätungen und -annullationen haben auch Auswirkungen auf das Mietwagengeschäft. Die Mitarbeiter von Sunny Cars müssen sich auf einen hohen Arbeitsaufwand für Umbuchungen und Stornierungen von Mietwagen einstellen.

Grossbritannien ist kein unbedeutender Quellmarkt für Sunny Cars. Demnach beschäftigt die Frage, ob die Briten weiterhin reisen und Mietwagen buchen werden, die Mietwagenunternehmer zurecht. Welchen Einfluss hätte das Ausbleiben von britischen Buchungen auf das Pricing? Und was machen die Vermieter mit den Fahrzeugen, die nur so rumstehen?

Die Mietwagen zum Spotpreis zu verschleudern käme nicht in Frage, versichern die Geschäftsführer. «Unser Geschäftsmodell hat sich bewährt. Der Weg, Kunden zu gewinnen, ist nicht einfach und sehr kostenintensiv. Aber es lohnt sich, denn unsere Kunden kommen wieder», teilte Thorsten Lehmann mit. Sunny Cars setzt nach wie vor auf Qualität und Service.

Aufbau einer Arbeitgebermarke

«Unser Ziel war es, eine Arbeitgebermarke zu kreieren. Und das haben wir geschafft», freute sich Thorsten Lehmann. Als Teil der Strategie will das Mietwagenunternehmen seinen Standort in München halten und qualifizierte Mitarbeiter für sich gewinnen. Dieses Unterfangen erfordere hohe Investitionen, doch um ein erfolgreiches Unternehmen zu führen, sei es unerlässlich, betonte Kai Sannwald.

Sunny Cars errichtete im vergangenen Jahr eine WG für neue Mitarbeiter und im November 2018 zog die Reservierungszentrale in den obersten Stock in ein neues, modernes und offen gestaltetes Grossraumbüro. Das neue Konzept löste anfangs Skepsis bei den Mitarbeitern aus, doch bereits nach zwei Wochen machte sich die Begeisterung bemerkbar. Durch die flexiblen Arbeitsplätze hat man ständig einen anderen Arbeitskollegen neben sich und so entstand eine ganz neue Teamdynamik. «Oben in der Reservierungszentrale haben unsere Mitarbeiter Spass. Und das ist es, was wir wollen. Wenn unsere Mitarbeiter zufrieden sind, machen sie einen guten Job und das macht unsere Kunden ebenfalls glücklich», so Thorsten Lehmann.

Das neue Grossraumbüro sorgt für eine offene Arbeitsatmosphäre mit flexiblen Arbeitsplätzen und Stehpulten. Zudem ist es der ruhigste Raum im Gebäude dank der guten Schalldämpfung. Bild: TN

In den nächsten drei bis fünf Jahren sind weitere Umbauten am Hauptsitz in München geplant, um eine offene Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Die Zentrale in den Niederlanden hat letztes Jahr ebenfalls eine Rundumerneuerung erhalten, an der sich die Mitarbeiter dort erfreuen.

Was die Zukunft bringt

Vorab-Registrierung beim Alles-Inklusive-Angebot

Sunny Cars hat sich das Ziel gesetzt, dass Mietwagenreisende, die ein Alles-Inklusive-Angebot buchen, sich in Zukunft bereits vorab registrieren. Dies würde den Abwicklungsprozess vor Ort um einiges beschleunigen. Dieses Verfahren soll bald bei rund 50 Prozent der Fahrzeugflottenanbieter möglich sein. Der Mietwagenvermittler erhofft sich dabei, dass andere Mietwagenanbieter nachziehen und so lange Wartezeiten am Zielort vermieden werden können.

24/7 Service

Für Notfälle gibt es bereits eine 24/7-Hotline. Doch Sunny Cars will in diesem Jahr ebenfalls eine 24/7-Hotline für Service-Angelegenheiten wie Kundenfragen oder -beratung einrichten. Dieses Unterfangen lässt sich jedoch nicht so einfach umsetzen, wie gedacht. Die Arbeitszeitregelung in Deutschland und auch in der Schweiz sowie Österreich ist sehr strikt. Der Mietwagenbroker fand aber eine Lösung: Ein Callcenter im Kosovo mit qualifiziertem Personal, das die Hauptsprachen Deutsch und Englisch spricht und sich zukünftig jederzeit um die Kunden kümmern wird. Dennoch will Sunny Cars nach wie vor so wenige Bereiche wie möglich outsourcen.

Neue Märkte erobern

Nach dem Launch einer französischen Website zum Ende des letzten Jahres wird der Aussendienst um einen Mitarbeiter in Frankreich erweitert. Auch in Skandinavien – konkret in Schweden und Norwegen – verstärkt der Mietwagenexperte seine Sales-Aktivitäten.

Mobile Voucher

«Ausdrucken ist nicht mehr zeitgemäss», mit diesen Worten verkündet Kai Sannwald, dass in Zukunft der Mietwagen-Voucher in das Apple Wallet zu laden und somit mobile verfügbar ist. Vorerst ist der Mobile Voucher bei zwei Partnern in Südafrika und auf den Balearen sowie Kanaren verfügbar. Das Ziel ist es aber, den Mobile Voucher auch bei anderen Partnern anzubieten.

Erster TV-Spot

Seit dem 7. Januar 2019 läuft der erste Versuch eines TV-Spots. Dieser Werbeauftritt im Fernsehen soll einerseits die Marke «Sunny Cars» stärken, aber auch die Partnerschaft zu den Reisebüros fördern. Denn bei jeder Werbemassnahme wird deutlich auf die Buchbarkeit von Sunny Cars-Mietwagen im Reisebüro aufmerksam gemacht.